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Bioplastik oder Papiertüte: Wie hältst du es mit deinem Biomüll?

Müllraus­brin­gen ist immer ein The­ma in Fami­li­en. Wie hal­te ich es dabei mit dem Bio­müll? Sind Tüten aus Bio­plas­tik für die­sen Müll die bes­te Wahl? Ich kann euch schon so viel ver­ra­ten: Nein, sind es nicht. War­um das so ist. Lest ein­fach wei­ter.


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Wer bringt den Müll raus?

Ihr kennt das sicher, wenn es um das Raus­brin­gen des Mülls geht, kann es in Fami­li­en schnell zum Streit kom­men. Irgend­wie hat jedes Fami­li­en­mit­glied das Gefühl, nur es selbst wür­de immer den Müll raus­brin­gen und die ande­ren machen es nie. Bei uns ist das jeden­falls so. Und gera­de der Bio­müll ist immer das Auf­re­ger-The­ma. Die Kin­der wol­len ihn eigent­lich nie raus­brin­gen und – ich muss es zuge­ben – auch ich fin­de die­sen Müll oft eklig. Man den­ke nur an das fau­li­ge Was­ser, was sich immer auf dem Boden des Eimers sam­melt. Gera­de im Som­mer kommt dann auch noch der „woh­li­ge“ Geruch dazu, den die brau­ne Ton­ne aus­strömt.

Kompost?

Gut, wenn man einen Gar­ten direkt am Haus hat, dann kann der Bio­ab­fall gleich auf den Kom­post wan­dern. Was machen aber die Leu­te, die eben kei­nen Gar­ten in greif­ba­rer Nähe haben? Für Woh­nun­gen mit Bal­kon gibt es tat­säch­lich Bal­kon-Kom­pos­ter. Oft wer­den die auch als Wurm­kis­ten bezeich­net. Die sind echt prak­tisch, jedoch dür­fen nicht alle Bio-Abfäl­le dort hin­ein. Das ist genau wie bei einem nor­ma­len Kom­post­hau­fen. Fisch, Fleisch, Milch­pro­duk­te sind da ja eben­so Tabu. Wobei, die­ses Zeug bei uns vegan Leben­den nicht anfal­len soll­te. Aller­ding sind Zitrus­früch­te, Chil­lies und Ähn­li­ches für den Bal­kon-Kom­pos­ter bzw. die Wurm­kis­te auch nicht geeig­net. Kurz: Ein wenig Bio­müll muss so oder so in die Bio-Ton­ne. Und Leu­te, die eh kei­nen Bal­kon haben, die wer­den sowie­so ihren Bio­müll weg­schmei­ßen müs­sen.

Hier gibt es übri­gens ein infor­ma­ti­ves Video, wie ihr so eine Wurm­kis­te für den Bal­kon selbst bau­en und betrei­ben könnt: Kom­post für den Bal­kon

Beutel, oder nicht?

Nun hat­te ich bereits über den Bio­müll und das Raus­brin­gen des­sel­ben „phi­lo­so­phiert“. Am bes­ten ist es natür­lich, wenn man sich ein­fach den Müll­ei­mer schnappt, in wel­chem der Bio­müll sein Schläf­chen hält und den dann direkt in die brau­ne Ton­ne kippt. Doch sei­en wir ehr­lich: Wer macht das schon? Oft neh­men wir den Müll ja mit, wenn wir eh raus­müs­sen, also bei­spiels­wei­se früh vor der Arbeit. Dann von der Ton­ne noch­mal zurück­ge­hen, um den Müll­ei­mer zurück­zu­brin­gen? Das ist ein­fach zu auf­wen­dig. Und sowie­so, hat man den Bio­müll nicht inner­halb von zwei bis drei Tagen her­aus­ge­bracht, dann ent­steht das schon erwähn­te Faul­was­ser. Dass dann mit dem Eimer aus­schüt­ten und dann den Eimer noch aus­wa­schen müs­sen, weil er ja stinkt und – ne, das ist ein­fach für die wenigs­ten Men­schen eine annehm­ba­re Vor­stel­lung.

Des­halb ver­wen­den vie­le von uns für den Bio­müll auch Beu­tel. Den muss man sich nur schnap­pen, ab in die Ton­ne damit und Tschüss. Sicher­lich wis­sen wir, dass Plas­tik für die Umwelt nicht gut ist und des­halb kau­fen wir dann extra Müll­beu­tel aus Bio­plas­tik. Doch ist das über­haupt klug?

Bioplastik für Biomüll geeignet?

