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Vegan und nachhaltig: Welche innovativen Technologien können unsere Ernährung der Zukunft retten?

Vega­ne Alter­na­ti­ven könn­ten der Schlüs­sel zu einer nach­hal­ti­gen Zukunft sein. Neue Tech­no­lo­gien bie­ten Lösun­gen, um Umwelt­pro­ble­me durch die Lebens­mit­tel­pro­duk­ti­on zu redu­zie­ren.


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Die Zukunft unse­rer Ernäh­rung wird zuneh­mend vegan – und das nicht nur aus ethi­schen Grün­den, son­dern vor allem im Hin­blick auf den Umwelt­schutz. Der wach­sen­de Fleisch­kon­sum belas­tet unse­ren Pla­ne­ten mas­siv: von hohen CO₂-Emis­sio­nen bis hin zur Über­nut­zung wert­vol­ler Res­sour­cen wie Was­ser und Land. Um die­ser Ent­wick­lung ent­ge­gen­zu­wir­ken, bie­ten vega­ne Alter­na­ti­ven span­nen­de Lösungs­an­sät­ze. Ich habe mir die­se Metho­den näher ange­se­hen und möch­te sie euch vor­stel­len.

Technologische Fortschritte bei Fleischalternativen

Fleisch­lo­se Pro­te­in­quel­len sind ent­schei­dend, um einen glo­ba­len öko­lo­gi­schen Kol­laps zu ver­hin­dern, da der stei­gen­de Fleisch­kon­sum der wach­sen­den Welt­be­völ­ke­rung zu mas­si­ven Umwelt­pro­ble­men führt. Alter­na­ti­ven wie pflanz­li­cher Flei­scher­satz, In-vitro-Fleisch und Fer­men­ta­ti­on bie­ten Lösun­gen, um Pro­te­in­rei­che Nah­rung zu pro­du­zie­ren.

Zu pflanz­li­chen Flei­scher­satz muss ich sicher nichts aus­füh­ren, denn das ken­nen wir alle. Aber die bei­den ande­ren Sachen sind einer nähe­ren Betrach­tung wert.

Fermentation

Mushlabs setzt auf die Nut­zung von Spei­se­pil­zen, um inno­va­ti­ve Lebens­mit­tel zu ent­wi­ckeln, die sowohl neue Geschmacks­rich­tun­gen als auch ver­trau­te Fleisch­sor­ten wie Hähn­chen oder Rind­fleisch imi­tie­ren kön­nen. Dabei steht weni­ger die Nach­ah­mung von Fleisch im Vor­der­grund, son­dern die Nut­zung der natür­li­chen Aro­men und Kon­sis­ten­zen der Pil­ze. Das Start-up arbei­tet mit rund 30 Pilz­ar­ten, um Pro­duk­te wie Pilz­bur­ger oder ‑hack­bäll­chen her­zu­stel­len, die nicht nur reich an Pro­te­inen und Fet­ten, son­dern auch an oft ver­nach­läs­sig­ten Bal­last­stof­fen sind.[1]

Ein zen­tra­ler Vor­teil von Mushlabs’ Ansatz ist die Nut­zung orga­ni­scher Abfall­pro­duk­te wie Tres­ter oder Rück­stän­de aus der Lebens­mit­tel­in­dus­trie, die als Nähr­me­di­um für die Pilz­zucht die­nen. Das Pilz­my­zel wächst dabei in flüs­si­gen Nähr­me­di­en, was zu einem deut­lich schnel­le­ren Wachs­tum als bei tra­di­tio­nel­ler Pilz­zucht führt. Die­ses Ver­fah­ren erfor­dert wenig Platz, kann dezen­tral durch­ge­führt wer­den und ermög­licht eine ein­fa­che Qua­li­täts­kon­trol­le. Zudem kön­nen gezielt Nähr­stof­fe wie B‑Vitamine in den Her­stel­lungs­pro­zess ein­ge­bun­den wer­den, was die Pro­duk­te noch nähr­stoff­rei­cher macht.[2]

In-vitro-Fleisch

Von In-vitro-Fleisch haben sicher die meis­ten schon gehört. Doch die Sache ist nicht ohne, denn die Her­aus­for­de­run­gen bei der Her­stel­lung von Zell­fleisch lie­gen vor allem in der Kom­ple­xi­tät der not­wen­di­gen Kul­tur­me­di­en, die das Zell­wachs­tum för­dern. Lan­ge Zeit war man auf teu­res Rin­der­se­rum ange­wie­sen, das mora­lisch pro­ble­ma­tisch und teu­er ist. Der Durch­bruch kam durch die Ent­wick­lung tier­frei­er Medi­en, bei denen Wachs­tums­fak­to­ren aus Pflan­zen oder Algen gewon­nen wer­den. Den­noch bleibt die Erzeu­gung von Mus­kel- und Fett­zel­len im Labor tech­nisch anspruchs­voll, ins­be­son­de­re die rich­ti­ge Mischung aus Mus­kel­fleisch und Fett für kom­ple­xe­re Fleisch­pro­duk­te wie Steaks.[3]

Obwohl ers­te Zell­fleisch­pro­duk­te wie Chi­cken Nug­gets in Sin­ga­pur und den USA zuge­las­sen sind, wird es noch dau­ern, bis die­se Fleisch­al­ter­na­ti­ven den Mas­sen­markt errei­chen. Die Ska­lie­rung der Pro­duk­ti­on auf gro­ße Men­gen ist tech­nisch schwie­ri­ger als erwar­tet, und die Zulas­sungs­ver­fah­ren in Euro­pa sind noch nicht abge­schlos­sen.[4]

