Pünktlich vor Ostern noch ein kleiner Beitrag über faire und nachhaltige Schokolade. Ich habe mich dabei nicht nur auf vegane Leckereien bezogen, um auch Leute abzuholen, die eventuell erst auf dem Weg zu einer veganen Lebensweise sind.
Inhalt
- Fairtrade-Siegel: Verschiedene Modelle bei Schokolade
- Bio-Zertifizierung vs. Fairtrade – Unterschiedliche Schwerpunkte
- Vergleich ausgewählter Marken und Produkte
- Konkrete Produktempfehlungen (Supermarkt & Online)
- „Die Gute Schokolade“ von Plant-for-the-Planet
- GEPA „Grand Noir 85 %“ Tafel
- Zotter „Labooko Belize 72 %“ Tafel
- Vego Whole Hazelnut Bar (150 g)
- fairafric 70 % Dark Chocolate
- Rapunzel „Nirwana Vegan“ Nougat-Schokolade
- Gepa „Bio Café Blanc“ Pralinés
- Tony’s Chocolonely „Vollmilch Karamell Meersalz“
- Fazit
Fairtrade-Siegel: Verschiedene Modelle bei Schokolade
Schokolade mit Fairtrade-Zertifizierung stellt sicher, dass beim Anbau des Kakaos (und anderer Zutaten) bestimmte soziale und ökologische Standards eingehalten werden. Fairtrade-Siegel garantieren u.a. Mindestpreise für Kakao sowie eine zusätzliche Prämie für Gemeinschaftsprojekte, und sie verbieten ausbeuterische Kinderarbeit. Bei Schokolade gibt es allerdings unterschiedliche Fairtrade-Label, die verschiedene Modelle abbilden:
Schwarzes Fairtrade-Siegel (ohne Pfeil)
Alle Zutaten des Produkts, für die Fairtrade-Standards existieren (z.B. Kakao, Zucker, Vanille), sind vollständig fair gehandelt und physisch rückverfolgbar. Dieses Siegel wird oft bei Produkten mit nur einer Zutat verwendet (z.B. Kaffee), kann aber auch auf einer Schokolade stehen, wenn 100 % der Zutaten fair beschafft und getrennt verarbeitet wurden. Hier kann man sicher sein: Es sind nur faire Zutaten enthalten.
Fairtrade-Siegel mit schwarzem Pfeil
Dieses Zeichen findet sich auf Mischprodukten (mit mehreren Zutaten) oder wenn Mengenausgleich angewendet wird. Bei Mischprodukten bedeutet es, dass alle verfügbaren Zutaten (wie Kakao, Zucker, Vanille) aus Fairtrade-Quellen stammen und mindestens 20 % des Gesamtprodukts Fairtrade-zertifiziert sind. Der Pfeil verweist auf der Verpackungsrückseite auf Details zur Beschaffung. Mengenausgleich wiederum erlaubt, dass fair gehandelter Kakao (oder Zucker usw.) auf dem Weg der Verarbeitung mit nicht-fairem vermischt wird – jedoch darf am Ende nur die Menge an Produkten als „Fairtrade“ verkauft werden, die der eingekauften fairen Rohstoff-Menge entspricht. Wichtig: Eine Fairtrade-Schokolade mit Pfeil muss nicht physisch den fair gehandelten Kakao enthalten – sie garantiert aber, dass die entsprechende Menge Kakao fair zugekauft wurde. Dieses Modell nennt man auch das Fairtrade-Kakaoprogramm (bzw. Rohstoffsiegel). Fairtrade begründet den Mengenausgleich damit, dass bei Kakao & Co. eine strikte Trennung über alle Verarbeitungsschritte oft nicht praktikabel ist.
