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Wie kommen Veganer an Probiotika?

Die Bedeu­tung einer gesun­den Darm­flo­ra wird zuneh­mend erkannt, und Pro­bio­ti­ka spie­len dabei eine ent­schei­den­de Rol­le. Doch wie kön­nen wir vega­ne Leben­de von den Vor­tei­len pro­bio­ti­scher Lebens­mit­tel pro­fi­tie­ren? In die­sem Bei­trag beleuch­te ich, was Pro­bio­ti­ka sind, war­um sie wich­tig sind, und wie wir sie in unse­re Ernäh­rung inte­grie­ren kön­nen.


Inhalt


1. Was sind Probiotika?

Pro­bio­ti­ka sind leben­de Mikro­or­ga­nis­men, meist Bak­te­ri­en oder Hefen, die, wenn sie in aus­rei­chen­der Men­ge auf­ge­nom­men wer­den, posi­ti­ve gesund­heit­li­che Effek­te auf den mensch­li­chen Orga­nis­mus haben kön­nen. Sie unter­stüt­zen ins­be­son­de­re die natür­li­che Darm­flo­ra und tra­gen zur Erhal­tung eines gesun­den Gleich­ge­wichts der Darm­mi­kro­ben bei. Dies kann sich för­der­lich auf die Ver­dau­ung, das Immun­sys­tem und das all­ge­mei­ne Wohl­be­fin­den aus­wir­ken.[1]

Der Begriff „Pro­bio­ti­ka“ stammt übri­gens aus dem Grie­chi­schen und bedeu­tet „für das Leben“ (pro = für, bios = Leben). Im Gegen­satz dazu ste­hen Anti­bio­ti­ka, die „gegen das Leben“ wir­ken und sowohl schäd­li­che als auch nütz­li­che Bak­te­ri­en abtö­ten kön­nen.[2]

Wie wirken Probiotika?

Pro­bio­ti­ka ent­fal­ten ihre Wir­kung auf ver­schie­de­ne Wei­se:

  • Kon­kur­renz mit schäd­li­chen Mikro­or­ga­nis­men: Sie besie­deln die Darm­wand und ver­hin­dern so, dass patho­ge­ne Kei­me sich ansie­deln und ver­meh­ren.[3]
  • Stär­kung der Darm­bar­rie­re: Pro­bio­ti­ka för­dern die Pro­duk­ti­on von Schleim­stof­fen und ver­stär­ken die Bar­rie­re­funk­ti­on der Darm­schleim­haut.[4]
  • Modu­la­ti­on des Immun­sys­tems: Sie kön­nen das Immun­sys­tem sti­mu­lie­ren und regu­lie­ren, was zu einer ver­bes­ser­ten Abwehr von Krank­heits­er­re­gern führt.[5]
  • Pro­duk­ti­on von anti­mi­kro­biel­len Sub­stan­zen: Eini­ge Pro­bio­ti­ka pro­du­zie­ren Milch­säu­re und ande­re Stof­fe, die das Wachs­tum schäd­li­cher Bak­te­ri­en hem­men.[6]

Warum brauchen wir Probiotika?

1. Förderung einer gesunden Darmflora

Pro­bio­ti­ka unter­stüt­zen die Auf­recht­erhal­tung eines gesun­den Mikro­bi­oms im Darm. Ein Ungleich­ge­wicht der Darm­flo­ra, das als Dys­bio­se bezeich­net wird, kann zu ver­schie­de­nen gesund­heit­li­chen Pro­ble­men füh­ren, dar­un­ter Ver­dau­ungs­stö­run­gen, Ent­zün­dun­gen und ein geschwäch­tes Immun­sys­tem. Stu­di­en zei­gen, dass Pro­bio­ti­ka hel­fen kön­nen, die Darm­flo­ra nach Stö­run­gen wie Anti­bio­ti­ka­the­ra­pien oder Magen-Darm-Infek­tio­nen wie­der­her­zu­stel­len. Die Ver­brau­cher­zen­tra­le Deutsch­land betont, dass Pro­bio­ti­ka dabei hel­fen, das Gleich­ge­wicht der Darm­flo­ra zu sta­bi­li­sie­ren und zu schüt­zen.[7]