Vertikale Landwirtschaft und Urban Farming

Ver­ti­ka­le Land­wirt­schaft, bei der Obst und Gemü­se auf meh­re­ren Eta­gen in Städ­ten ange­baut wer­den, hat das Poten­zi­al, die Nah­rungs­mit­tel­pro­duk­ti­on der Zukunft zu revo­lu­tio­nie­ren. Durch den Ein­satz von LED-Beleuch­tung und com­pu­ter­ge­steu­er­ten Bewäs­se­rungs­sys­te­men kön­nen Pflan­zen in geschlos­se­nen Räu­men ohne Son­nen­licht und Erde wach­sen. Dies ermög­licht ganz­jäh­ri­ge Ern­ten und eine erheb­li­che Flä­chen­ein­spa­rung im Ver­gleich zur tra­di­tio­nel­len Land­wirt­schaft. Die größ­ten Vor­tei­le die­ser Metho­de sind der redu­zier­te Was­ser- und Dün­ger­ver­brauch sowie die Ver­mei­dung von Pes­ti­zi­den, da kei­ne Schäd­lin­ge in den geschlos­se­nen Sys­te­men exis­tie­ren. Ver­ti­ka­le Far­men könn­ten beson­ders in städ­ti­schen Bal­lungs­räu­men zur Lösung der Ernäh­rungs­pro­ble­me bei­tra­gen, die durch das Bevöl­ke­rungs­wachs­tum und die abneh­men­de land­wirt­schaft­li­che Nutz­flä­che ent­ste­hen.[5]

Trotz die­ser Vor­tei­le ste­hen ver­ti­ka­le Far­men jedoch vor Her­aus­for­de­run­gen. Der hohe Strom­ver­brauch, ins­be­son­de­re für die Beleuch­tung, macht die Pro­duk­ti­on der­zeit noch teu­er und ver­rin­gert die Umwelt­bi­lanz, wenn der Strom nicht aus erneu­er­ba­ren Quel­len stammt. Aus die­sem Grund lohnt sich der Anbau in ver­ti­ka­len Far­men der­zeit haupt­säch­lich für teu­re­re Pro­duk­te wie Blatt­ge­mü­se oder Arz­nei­pflan­zen, die mehr­mals im Jahr geern­tet wer­den kön­nen. Zudem gibt es noch Akzep­tanz­pro­ble­me bei Ver­brau­chern, die das High-Tech-Gemü­se als unna­tür­lich emp­fin­den. Den­noch könn­ten in kli­ma­tisch benach­tei­lig­ten Regio­nen, wie etwa dem Nahen Osten, ver­ti­ka­le Far­men durch die Nut­zung von Solar­ener­gie eine kos­ten­ef­fi­zi­en­te und nach­hal­ti­ge Lösung dar­stel­len.[6]

Fazit: Die Zukunft liegt in nachhaltigen Alternativen

Die stei­gen­de Nach­fra­ge nach tie­ri­schen Pro­duk­ten belas­tet unse­ren Pla­ne­ten enorm. Vega­ne Alter­na­ti­ven und tech­no­lo­gi­sche Inno­va­tio­nen wie In-vitro-Fleisch und ver­ti­ka­le Land­wirt­schaft bie­ten nicht nur umwelt­freund­li­che Lösun­gen, son­dern kön­nen auch eine ent­schei­den­de Rol­le dabei spie­len, die Ernäh­rung der wach­sen­den Welt­be­völ­ke­rung nach­hal­tig zu sichern. Wenn die­se Tech­no­lo­gien wei­ter­ent­wi­ckelt und breit ver­füg­bar gemacht wer­den, könn­te die Zukunft der Ernäh­rung nicht nur vega­ner, son­dern auch deut­lich umwelt­freund­li­cher sein.


Quellen

[1] Vgl. Spek­trum: Fleisch aus der Retor­te, von Gun­ther Wil­lin­ger, 01.20.2023, https://​www​.spek​trum​.de/​n​e​w​s​/​d​i​e​-​z​u​k​u​n​f​t​-​d​e​r​-​e​r​n​a​e​h​r​u​n​g​-​f​l​e​i​s​c​h​-​a​u​s​-​d​e​r​-​r​e​t​o​r​t​e​/​2​1​8​1​801, Abruf am 14.10.24

[2] Ebd.

[3] Vgl. Trans­gen: Fleisch aus Zell­kul­tur kommt auf den Markt: Ohne High-Bio­tech geht es nicht, https://​www​.trans​gen​.de/​l​e​b​e​n​s​m​i​t​t​e​l​/​2​7​0​0​.​f​l​e​i​s​c​h​-​z​e​l​l​k​u​l​t​u​r​-​b​i​o​t​e​c​h​n​o​l​o​g​i​e​.​h​tml, Abruf am 17.10.24

[4] Ebd.

[5] Vgl. Bun­des­in­for­ma­ti­ons­zen­trum Land­wirt­schaft: Ver­ti­cal Far­ming – Land­wirt­schaft in der Senk­rech­ten, 25.01.2024, https://​www​.land​wirt​schaft​.de/​w​i​r​t​s​c​h​a​f​t​/​b​e​r​u​f​-​u​n​d​-​b​e​t​r​i​e​b​/​t​r​e​n​d​s​-​u​n​d​-​i​n​n​o​v​a​t​i​o​n​e​n​/​v​e​r​t​i​c​a​l​-​f​a​r​m​i​n​g​-​l​a​n​d​w​i​r​t​s​c​h​a​f​t​-​i​n​-​d​e​r​-​s​e​n​k​r​e​c​h​ten, Abruf am 17.10.24

[6] Ebd.