Weißes Fairtrade-Rohstoff-Siegel
Dieses Label signalisiert, dass einzelne Rohstoffe aus Fairem Handel stammen – z.B. ein Müsli mit dem weißen Siegel Fairtrade Kakao enthält fair gehandelten Kakao, aber nicht zwingend faire Zutaten insgesamt. Bei Schokolade steht ein solches Programmsiegel häufig für Produkte, bei denen nur der Kakao fair eingekauft wurde (ggf. im Mengenausgleich), während andere Zutaten konventionell sein können. Dieses Modell bietet Unternehmen einen niedrigschwelligeren Einstieg, wahrt aber nicht den Anspruch einer durchgehend fairen Zutatenkette, den das klassische Siegel erfüllt.
Zusammenfassung
Das klassische Fairtrade-Produktsiegel (schwarz, ohne Pfeil) stellt die höchste Fairtrade-Stufe dar (alle möglichen Zutaten fair gehandelt). Das Rohstoffsiegel (weiß oder mit Kakao-Pfeil) kennzeichnet die reduziertere Fairtrade-Variante, bei der etwa nur Kakao zu Fairtrade-Bedingungen gehandelt wurde. Ihr solltet also genau aufs Label achten. Ein Fairtrade-Pfeil auf der Schokolade bedeutet fairer Handel, aber eben unter den genannten Abstrichen. Dennoch gilt: Durch den Kauf jeglicher Fairtrade-zertifizierter Schokolade wird ein Beitrag geleistet, die Bedingungen in der Kakaoindustrie zu verbessern – und man „macht nichts falsch“. Lediglich bei Herstellern ohne jedes Sozial- oder Nachhaltigkeitssiegel ist Vorsicht angebracht.
Bio-Zertifizierung vs. Fairtrade – Unterschiedliche Schwerpunkte
Oft tragen Schokoladen sowohl ein Fairtrade- als auch ein Bio-Siegel. Trotzdem sind „fair“ und „bio“ nicht das Gleiche. Während Fairtrade vor allem ein Sozialsiegel ist, das auf gerechte Bezahlung und Arbeitsbedingungen in den Anbauländern abzielt, konzentriert sich ein Bio-Siegel auf die ökologischen Anbaumethoden (z.B. Verzicht auf synthetische Pestizide und Gentechnik).
Bio (durch das EU-Bio-Siegel und Bio-Verbände zertifiziert) garantiert, dass mindestens 95 % der Zutaten aus ökologischem Landbau stammen. Das bedeutet u.a. keine chemisch-synthetischen Pestizide oder Kunstdünger, Umwelt- und Tierschutzauflagen sowie unabhängige staatlich anerkannte Kontrollen. Bio schont also die Umwelt und Gesundheit, sagt aber nichts über die Bezahlung der Bauern oder soziale Projekte aus.
Fairtrade hingegen garantiert soziale Mindeststandards, Mindestpreise und Prämien für Farmer, Versammlungsfreiheit, Verbot von Kinderarbeit etc., und enthält auch einige Umweltauflagen (z.B. verbotene Pestizide, Schulungen für nachhaltige Anbaumethoden). Jedoch sind diese Umweltkriterien bei Fairtrade nicht so streng wie im Bio-Anbau. Fairtrade-Produkte können konventionell oder bio angebaut sein – beides ist möglich.
Wichtig zu wissen: Bio ist rechtlich geschützt, „Fairtrade“ als Begriff dagegen nicht. Das Fairtrade-Siegel wird von unabhängigen Organisationen vergeben (z.B. TransFair e.V. in Deutschland) , während „Bio“ in der EU gesetzlich definierte Mindeststandards hat.
In der Praxis kombinieren viele Hersteller beide Ansätze: Über 70 % der Fairtrade-zertifizierten Lebensmittel in Deutschland tragen auch ein Bio-Siegel. Gerade bei Kakao ist die Doppel-Zertifizierung verbreitet – laut TransFair e.V. sind z.B. 90 % der Fairtrade-Trinkschokoladen auch bio. Fairtrade selbst fördert die Umstellung auf Bio, sobald die Mehreinnahmen durch den fairen Handel dies ermöglichen. Dennoch gibt es bewusst Fairtrade ohne Bio, um auch ärmeren Kleinbauern den Marktzugang zu ermöglichen – zu strenge Bio-Auflagen von Anfang an könnten sonst kleine Kooperativen ausschließen.
