Zum Inhalt springen
Startseite » Einblicke » Macht Kuhmilch krank? Finden wir es heraus!

Macht Kuhmilch krank? Finden wir es heraus!

Dass Kuh­milch nicht so gesund ist, wie uns in Kin­der­ta­gen ein­ge­re­det wur­de, haben inzwi­schen die meis­ten mit­be­kom­men. Doch ist sie auch gefähr­lich? Macht sie krank? Führt Kuh­milch bei­spiels­wei­se zu Osteo­po­ro­se, obwohl sie eigent­lich das Gegen­teil bewir­ken soll? Ich habe mir die Argu­men­te der Milch­freun­de und der Milch­fein­de ange­se­hen.


Inhalt


1. Sind Menschen mit Laktoseintoleranz nicht normal?

Eigent­lich kön­nen Erwach­se­ne kei­ne Milch ver­dau­en, da sie den Milch­zu­cker nicht ver­ar­bei­ten kön­nen – die soge­nann­te Lak­to­se­into­le­ranz! Dass wir in Nord­eu­ro­pa trotz­dem auch im Erwach­se­nen­al­ter Milch ver­tra­gen, hängt mit einer Muta­ti­on unse­res Genoms zusam­men. Die erlaub­te es unse­ren Vor­fah­ren Milch auch über das Kin­des­al­ter hin­aus zu trin­ken. Heu­te kön­nen 90 Pro­zent der Erwach­se­nen in Nord­eu­ro­pa Milch ver­tra­gen.[1]

Ant­wort: Wenn man in unse­ren Brei­ten­gra­den von Lak­to­se­into­le­ranz als All­er­gie oder als nicht nor­mal redet, dann ist das eine sehr euro­zen­tris­ti­sche Sicht. 75 % der Welt­be­völ­ke­rung ver­tra­gen näm­lich kei­ne Milch im Erwach­se­nen­al­ter.[2] Wenn wir das Gesun­de als das „Nor­ma­le“ anse­hen und das „Nor­ma­le“ als den Durch­schnitt der Bevöl­ke­rung, dann ist die Milch­un­ver­träg­lich­keit der gesun­de, da nor­ma­le Zustand, da er von den meis­ten Men­schen der Welt geteilt wird.

2. Bekommt man von Milch Krebs?

Es gibt eine Stu­die der Har­vard-Uni­ver­si­tät. In ihr kom­men die Wis­sen­schaft­le­rin­nen und Wis­sen­schaft­ler zu dem Ergeb­nis, dass bei ein hohem Milch­kon­sum das Risi­ko für Pro­sta­ta- oder Brust­krebs steigt. Hoher Milch­kon­sum bedeu­tet mehr als zwei Glä­ser pro Tag.[3] Aller­dings hat die Har­vard Medi­cal School im Febru­ar 2020 eine Meta-Stu­die ver­an­lasst, die die­sen Zusam­men­hang nicht her­stel­len konn­te.[4]

Ant­wort: Ein Zusam­men­hang zwi­schen erhöh­tem Krebs­ri­si­ko und Milch­kon­sum kann nicht wis­sen­schaft­lich nach­ge­wie­sen wer­den. Die Deut­sche Gesell­schaft für Ernäh­rung hält 200 bis 250 Gramm Milch, also ein Glas, pro Tag für unbe­denk­lich.

3. Kriegt man von Kuhmilch Osteoporose?

Osteo­po­ro­se ist eine Stö­rung im Kno­chen­stoff­wech­sel. Sie tritt häu­fig im Alter auf und macht den Kno­chen dün­ner und porö­ser. Das geschieht, weil die maxi­ma­le Dich­te der Kno­chen im drei­ßigs­ten Lebens­jahr erreicht wird, danach sinkt sie kon­ti­nu­ier­lich ab.[5] Des­halb sind älte­re Men­schen häu­fig anfäl­li­ger für Kno­chen­brü­che. Dem lässt sich mit gesun­der, Cal­ci­um-rei­cher Kost, viel Bewe­gung und aus­rei­chen­der Vit­amin-D-Ver­sor­gung und dem Ver­zicht auf Alko­hol und Tabak ent­ge­gen­wir­ken.[6]

