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Neue wissenschaftlichen Erkenntnisse über Veganismus

Ich hab mich die letz­te Woche inten­siv im Netz umge­schaut. Mich inter­es­sier­te, ob es neu­en wis­sen­schaft­li­che Erkennt­nis­se über das vega­ne Leben gibt. Immer­hin sind sol­che Fak­ten wich­tig, wenn mal wie­der omni­vo­re Bes­ser­wis­ser ihr Halb­wis­sen ver­brei­ten wol­len. Viel Spaß beim Klü­ger­le­sen.


Inhaltsverzeichnis


Gesundheit

DGE verändert Einschätzung zur veganen Ernährung

Lan­ge Zeit riet die die Deut­sche Gesell­schaft für Ernäh­rung (DGE) vom vega­nen Lebens­stil ab. Doch auch in die­ser alt­ehr­wür­di­gen Insti­tu­ti­on kam es 2024 zu einem Wech­sel. Sie ver­öf­fent­lich­te 2024 ein neu­es Posi­ti­ons­pa­pier zur vega­nen Ernäh­rung. Dar­in betont die DGE, dass eine gut geplan­te vega­ne Ernäh­rung mit ent­spre­chen­der Sup­ple­men­tie­rung, ins­be­son­de­re von Vit­amin B₁₂, für gesun­de Erwach­se­ne gesund­heits­för­dernd sein kann. Den­noch soll­ten poten­zi­ell kri­ti­sche Nähr­stof­fe wie Jod, Pro­te­in, Ome­ga-3-Fett­säu­ren, Vit­amin D, Vit­amin B₂, Cal­ci­um, Eisen, Zink, Selen und Vit­amin A beach­tet wer­den. Für Kin­der, Jugend­li­che, Schwan­ge­re, Stil­len­de und Senio­ren kann die DGE auf­grund der limi­tier­ten Daten­la­ge kei­ne ein­deu­ti­ge Emp­feh­lung für oder gegen eine vega­ne Ernäh­rung aus­spre­chen und rät die­sen Grup­pen zu einer Ernäh­rungs­be­ra­tung durch qua­li­fi­zier­te Fach­kräf­te.[1]

Langzeitstudie zur pflanzenbasierten Ernährung (COPLANT-Studie) gestartet

Letz­tes Jahr, also 2024, star­te­te die COPLANT-Stu­die. Es ist die größ­te Kohor­ten­stu­die zur pflan­zen­ba­sier­ten Ernäh­rung im deutsch­spra­chi­gen Raum. Eine Kohor­ten­stu­die ist eine Art von wis­sen­schaft­li­cher Lang­zeit­stu­die, die eine Grup­pe von Men­schen (die Kohor­te) über einen bestimm­ten Zeit­raum hin­weg beob­ach­tet. Sie wird die lang­fris­ti­gen gesund­heit­li­chen Aus­wir­kun­gen ver­schie­de­ner Ernäh­rungs­wei­sen, dar­un­ter vega­ne, vege­ta­ri­sche und omni­vo­re Kost, auf 6.000 Teil­neh­mer im Alter von 18 bis 69 Jah­ren unter­su­chen. Ziel ist es, Daten­lü­cken zu schlie­ßen und fun­dier­te Ernäh­rungs­emp­feh­lun­gen zu ermög­li­chen.[2]

Knochengesundheit bei veganer Ernährung

Eine Stu­die aus dem Jahr 2025 unter­such­te die Aus­wir­kun­gen einer vega­nen Ernäh­rung auf die Kno­chen­ge­sund­heit. Die Ergeb­nis­se zeig­ten, dass Veganer:innen ein erhöh­tes Risi­ko für Frak­tu­ren haben. Das wird unter ande­rem auf eine oft nied­ri­ge­re Zufuhr von Kal­zi­um und Pro­te­in sowie einen gerin­ge­ren Body-Mass-Index (BMI) bei Veganer:innen zurück­ge­führt.[3] 

Des­halb ist es wich­tig dar­auf zu ach­ten, dass wir vegan Leben­den genug Kal­zi­um, Vit­amin D, Pro­te­ine sowie Vit­amin B12 und Ome­ga-3-Fett­säu­ren zu uns zu neh­men.

