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Dürfen Veganer Honig essen?

Honig ist ein Genuss­mit­tel, was uns die Bie­nen besche­ren. Er soll­te also nicht auf dem Spei­se­plan von vegan leben­den Men­schen ste­hen. Aber Bie­nen wür­den auch ohne uns Honig sam­meln? Da kön­nen wir ihn doch naschen, oder?


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Vorweg

Ich muss vor­weg sagen, dass ich kei­nen Honig esse. Bei dem The­ma bin ich also befan­gen. Doch ich ken­ne eini­ge Leu­te, die als Vega­ner oder Vega­ne­rin nicht auf Honig ver­zich­ten wol­len. Sie füh­ren auch gute Grün­de an. Die füh­re ich jetzt aus und erläu­te­re, was dann aber gegen den Honig spricht und wo sich aus mei­ner Sicht ein Kom­pro­miss fin­den lässt.

Das spricht für Bienenhonig

1. Gesund und natürliche Süße

Mit Honig lässt sich natür­lich Süßen und gesund ist er eben­falls. Wie GEO berich­tet, ist er ein natür­li­ches Anti­sep­ti­kum, er bekämpft Akne, lin­dert leich­te Ver­bren­nun­gen, beru­higt den Magen und kann sogar gegen All­er­ge­ne immu­ni­sie­ren.[1]

2. Bienen sammeln Honig so oder so

Im Gegen­satz zu Milch­kü­hen, die immer wie­der und wie­der künst­lich befruch­tet wer­den müs­sen und denen man dann das Kälb­chen weg­nimmt, damit sie wei­ter Milch geben[2], sam­meln Bie­nen den Honig als Win­ter­vor­rat. Die Bie­nen wer­den also nicht gezwun­gen, wie die Kühe, son­dern sie machen es so oder so. Das Tier­wohl scheint dem­nach nicht gefähr­det zu sein, wenn wir Honig essen.

3. Bienen bestäuben Blüten – Kreislauf des Lebens

Jedes Kind weiß, dass Bie­nen Blü­ten bestäu­ben auf der Suche nach Nek­tar. Obst­bäu­me, Raps oder Son­nen­blu­men und natür­lich vie­le ande­re blü­hen­de Pflan­zen set­zen auf die klei­nen Insek­ten. Fast alle vega­nen Nah­rungs­mit­tel sind also essen­zi­ell auf die Bie­nen ange­wie­sen. Damit ist das doch ein tol­ler Kreis­lauf: Die Bie­nen sor­gen für eine tol­le Obst­ern­te und wir bekom­men den lecke­ren Honig.

Wichtige Fragen

Wenn wir den Bienen den Honig wegnehmen, wie überleben sie dann den Winter?

In der Anti­ke, Mit­tel­al­ter und auch noch weit bis in das 19. Jahr­hun­dert war es so, dass die Imker den Bie­nen nicht den gan­zen Honig weg­nah­men, son­dern nur die Über­pro­duk­ti­on. Dem Bie­nen­volk blieb noch genug, um die kal­ten Mona­te zu über­ste­hen.

Einen Teil Honig den Bie­nen las­sen? Das steht dem Gedan­ken der Gewinn­ma­xi­mie­rung unse­rer Gesell­schaft ent­ge­gen. Als mit der Indus­tria­li­sie­rung der Indus­trie­zu­cker auf­kam, war klar: Die Bie­nen kön­nen jetzt mit bil­li­gem Zucker­was­ser gefüt­tert wer­den. Zucker­rü­ben­si­rup oder Stär­ke­si­rup wer­den eben­so ver­wen­det. Es gibt auch Fut­ter­teig für Bie­nen, den Imker Ihren Bie­nen vor­set­zen, nach­dem sie deren Honig “geern­tet” haben.[3] Im End­ef­fekt soll damit erreicht wer­den, dass die Bie­nen aus die­sen süßen Stof­fen schnell wie­der einen Vor­rat für den Win­ter her­stel­len kön­nen.

Ist der neue Vorrat nicht genauso gut wie der gesammelte Bienenhonig?

Nun mag man den­ken: „Dann machen die Bie­nen sich eben einen neu­en Win­ter­vor­rat aus dem Zucker­was­ser. Ist doch nicht wei­ter wild.“ Doch Honig wird aus Nek­tar gewon­nen. Das ist ein Natur­pro­dukt aus der Pflan­zen­blü­te. Er ent­hält vie­le Stof­fe, von den wir noch nicht ein­mal wis­sen, was sie genau bewir­ken. Fakt ist, machen die Bie­nen aus Blü­ten­nek­tar Honig, ist der wesent­lich gehalt­vol­ler und gesün­der für die Bie­nen als der Honig, den sie aus Zucker oder Sirup her­stel­len. Der ech­te Honig ist sozu­sa­gen ein natür­li­cher Schutz für die Bie­nen.

Warum produzieren Bienen eigentlich so viel Honig?