Nun führt unter ande­rem Dr. med. Tho­mas Rau in sei­nem Arti­kel „Milch als Kal­zi­um­lie­fe­rant unent­behr­lich?“ aus, dass Milch zwar viel Kal­zi­um ent­hält, aber auch sehr viel Phos­phor und Milch­ei­weiß dar­in ent­hal­ten sind. Die­se bin­den aller­dings das Kal­zi­um der Milch. Es ist wird des­halb inak­tiv für die Zel­le und den Kno­chen, kann also nicht vom Kör­per ver­wen­det wer­den.[7]

Das Ver­brau­cher­por­tal Bay­ern weist dar­auf hin, dass Milch Osteo­po­ro­se weder ver­hin­dern noch för­dert, da bei deren Ent­ste­hung zahl­rei­che Fak­to­ren eine Rol­le spie­len wie etwa: Alter, Kör­per­grö­ße, Gewicht, Mus­kel­mas­se oder die geo­gra­phi­sche Lage des Lan­des, in dem ein Mensch wohnt.[8] Je mehr Son­nen­ein­strah­lung es dort gibt, des­to mehr Vit­amin D bil­det die Haut und die­ses ist extrem wich­tig, um Osteo­po­ro­se vor­zu­beu­gen.

Ant­wort: Wenn selbst ein sehr Milch-Indus­trie-freund­li­ches Por­tal wie das Ver­brau­cher­por­tal Bay­ern schreibt, dass Milch Osteo­po­ro­se weder ver­hin­dert noch för­dert, dann ist für mich die Ant­wort klar. Ein Erwach­se­ner braucht kei­ne Milch. Er kann die benö­tig­te Cal­ci­um­men­ge mit diver­sen ande­ren Lebens­mit­teln zu sich neh­men – zumal die Vit­amin D‑Versorgung ent­schei­dend ist. Immer­hin sorgt die­ses Vit­amin dafür, dass unser Darm das Cal­ci­um aus­rei­chend auf­neh­men kann.[9] Cal­ci­um­rei­che Lebens­mit­tel sind etwa, Tofu, Brok­ko­li, Spi­nat, Man­deln, Nüs­se usw.

4. Macht Milch Pickel?

Woher kommt die typi­sche Akne?

Die typi­sche Akne wird durch ent­zün­de­te Talg­drü­sen und Haar­fol­li­kel aus­ge­löst. Wenn der Talg nicht rich­tig abflie­ßen kann, bil­det sich ein Pickel. Die Ursa­che liegt in einer erhöh­ten Talg­pro­duk­ti­on. Die wird durch eine gestei­ger­te Emp­find­lich­keit gegen­über Andro­ge­nen ver­ur­sacht. Die Reak­ti­on der Haut auf die­se Hor­mo­ne vari­iert indi­vi­du­ell und ist teil­wei­se gene­tisch bedingt. Der pH-Wert der Haut spielt eben­falls eine Rol­le bei der Ent­ste­hung von Pickeln. Es ist jedoch wich­tig zu beach­ten, dass Akne allein durch den Ver­zehr bestimm­ter Lebens­mit­tel nicht ent­steht.[10]

Die Sache mit Milch und Pickeln ist recht inter­es­sant

Frü­her dach­ten vie­le, dass die Fet­te in der Milch, die Ent­ste­hung neu­er Ent­zün­dun­gen begüns­ti­gen. Das hat sich als falsch her­aus­ge­stellt. Aktu­el­le­re Erkennt­nis­se deu­ten aller­dings auf eine insu­li­notro­pe Wir­kung der Kuh­milch hin. Sie regt dem­nach die Insu­lin­pro­duk­ti­on an und führt somit zu einem Anstieg des IGF-1-Spie­gels. Man ver­mu­tet, dass die­ser in Ver­bin­dung mit Akne steht. IGF‑1 sti­mu­liert wohl die Signal­über­tra­gung von Andro­ge­nen.[11]