Umweltfreundlichkeit der veganen Ernährung

Die DGE betont in ihrem Posi­ti­ons­pa­pier von 2024, dass eine vega­ne Ernäh­rung äußerst umwelt­freund­lich ist und emp­fiehlt sie, um die Umwelt­be­las­tun­gen des Ernäh­rungs­sys­tems zu ver­rin­gern. Stu­di­en zei­gen, dass eine vega­ne Ernäh­rung im Ver­gleich zu einer omni­vo­ren Ernäh­rung deut­li­che Vor­tei­le hin­sicht­lich Treib­haus­gas­emis­sio­nen, Land­nut­zung und Bio­di­ver­si­täts­ver­lust bie­tet.[4]

Mehr Vegetarier:innen und Veganer:innen

Laut zwei­er Stu­di­en des Insti­tuts für Sport­wis­sen­schaft der Uni­ver­si­tät Inns­bruck ernäh­ren sich immer mehr Men­schen, ins­be­son­de­re jün­ge­re Gene­ra­tio­nen, vege­ta­risch oder vegan. Die Stu­die unter­such­te die Ver­brei­tung die­ser Ernäh­rungs­for­men bei Schüler:innen, Stu­die­ren­den und Hoch­schul­do­zie­ren­den und lie­fer­te kon­kre­te Daten zu den Grün­den für die­se Ernäh­rungs­wei­se und deren Aus­wir­kun­gen auf Bewe­gungs­ge­wohn­hei­ten.[5]

Wachstum des Marktes für alternative Proteine

Eine Ana­ly­se des Good Food Insti­tu­te Euro­pe aus dem Jahr 2025 zeigt, dass euro­päi­sche Paten­te für alter­na­ti­ve Pro­te­ine in den letz­ten zehn Jah­ren um 960 % gestie­gen sind. Dies ent­spricht einem jähr­li­chen Wachs­tum von 32 % bei Paten­ten im Zusam­men­hang mit pflanz­li­chen, kul­ti­vier­ten Fleisch- und fer­men­tier­ten Lebens­mit­teln, was auf ein zuneh­men­des Inter­es­se und Inves­ti­tio­nen in die­sen Sek­tor hin­weist.[6]

Die Schweiz hat sich hier als füh­rend erwie­sen, da Schwei­zer Unter­neh­men und Orga­ni­sa­tio­nen seit 2015 ins­ge­samt 1.232 Paten­te aus 265 Patent­fa­mi­li­en ver­öf­fent­licht haben. Deutsch­land ver­zeich­net mit 82 die höchs­te Anzahl an ein­zel­nen „Beauf­trag­ten“, d.h. der Orga­ni­sa­tio­nen oder Ein­zel­per­so­nen, die die Patent­rech­te besit­zen. Die nor­di­schen Län­der wie Däne­mark, Finn­land und Schwe­den zei­gen eine über­durch­schnitt­li­che Leis­tung hin­sicht­lich Paten­ten pro Mil­li­on Ein­woh­ner, wäh­rend grö­ße­re Län­der in die­ser Kate­go­rie noch Ver­bes­se­rungs­po­ten­zi­al auf­wei­sen.[7]