Natür­lich ver­hält es sich bei den Bie­nen genau­so wie bei allen ande­ren Lebe­we­sen, die der Mensch nutzt bzw. aus­nutzt. So wer­den Schwei­ne auf Mas­se gezüch­tet, Kühe auf mög­lichst hohe Milch­ra­te, Hüh­ner auf eine hohe Lege­zahl und Bie­nen auf Ertrag. Es wer­den nur die Völ­ker gezüch­tet, die viel Ertrag brin­gen. Das bedeu­tet aber auch, dass die Viel­falt der Bie­nen­völ­ker abnimmt. Das führt zu immer emp­find­li­che­ren Bie­nen, die mit Krank­hei­ten, Umwelt­gif­ten etc. immer schlech­ter klar­kom­men. Im End­ef­fekt sind sie über­züch­tet.

Die Sache mit den Bienenfarmen

Dann gibt es noch die Bie­nen­far­men, in denen die Tie­re tat­säch­lich per­ma­nen­ten Stress und Quä­le­rei aus­ge­setzt sind. Bie­nen­kö­ni­gin­nen wer­den hier etwa die Flü­gel gestutzt oder neu gebil­de­te Köni­gin­nen­zel­len mit den her­an­rei­fen­den Jung­kö­ni­gin­nen abge­quetscht.[4] Alles, um einen höhe­ren Ertrag zu errei­chen.

Zudem wer­den die Bie­nen viel in der Gegend her­um­ge­fah­ren und kom­men in unter­schied­li­chen Regio­nen zum Ein­satz. Das klingt erst­mal nicht wei­ter schlimm, aber im End­ef­fekt sor­gen die­se Effi­zi­enz­bie­nen, die auf Leis­tung gezüch­tet wur­den, dafür, dass ande­ren Insek­ten kei­nen Nek­tar mehr fin­den. Die Bio­di­ver­si­tät geht zurück und das ist mehr als nur besorg­nis­er­re­gend.

Mehr Infor­ma­tio­nen dazu fin­det ihr hier: Ist Honig vegan? 8 Grün­de, war­um Honig nicht vegan ist

Ich finde Honig ist vertretbar, wenn:

Honig aus dem Super­markt soll­te gene­rell nie­mals gekauft wer­den. Selbst wenn er angeb­lich Bio oder fair gehan­delt ist. Es hän­gen ein­fach zu vie­le Mit­ver­die­ner dran. Ich glau­be nicht, dass es bei den Super­markt­prei­sen wirk­lich mög­lich ist, dass das Geld den Men­schen vor Ort zukommt. Und wie es den Bei­nen geht, kön­nen wir ein­fach nicht wis­sen.

Eigent­lich kann man Honig nur kau­fen, wenn die­ser von einem Imker aus der Regi­on kommt. Der soll­te auf jeden Fall einen guten Umgang mit sei­nen Bie­nen­völ­kern pfle­gen. Ist das gege­ben, wür­de ich sagen: Honig ist zwar nicht vegan, aber kann unter die­sem Umstand mit gutem Gewis­sen kon­su­miert wer­den.  

Meine Meinung

Ich den­ke, am bes­ten ist es, die Fin­ger vom Honig! Es gibt so vie­le lecke­re Alter­na­ti­ven wie etwa: Löwen­zahn­ho­nig, Ahorn­si­rup, Apfel- und Bir­nen­dick­saft oder Din­kel­si­rup.


Quellen:

[1] Vgl. GEO: „Honig — das flüs­si­ge Gold“ von Sol­vejg Hoff­mann, https://​www​.geo​.de/​w​i​s​s​e​n​/​g​e​s​u​n​d​h​e​i​t​/​1​7​3​2​8​-​r​t​k​l​-​s​u​p​e​r​f​o​o​d​-​h​o​n​i​g​-​d​a​s​-​f​l​u​e​s​s​i​g​e​-​g​old, Abruf am 30.01.23

[2] Vgl. Quarks: „So stresst die frü­he Tren­nung Kalb und Kuh“ von Anke Rie­del und Alex­an­dra Hos­tert (24.09.18, aktua­li­siert: 13.04.21), https://​www​.quarks​.de/​u​m​w​e​l​t​/​t​i​e​r​w​e​l​t​/​s​o​-​s​t​r​e​s​s​t​-​d​i​e​-​f​r​u​e​h​e​-​t​r​e​n​n​u​n​g​-​k​a​l​b​-​u​n​d​-​k​uh/, Abruf am 30.01.23

[3] Vgl. Baye­ri­sche Lan­des­an­stalt für Wein­bau und Gar­ten­bau: „Füt­te­rung von Bie­nen­völ­kern“, https://​www​.lwg​.bay​ern​.de/​m​a​m​/​c​m​s​0​6​/​b​i​e​n​e​n​/​d​a​t​e​i​e​n​/​f​u​e​t​t​e​r​u​n​g​_​.​pdf, Abruf am 30.01.23

[4] Vgl. PeTA: „Ist Honig vegan? 8 Grün­de, war­um Honig nicht vegan ist“ von PETA-Team (03.06.19), https://​www​.peta​.de/​t​h​e​m​e​n​/​h​o​n​i​g​-​v​e​g​an/, Abruf am 30.01.23