Vergleich ausgewählter Marken und Produkte
Um den Überblick zu erleichtern, vergleicht die folgende Tabelle einige Schokoladenmarken und Produkte, die in Deutschland für faire und nachhaltige Schokolade bekannt sind. Berücksichtigt sind Fairtrade- und Bio-Kriterien, vegane Angebote sowie Herkunft/Produktion. Diese Auswahl zeigt die Vielfalt – von Fairtrade-Pionieren über Startups bis zu internationalen Akteuren:
Wie die Tabelle zeigt, gibt es sowohl deutsche Marken (z.B. GEPA, Rapunzel, Vego) als auch Nachbarländer-Marken (Zotter aus AT, Tony’s aus NL, fairafric mit Ghana/DE Bezug), die Fairtrade und Nachhaltigkeit vorbildlich umsetzen. Gemeinsam ist vielen: Sie sind Bio und Fairtrade zugleich, und etliche bieten vegane Sorten an, was den Genuss auch für uns Veganer*innen attraktiv macht.
Konkrete Produktempfehlungen (Supermarkt & Online)
Abschließend habe ich noch einige empfehlenswerte Schokoladenprodukte mit fairem und nachhaltigem Profil rausgesucht. Alle könnt ihr in Deutschland kaufen – sei es im Supermarkt, Bio-Laden, Weltladen oder Online-Shop:
„Die Gute Schokolade“ von Plant-for-the-Planet
Eine Vollmilchschokolade (gibt es auch als Zartbitter), die komplett Fairtrade-zertifiziert ist und klimaneutral produziert wird. Für 5 verkaufte Tafeln wird 1 Baum gepflanzt, was schon über 10 Millionen Bäume ermöglicht hat. Laut Stiftung Warentest (12/2018) ist sie geschmacklich top. Diese Schokolade ist in vielen Supermärkten (u.a. Rewe, Edeka, dm) für ~2€ erhältlich – ein tolles Einsteigerprodukt, das zeigt, wie Fairtrade und ein guter Zweck Hand in Hand gehen.
GEPA „Grand Noir 85 %“ Tafel
Edle Bitterschokolade mit 85 % Kakaoanteil, fair gehandelt und bio (Naturland). Intensiver Geschmack, vegan und ohne Emulgatoren. GEPA zahlt den Kakaobauern hier weit über Marktpreis, und der Kakao stammt aus langjährigen Partnerschaften in São Tomé. Eine ausgezeichnete Wahl für Liebhaber richtig dunkler Schokolade – erhältlich im Weltladen, Supermarkt oder online.
Zotter „Labooko Belize 72 %“ Tafel
Bean-to-Bar-Schokolade aus Einzelursprungskakao (Belize), 72 % Kakao, bio & Fairtrade. Zotter verarbeitet diese Edelkakaos schonend in Österreich. Das Ergebnis ist eine fruchtige Dunkelschokolade mit Herkunftsprofil. Durch Zotters fairen Direkthandel und WFTO-Zertifizierung unterstützt ihr hier ein Modell, das über Fairtrade-Standards hinausgeht. Online bei Zotter oder in spezialisierten Läden erhältlich.
Vego Whole Hazelnut Bar (150 g)
Der berühmte vegane Haselnuss-Schokoriegel. Bio + Fairtrade (enthält fair gehandelten Haselnussnougat, Kakao, Zucker) und dabei unglaublich lecker – oft als „größter und bester vegane Schokoriegel“ bezeichnet. Geschmacklich erinnert er an bekannte Nuss-Schokoladen, kommt aber ohne Milch aus. Ideal für Naschkatzen, in vielen Bio-Supermärkten und veganen Shops sowie online verfügbar.
fairafric 70 % Dark Chocolate
Dunkle Tafel mit 70 % Kakao, hergestellt in Ghana. Sie ist Fairtrade- und Bio-zertifiziert und zudem komplett in Westafrika produziert, wodurch deutlich mehr Wertschöpfung im Ursprung verbleibt. Geschmacklich vollmundig mit Noten gerösteter Nüsse. fairafric zahlt hohe Löhne in der lokalen Fabrik und setzt ein Zeichen gegen die koloniale Wertschöpfungsteilung. Erhältlich in Weltläden, bei einigen Supermarktketten und im Onlineshop von fairafric.