Die Der­ma­to­lo­gin Yael Adler erklärt in einem Bei­trag des Focus, dass Kuh­milch dafür da ist, das Wachs­tum des Kälb­chens anzu­feu­ern. Sie ist ein Wachs­tums-Boos­ter. Das gilt auch für Men­schen. Doch Erwach­se­ne wach­sen nicht mehr, aller­dings kön­nen die Talg­drü­se sehr wohl wei­ter­wach­sen. Deren Wachs­tum wird durch Milch ange­feu­ert, was zu deren erhöh­ter Akti­vi­tät führt – kurz­um: Die Milch-in-Mas­sen, Body­buil­der- Milch-Eiweiß-Sakes und Lat­te-Mac­chia­to-Gene­ra­ti­on lei­det unter Erwach­se­nen-Akne.[12]  

Ant­wort: Es scheint ziem­lich sicher, dass Milch die Ent­ste­hung von Pickeln im Erwach­se­nen­al­ter begüns­tigt.

5. Sterben Milchtrinker eher?

Es gibt tat­säch­lich eine schwe­di­sche Stu­die, die zeigt, dass Men­schen, die viel Milch trin­ken, frü­her ster­ben.[13] Doch kei­ne Angst, allein das mas­sen­haf­te Trin­ken von Kuh­milch scheint wohl nicht die Ursa­che für die­ses hohe Sterb­lich­keit zu sein. In der Stu­die wur­de näm­lich auch fest­ge­stellt, dass Milch­trin­ker meist deut­lich weni­ger Sport trie­ben und häu­fi­ger geraucht haben. Auch hat­ten sie in der Regel ein gerin­ges Ein­kom­men. Die­se Fak­to­ren beein­flus­sen natür­lich die Sterb­lich­keits­ra­te.[14]

Ant­wort: Das Men­schen, die Kuh­milch trin­ken, eher ster­ben, lässt sich nicht sagen. Aller­dings schei­nen Kuh­milch­trin­ker zu glau­ben, dass die „gesun­de“ Milch es aus­gleicht, dass sie unge­sund leben.

Macht KuhMilch nun krank oder nicht?

Dass Milch krank macht, lässt sich nicht ein­deu­tig bele­gen. Aller­dings zeigt sich eine Ten­denz, die in Rich­tung „krank­ma­chen“ deu­tet. Allein aus gesund­heit­li­chen Grün­den ist es des­halb aus mei­ner Sicht bes­ser, auf Kuh-Milch zu ver­zich­ten. Zumal es so herr­li­che, vega­ne Alter­na­ti­ven gibt, die nicht krank machen und vor allem kei­nem Tier Scha­den zufü­gen.


[1] Vgl. Ver­brau­cher­por­tal Bay­ern: „Mythen und Fak­ten rund um die Milch“ von Simo­ne Hörr­lein – Kom­pe­tenz­zen­trum für Ernäh­rung (KErn), 14.01.2022, https://​www​.vis​.bay​ern​.de/​e​s​s​e​n​_​t​r​i​n​k​e​n​/​m​i​l​c​h​p​r​o​d​u​k​t​e​/​m​i​l​c​h​f​a​k​t​e​n​.​htm, Abruf am 08.05.23

[2] Vgl. Zeit Online: „Die wei­ße Revo­lu­ti­on“ von Julia Kim­mer­le, 02.08.2011, https://www.zeit.de/zeit-wissen/2011/05/laktoseintoleranz?utm_referrer=https%3A%2F%2Fwww.google.com%2F, Abruf am 08.05.23

[3] Vgl. GEO: „Fünf popu­lä­re Irr­tü­mer über Milch“ von Peter Cars­tens, 03.06.2022, https://www.geo.de/natur/nachhaltigkeit/2–milch-ist-gesund_30120636-30166224.html, Abruf am 08.05.23

[4] Vgl. Uto­pia: „Die 12 größ­ten Milch-Mythen – und was wirk­lich dran ist“ von Sil­ke Neu­mann, 16.04.2021, https://​uto​pia​.de/​r​a​t​g​e​b​e​r​/​m​i​l​c​h​-​m​y​t​h​en/, Abruf am 08.08.23

[5] Vgl. Ver­brau­cher­por­tal Bay­ern: „Mythen und Fak­ten rund um die Milch“ von Simo­ne Hörr­lein – Kom­pe­tenz­zen­trum für Ernäh­rung (KErn), 14.01.2022, https://​www​.vis​.bay​ern​.de/​e​s​s​e​n​_​t​r​i​n​k​e​n​/​m​i​l​c​h​p​r​o​d​u​k​t​e​/​m​i​l​c​h​f​a​k​t​e​n​.​htm, Abruf am 08.05.23