Kleine Schritte

Auch wenn jetzt nicht über Nacht alle Men­schen anfan­gen sich vegan zu ernäh­ren, zei­gen mei­ne Recher­chen, dass eine gut geplan­te vega­ne Ernäh­rung gesund­heit­lich vor­teil­haft ist, natür­lich unter der Vor­aus­set­zung eine geziel­te Nähr­stoff­ver­sor­gung sicher­zu­stel­len. Beson­ders die Umwelt­freund­lich­keit unse­rer Ernäh­rungs­wei­se wird durch aktu­el­le Stu­di­en bestä­tigt, da sie Treib­haus­gas­emis­sio­nen redu­ziert, weni­ger Land bean­sprucht und die Bio­di­ver­si­tät schützt. Gleich­zei­tig nimmt die Zahl der Men­schen, die sich vege­ta­risch oder vegan ernäh­ren, ste­tig zu, ins­be­son­de­re in der jün­ge­ren Gene­ra­ti­on. Auch der Markt für alter­na­ti­ve Pro­te­ine wächst rasant, was auf ein stei­gen­des Inter­es­se und tech­no­lo­gi­sche Fort­schrit­te in die­sem Bereich hin­weist. Ins­ge­samt wird deut­lich, dass sich der Vega­nis­mus zuneh­mend als ernst­zu­neh­men­de und nach­hal­ti­ge Ernäh­rungs­form eta­bliert.


Quellen

[1] Vgl. DGE: DGE ver­öf­fent­licht neu­es Posi­ti­ons­pa­pier zu vega­ner Ernäh­rung, https://​www​.dge​.de/​p​r​e​s​s​e​/​m​e​l​d​u​n​g​e​n​/​2​0​2​4​/​p​o​s​i​t​i​o​n​s​p​a​p​i​e​r​-​z​u​-​v​e​g​a​n​e​r​-​e​r​n​a​e​h​r​u​ng/, Abruf am 11.03.24

[2] Vgl. Bun­des­zen­trum für Ernäh­rung: COPLANT-Stu­die: Wis­sen­schaft­li­che Ein­bli­cke in pflan­zen­be­ton­te Ernäh­rungs­wei­sen, https://www.bzfe.de/ernaehrung/ernaehrungswissen/newsletter-fuer-ernaehrungsfachkraefte/newsletter‑1–2025/coplant-studie/, Abruf am 11.03.25

[3] Vgl. Sprin­ger Natu­re Link: Vega­ne Ernäh­rung aus osteo­lo­gi­scher und endo­kri­no­lo­gi­scher Sicht, von      Alex­an­der Reif & Karin Amrein MSc, 10 Janu­ar 2025, https://link.springer.com/article/10.1007/s41969-024–00257‑z, Abruf am 11.03.25

[4] Vgl. DGE: DGE ver­öf­fent­licht neu­es Posi­ti­ons­pa­pier zu vega­ner Ernäh­rung, https://​www​.dge​.de/​p​r​e​s​s​e​/​m​e​l​d​u​n​g​e​n​/​2​0​2​4​/​p​o​s​i​t​i​o​n​s​p​a​p​i​e​r​-​z​u​-​v​e​g​a​n​e​r​-​e​r​n​a​e​h​r​u​ng/, Abruf am 11.03.24

[5] Vgl. From Sci­ence 2 School: Nach­hal­tig gesund – bewegt & veggie und nach­hal­tig gesund – From Sci­ence 2 High­school & Uni­ver­si­ty., https://​www​.sci​en​ce2​.school/​#​P​u​b​l​i​k​a​t​i​o​nen, https://​uni​.sci​en​ce2​.school/​#​P​u​b​l​i​k​a​t​i​o​nen, Abruf am 12.03.25

[6] Vgl. Vegco­no­mist: Euro­päi­sche Paten­te für alter­na­ti­ve Pro­te­ine stei­gen in 10 Jah­ren um 960 %, 20. Febru­ar 2025, https://​vegco​no​mist​.de/​s​t​u​d​i​e​n​-​u​n​d​-​z​a​h​l​e​n​/​g​o​o​d​-​f​o​o​d​-​i​n​s​t​i​t​u​t​e​-​e​u​r​o​p​e​-​p​a​t​e​n​te/, Abruf am 12.03.25

[7] Vgl. ebd.