Rapunzel „Nirwana Vegan“ Nougat-Schokolade
Eine zart schmelzende Nougat-Tafel, die ohne Milch auskommt. Zutaten stammen aus Rapunzel’s Hand in Hand-Fairhandel (Kakao aus Bolivien, Zucker aus Paraguay, Haselnussmus aus der Türkei, etc.) und sind 100 % bio. Trotz vegan ist der Geschmack milchig-nussig und sehr harmonisch – viele merken kaum einen Unterschied zu klassischer Nougatschokolade. Zu finden im Naturkosthandel (z.B. Bio-Läden, Reformhäuser).
Gepa „Bio Café Blanc“ Pralinés
Für Pralinen-Liebhaber bietet GEPA auch etwas: Diese Pralinenmischung enthält helle und dunkle Schoko-Pralinen mit Kaffee-Note, fair gehandeltem Bio-Kakao und ‑Kaffee. Einige der Pralinen sind vegan, alle Zutaten sind aus fairen Quellen (Kakao aus Ghana/Kamerun, Zucker aus Paraguay, Kaffee aus Mexiko – jeweils Fairtrade-Kooperativen). Ein schönes Geschenk, das man im Weltladen oder GEPA-Onlineshop bekommt.
Tony’s Chocolonely „Vollmilch Karamell Meersalz“
Diese Sorte der niederländischen Marke ist inzwischen auch in deutschen Supermärkten ein Bestseller. Zwar nicht bio, aber Fairtrade (Tony’s bezieht Kakao aus Ghana und der Elfenbeinküste zu Fairtrade-Bedingungen) und vor allem extrem lecker: süße Karamellstückchen und eine Prise Salz in cremiger Vollmilchschokolade. Tony’s unkonventionelle große Chunk-Tafeln und das Storytelling auf der Packung machen das Thema fairer Kakao greifbar. Empfehlenswert für alle, die von Bitterschokolade noch nicht überzeugt sind, aber etwas Faires probieren möchten.
Diese Liste ist natürlich nicht vollständig – es gibt viele weitere tolle Marken: z.B. Divine Chocolate (eine von Kakaobauern mitbesessene Fairtrade-Marke aus Ghana/Großbritannien), Belvas (belgische Bio-Fairtrade-Pralinen), Original Beans (Luxus-Bioschokoladen mit Naturschutz-Mission), El Puente (Fairtrade-Weltladenmarke), Lovechock (Rohkost-Bio-Schokolade, NL) u.v.m. Wichtig ist, auf die Siegel zu achten und im Zweifel zu recherchieren, unter welchen Bedingungen die Lieblingsschokolade hergestellt wird. Findet ihr nichts dazu, kommt sie garantiert aus konventionellem Anbau und wird unter nicht-fairen Bedingungen hergestellt.
Fazit
Faire und nachhaltige Schokolade ist heute zum Glück in Deutschland leicht erhältlich – ob im Discounter, etabliertem Supermarkt oder im Bio- und Weltladen mit hochambitionierten Projekten. Fairtrade-Siegel helfen Verbraucher*innen, beim Schoko-Einkauf auf der gerechten Seite zu stehen. Sie garantieren soziale Mindeststandards, während Bio-Siegel die ökologische Dimension abdecken. Beide zusammen ergeben die nachhaltigsten Schokoprodukte. Achtet auf vertrauenswürdige Siegel und unterstützetspeziell Marken, die sich durch besondere Initiativen hervortun (z.B. lokale Produktion, zusätzliche Prämien, Bildungsprojekte). So wird Naschen zum doppelten Genuss – für euch und für die Menschen, die hinter dem Kakao stehen. In diesem Sinne: Guten Appetit ohne bitteren Beigeschmack!