[6] Vgl. Deut­sche Rheu­ma-Liga: „Osteo­po­ro­se-Medi­ka­men­te“ von Dr. med. Johan­nes Heck, Arzt am Insti­tut für Kli­ni­sche Phar­ma­ko­lo­gie der Medi­zi­ni­schen Hoch­schu­le Han­no­ver (MHH) und Prof. Dr. med. Dirk O. Stich­te­noth, Fach­arzt für Kli­ni­sche Phar­ma­ko­lo­gie und Arz­nei­mit­tel­be­auf­trag­ter der MHH, Pro­fes­sur für Kli­ni­sche Phar­ma­ko­lo­gie – Arz­nei­mit­tel­si­cher­heit, Insti­tut für Kli­ni­sche Phar­ma­ko­lo­gie, Sep­tem­ber 2020, https://​www​.rheu​ma​-liga​.de/​r​h​e​u​m​a​/​t​h​e​r​a​p​i​e​/​m​e​d​i​k​a​m​e​n​t​e​n​t​h​e​r​a​p​i​e​/​o​s​t​e​o​p​o​r​o​s​e​-​m​e​d​i​k​a​m​e​nte, Abruf am 08.05.23

[7] swiss­veg: „Milch als Kal­zi­um­lie­fe­rant unent­behr­lich?“ von Dr. med. Tho­mas Rau, 2010, https://​www​.swiss​veg​.ch/​k​a​l​z​i​u​m​?​l​a​n​g​u​a​g​e​=de,  Abruf am 08.05.23

[8] Vgl. Ver­brau­cher­por­tal Bay­ern: „Mythen und Fak­ten rund um die Milch“ von Simo­ne Hörr­lein – Kom­pe­tenz­zen­trum für Ernäh­rung (KErn), 14.01.2022,

[9] Deut­sche Apo­the­ker Zei­tung: „Cal­ci­um und Vit­amin D – Phy­sio­lo­gi­sche Funk­tio­nen und Bedarf­men­gen“, 31.08.2003, https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2003/daz-36–2003/uid-10578, Abruf am 08.05.23

[10] Vgl. Apo­the­ke adhoc: „Mythos: Akne durch Milch & Co.“, 10.07.2021, https://​www​.apo​the​ke​-adhoc​.de/​n​a​c​h​r​i​c​h​t​e​n​/​d​e​t​a​i​l​/​p​t​a​-​l​i​v​e​/​m​y​t​h​o​s​-​a​k​n​e​-​d​u​r​c​h​-​m​i​l​c​h​-​c​o​-​u​n​r​e​i​n​e​-​h​a​u​t​-​d​u​r​c​h​-​e​r​n​a​e​h​r​u​ng/, Abruf am 10.05.21

[11] Vgl. ebd.

[12] Vgl. Focus: „Akne im Erwach­se­nen­al­ter: Star-Medi­zi­ne­rin erklärt, was Milch damit zu tun hat“ von Yael Adler, 07.08.2022, https://​www​.focus​.de/​g​e​s​u​n​d​h​e​i​t​/​r​a​t​g​e​b​e​r​/​m​i​l​c​h​k​o​n​s​u​m​-​u​n​d​-​a​k​n​e​_​i​d​_​1​2​8​0​1​6​8​5​6​.​h​tml, Abruf am 10.05.23

[13] Vgl. ORF: „Schwe­di­sche Stu­die warnt vor hohem Milch­kon­sum“, 29.10.2014, https://​news​v2​.orf​.at/​s​t​o​r​i​e​s​/​2​2​5​1​5​96/, Abruf am 10.05.23

[14] Vgl. Quarks: „Milch: Macht sie uns krank?“ von Mathi­as Ter­tilt, 05.09.20, aktua­li­siert am 27.02.23, https://​www​.quarks​.de/​g​e​s​u​n​d​h​e​i​t​/​d​a​r​u​m​-​i​s​t​-​m​i​l​c​h​-​n​i​c​h​t​-​g​i​f​t​ig/, Abruf am 10.05.23