2. Unterstützung des Immunsystems

Ein Groß­teil des Immun­sys­tems befin­det sich im Darm, und eine gesun­de Darm­flo­ra ist ent­schei­dend für eine star­ke Immun­ab­wehr. Pro­bio­ti­ka tra­gen zur Modu­la­ti­on des Immun­sys­tems bei, indem sie die Pro­duk­ti­on von Immun­zel­len und Anti­kör­pern wie IgA för­dern, die im muko­sa­len Immun­sys­tem (Schleim­häu­te) eine wich­ti­ge Rol­le spie­len.

3. Verbesserung der Verdauung und Linderung von Beschwerden

Pro­bio­ti­ka för­dern die Ver­dau­ung, indem sie die Enzym­pro­duk­ti­on und Nähr­stoff­auf­nah­me ver­bes­sern. Sie hel­fen auch bei der Lin­de­rung von Ver­dau­ungs­pro­ble­men wie Durch­fall, Ver­stop­fung und dem Reiz­darm­syn­drom (RDS).[8]

4. Schutz vor schädlichen Mikroorganismen

Pro­bio­ti­ka schüt­zen den Kör­per vor patho­ge­nen Kei­men, indem sie die Besied­lung des Darms durch schäd­li­che Mikro­or­ga­nis­men ver­hin­dern. Dies geschieht durch kom­pe­ti­ti­ve Hem­mung, bei der Pro­bio­ti­ka die Darm­wand besie­deln und somit ver­hin­dern, dass schäd­li­che Bak­te­ri­en oder Pil­ze sich aus­brei­ten. Außer­dem pro­du­zie­ren Pro­bio­ti­ka anti­mi­kro­biel­le Sub­stan­zen wie Milch­säu­re und Bak­te­rio­zi­ne, die das Wachs­tum uner­wünsch­ter Bak­te­ri­en hem­men.[9]

Vorsicht Falle! Probiotische Fertiglebensmittel

Wich­tig ist die Auf­nah­me natür­li­cher pro­bio­ti­scher Lebens­mit­tel, wie etwa: Joghurt, Kefir, Ayran, Las­si oder Dick­milch, aber auch milch­sau­er ver­go­re­ne Boh­nen, Möh­ren oder Sau­er­kraut. [10] (Die­se Auf­zäh­lung erfolgt unab­hän­gig vom vega­nen Sta­tus die­ser Lebens­mit­tel, dazu kom­me ich gleich.)

Pro­bio­ti­sche Fer­tig­ge­rich­te wie Joghurt­drinks, Shakes und Ähn­li­ches soll­ten gemie­den wer­den. Hier ist der Zucker­ge­halt zu hoch und vie­le unnö­ti­ge Zusatz­stof­fe ent­hal­ten. (Mehr zum The­ma „Hoch­ver­ar­bei­te­te Lebens­mit­tel“ fin­det ihr hier) Zumal die­se „Gesund-Lebens­mit­tel“ dazu ver­lei­ten, eine aus­ge­wo­ge­ne Ernäh­rung zu ver­nach­läs­si­gen.

Probiotika und vegane Ernährung

In der vega­nen Ernäh­rung ist die Auf­nah­me von Pro­bio­ti­ka beson­ders wich­tig, da vie­le tra­di­tio­nel­le pro­bio­ti­sche Lebens­mit­tel wie Joghurt oder Kefir auf tie­ri­schen Pro­duk­ten basie­ren. Wir vegan Leben­de müs­sen daher alter­na­ti­ve Quel­len fin­den, um die Vor­tei­le von Pro­bio­ti­ka zu nut­zen.