Bio­plas­tik ist erst­mal ein echt weit gefass­ter Begriff. Er wird ver­wen­det, um Kunst­stof­fe zu beschrei­ben, die aus erneu­er­ba­ren Bio­mas­sen­quel­len wie Pflan­zen­ölen, Mais­stär­ke, Stroh, Holz­spä­nen und sogar in bestimm­ten bak­te­ri­el­len Pro­zes­sen her­ge­stellt wer­den. Bio­plas­tik kön­nen wir in bio­ba­siert und bio­lo­gisch abbau­bar ein­tei­len[1]:

Bio­ba­sier­te Kunst­stof­fe wer­den aus bio­lo­gi­schen Mate­ria­li­en her­ge­stellt. Sie müs­sen aber nicht unbe­dingt bio­lo­gisch abbau­bar sein.[2]

Bio­lo­gisch abbau­ba­re Kunst­stof­fe kön­nen unter bestimm­ten Bedin­gun­gen durch Mikro­or­ga­nis­men abge­baut wer­den. Die Bedin­gun­gen für die bio­lo­gi­sche Abbau­bar­keit vari­ie­ren aller­dings. Das bedeu­tet, dass nicht alle bio­lo­gisch abbau­ba­ren Kunst­stof­fe sich wirk­lich in natür­li­chen Umge­bun­gen wie Mee­ren oder Wäl­dern zer­set­zen. Eini­ge benö­ti­gen spe­zi­el­le indus­tri­el­le Kom­pos­tier­an­la­gen.[3]

Kom­pos­tier­ba­re Kunst­stof­fe gehö­ren zu den bio­lo­gisch abbau­ba­ren Kunst­stof­fen. Die zer­set­zen sich tat­säch­lich unter kom­pos­tie­ren­den Bedin­gun­gen voll­stän­dig in Was­ser, Koh­len­di­oxid und Bio­mas­se.[4]

Gut, denkt man sich jetzt, dann kau­fe ich eben Bio-Müll-Beu­tel, die kom­pos­tier­bar sind, das steht ja auf der Ver­pa­ckung. Und alles ist gut. Oder doch nicht?

Kompostierbare Mülltüten werden verbrannt

Lei­der sind kom­pos­tier­ba­re Müll­tü­ten aus Bio­plas­tik zu lang­sam für unse­re indus­tri­ell betrie­be­nen Kom­pos­tier­an­la­gen. Dort­hin wan­dert ja unser Bio­müll.

Hier mal ein Video (lei­der mit star­kem Dia­lekt) zum The­ma Kom­pos­tier­an­la­ge:

Bio­müll wird in den indus­tri­el­len Groß­an­la­gen inner­halb von 8 Wochen zu fer­ti­gem Kom­post. Aller­dings benö­tigt kom­pos­tier­ba­res Bio­plas­tik wesent­lich mehr Zeit, um zu ver­rot­ten. Des­halb wird es in den Anla­gen vor­her aus­sor­tiert und wie nor­ma­ler Plas­tik­müll behan­delt.[5] In der Regel wer­den die Beu­tel ver­brannt.

Fazit: Nehmt Papier

Wer sich ein wenig mit Kom­pos­tie­ren aus­kennt, weiß, Papier ist im Kom­post­hau­fen ein gern gese­he­ner Gast. Des­halb mein Rat: Wenn ihr euren Bio­müll ent­sorgt und eine Tüte neh­men wollt, dann bit­te Papier­tü­ten. Die ver­rot­ten schnell und haben in der Regel eine wesent­lich bes­se­re Öko­bi­lanz als Bio­plas­tik.  

Am bes­ten ist es natür­lich, den Bio­müll gleich, wenn er anfällt, zu ent­sor­gen 😉

In die­sem Sin­ne wünscht euch Einig­keit dar­über, wer den nächs­ten Müll raus­bringt.

Euer Simon


Quellen

[1] Vgl. FRAUNHOFER UMSICHT:  Bert­ling, J.; Bor­el­bach, P.; Hie­bel, M.; Kaba­sci, S.; Kopitz­ky, R.: Recy­cling von Bio­kunst­stof­fen – UMSICHT nimmt Stel­lung, UMSICHT Posi­ti­ons­pa­pie­re, Fraun­ho­fer-Insti­tut für Umwelt‑, Sicher­heits- und Ener­gie­tech­nik UMSICHT (Hrsg.), Ober­hau­sen, Juli 2018, https://​www​.umsicht​.fraun​ho​fer​.de/​c​o​n​t​e​n​t​/​d​a​m​/​u​m​s​i​c​h​t​/​d​e​/​d​o​k​u​m​e​n​t​e​/​p​u​b​l​i​k​a​t​i​o​n​e​n​/​2​0​1​8​/​p​o​s​i​t​i​o​n​s​p​a​p​i​e​r​-​r​e​c​y​c​l​i​n​g​-​v​o​n​-​b​i​o​k​u​n​s​t​s​t​o​f​f​e​n​.​pdf, Abruf am 26.02.24

[2] ebd.

[3] ebd.

[4] ebd.

[5] Vgl. BUND: Bio­lo­gisch abbau­ba­re Kunst­stof­fe, Stel­lung­nah­me des AK Abfall, 25. Janu­ar 2011, https://​www​.bund​.net/​f​i​l​e​a​d​m​i​n​/​u​s​e​r​_​u​p​l​o​a​d​_​b​u​n​d​/​p​u​b​l​i​k​a​t​i​o​n​e​n​/​c​h​e​m​i​e​/​a​b​f​a​l​l​_​b​i​o​k​u​n​s​t​s​t​o​f​f​e​_​s​t​e​l​l​u​n​g​n​a​h​m​e​.​pdf, Abruf am 26.2.2024