Vegane probiotische Lebensmittel

Es gibt zahl­rei­che vega­ne Lebens­mit­tel, die reich an Pro­bio­ti­ka sind:

  • Sau­er­kraut: Fer­men­tier­ter Weiß­kohl mit natür­li­chen Milch­säu­re­bak­te­ri­en.
  • Kim­chi: Korea­ni­sches fer­men­tier­tes Gemü­se­ge­richt auf Basis von Kohl und Ret­tich.
  • Tem­peh: Fer­men­tier­tes Soja­pro­dukt mit pro­bio­ti­schen Kul­tu­ren.
  • Miso:  Japa­ni­sche fer­men­tier­te Soja­boh­nen­pas­te für Sup­pen und Sau­cen.
  • Kom­bu­cha: Fer­men­tier­tes Tee­ge­tränk mit pro­bio­ti­schen Bak­te­ri­en und Hefen.
  • Pflanz­li­cher Joghurt: Aus Soja, Kokos­nuss oder Man­deln – die Joghurt­kul­tu­ren soll­ten dar­in noch leben
  • Was­ser­ke­fir: Fer­men­tier­tes Getränk auf Was­ser­ba­sis, ähn­lich dem tra­di­tio­nel­len Kefir, aber ohne Milch.

Fazit

Auch ohne tie­ri­sche Pro­duk­te kön­nen wir von den gesund­heit­li­chen Vor­tei­len pro­bio­ti­scher Lebens­mit­tel pro­fi­tie­ren. Durch die Inte­gra­ti­on fer­men­tier­ter, pflanz­li­cher Lebens­mit­tel in die Ernäh­rung lässt sich die Darm­ge­sund­heit för­dern und das all­ge­mei­ne Wohl­be­fin­den stei­gern. Es lohnt sich schon wegen des Geschmacks und er Abwechs­lung, die Viel­falt an vega­nen pro­bio­ti­schen Lebens­mit­teln in den Spei­se­plan zu inte­grie­ren.


Quellen

[1] Vgl. Hoch­schu­le Ful­da: „Infor­ma­ti­ons­blatt zum The­ma Pro­bio­ti­ka und Prä­bio­ti­ka“, Juli 2020, https://​www​.hs​-ful​da​.de/​f​i​l​e​a​d​m​i​n​/​u​s​e​r​_​u​p​l​o​a​d​/​R​I​G​L​/​M​o​D​i​V​e​/​P​r​a​e​-​P​r​o​b​i​o​t​i​k​a​_​I​n​f​o​r​m​a​t​i​o​n​s​b​l​a​t​t​.​pdf, Abruf am 04.11.24

[2] Vgl. Duden: „Das gro­ße Fremd­wör­ter­buch. Bios. Pro. Anti“, Biblio­gra­phi­sches Insti­tut & F. A. Brock­haus AG, 2000

[3] Vgl. Phar­ma­zeu­ti­sche Zei­tung: „Auf die Kei­me kommt es an“, 08.08.2005, https://www.pharmazeutische-zeitung.de/medizin1-32–2005/, Abruf am 04.11.2024

[4] Vgl. DAZ​.online: „Wie kön­nen Pro­bio­ti­ka für die Gesund­heit ein­ge­setzt wer­den?“, 09.07.2024, https://​www​.deut​sche​-apo​the​ker​-zei​tung​.de/​n​e​w​s​/​a​r​t​i​k​e​l​/​2​0​2​4​/​0​7​/​0​9​/​w​i​e​-​k​o​e​n​n​e​n​-​p​r​o​b​i​o​t​i​k​a​-​f​u​e​r​-​d​i​e​-​g​e​s​u​n​d​h​e​i​t​-​e​i​n​g​e​s​e​t​z​t​-​w​e​r​den, Abruf am 04.11.24

[5] Vgl. MDPI: „Pro­bio­tics Mecha­nism of Action on Immu­ne Cells and Bene­fi­ci­al Effects on Human Health“ von Mau­ro Tognon, Chia­ra Maz­ziot­ta, Fer­nan­da Mar­ti­ni, Ele­na Tor­reg­gia­ni, John Charles Roton­do, https://www.mdpi.com/2073–4409/12/1/184, Abruf am 04.11.24

[6] Vgl. DAZ​.online: „Wie kön­nen Pro­bio­ti­ka für die Gesund­heit ein­ge­setzt wer­den?“, 09.07.2024, https://​www​.deut​sche​-apo​the​ker​-zei​tung​.de/​n​e​w​s​/​a​r​t​i​k​e​l​/​2​0​2​4​/​0​7​/​0​9​/​w​i​e​-​k​o​e​n​n​e​n​-​p​r​o​b​i​o​t​i​k​a​-​f​u​e​r​-​d​i​e​-​g​e​s​u​n​d​h​e​i​t​-​e​i​n​g​e​s​e​t​z​t​-​w​e​r​den, Abruf am 04.11.24

[7] Vgl. NDR: „Pro­bio­ti­ka und Prä­bio­ti­ka: Gesun­de Darm­flo­ra auf­bau­en“ von Brit­ta Pro­bol und Ste­fa­nie Lam­bernd, 10.09.2024, https://​www​.ndr​.de/​r​a​t​g​e​b​e​r​/​g​e​s​u​n​d​h​e​i​t​/​P​r​o​b​i​o​t​i​k​a​-​u​n​d​-​P​r​a​e​b​i​o​t​i​k​a​-​D​a​r​m​f​l​o​r​a​-​a​u​f​b​a​u​e​n​,​d​a​r​m​g​e​s​u​n​d​h​e​i​t​1​0​0​.​h​tml, Abruf am 04.11.24

[8] Vgl. Magen­darm-Zen­trum: „Wirk­sam­keits­nach­weis durch kli­ni­sche Stu­di­en. Pro­bio­ti­ka bei

Reiz­darm­syn­drom“ von Hei­ner Kram­mer, Mar­kus Bluhm, 2/2012,  https://​magen​darm​-zen​trum​.de/​i​m​a​g​e​s​/​d​o​k​u​m​e​n​t​e​/​p​u​b​l​i​k​a​t​i​o​n​e​n​/​d​a​r​m​f​l​o​r​a​-​p​r​o​b​i​o​t​i​k​a​/​p​r​o​b​i​o​t​i​k​a​-​u​n​d​-​r​e​i​z​d​a​r​m​.​pdf, Abruf am 04.11.24

[9] Vgl. Vgl. DAZ​.online: „Wie kön­nen Pro­bio­ti­ka für die Gesund­heit ein­ge­setzt wer­den?“, 09.07.2024, https://​www​.deut​sche​-apo​the​ker​-zei​tung​.de/​n​e​w​s​/​a​r​t​i​k​e​l​/​2​0​2​4​/​0​7​/​0​9​/​w​i​e​-​k​o​e​n​n​e​n​-​p​r​o​b​i​o​t​i​k​a​-​f​u​e​r​-​d​i​e​-​g​e​s​u​n​d​h​e​i​t​-​e​i​n​g​e​s​e​t​z​t​-​w​e​r​den, Abruf am 04.11.24

[10] Vgl. Ver­brau­cher­zen­tra­le: Lebens­mit­tel mit spe­zi­el­len Bak­te­ri­en­kul­tu­ren (frü­her: “Pro­bio­ti­ka”), 15.07.24, https://​www​.ver​brau​cher​zen​tra​le​.de/​w​i​s​s​e​n​/​l​e​b​e​n​s​m​i​t​t​e​l​/​k​e​n​n​z​e​i​c​h​n​u​n​g​-​u​n​d​-​i​n​h​a​l​t​s​s​t​o​f​f​e​/​l​e​b​e​n​s​m​i​t​t​e​l​-​m​i​t​-​s​p​e​z​i​e​l​l​e​n​-​b​a​k​t​e​r​i​e​n​k​u​l​t​u​r​e​n​-​f​r​u​e​h​e​r​-​p​r​o​b​i​o​t​i​k​a​-​1​3​937, Abruf am 04.11.24