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Warum ich als Kaffee-Gourmet inzwischen auf Kaffee verzichte

Kaf­fee war für mich lan­ge Zeit eine Art Lebens­eli­xier. Ich war bestimmt einer der bes­ten Kun­den in unse­rer ört­li­chen Kaf­fee­rös­te­rei. Doch dann änder­te sich das. War­um das so kam und was ich statt­des­sen trin­ke, ver­ra­te ich euch heu­te.


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Ich war ein Kaffee-Gourmet

Ich kann vor mir schon sagen, dass ich eine Art Kaf­fee­gour­met war. Wenn ich bei­spiels­wei­se eine neue Stadt erkun­de­te, such­te ich dort immer die ört­li­che Kaf­fee­rös­te­rei auf. Ich kauf­te dann mir unbe­kann­te Sor­ten und pro­bier­te ver­schie­de­ne Rös­tun­gen aus. Nach einer Wei­le kann­te ich ein gro­ßes Reper­toire an Kaf­fee­sor­ten und wuss­te auch genau, wel­che Rös­tung wie schmeckt und was mir beson­ders gut gefällt.

Auch mei­ne Mit­ar­bei­ter in mei­ner Fir­ma schätz­ten mei­nen Kaf­fee-Geschmack. Bei uns gibt es näm­lich nicht den übli­chen Büro­kaf­fee, der wie Spül­was­ser schmeckt, son­dern wirk­lich rich­ti­gen lecke­ren Kaf­fee. Und es ist tat­säch­lich so, dass eini­ge Mit­ar­bei­ter nur noch bei mir im Unter­neh­men ihren Kaf­fee trin­ken und gar nicht mehr zu Hau­se.

Gründe für den Kaffeeverzicht

Aber nach eini­ger Zeit merk­te ich auch, dass es mit mei­ner Leis­tungs­fä­hig­keit nicht mehr so stimm­te. Ich wur­de tags­über schnell müde und hat­te ins­ge­samt weni­ger Ener­gie. Zudem gab es Ein­schlaf­pro­ble­me und wenn ich mor­gens auf­wach­te, fühl­te ich mich nicht wirk­lich erholt. Und natür­lich trank ich immer noch einen extra Kaf­fee, wenn ich mich am Tag müde fühl­te, um eben wie­der frisch zu sein.

Ich dach­te erst an Früh­jahrs­mü­dig­keit oder Ähn­li­ches und hoff­te ein­fach, dass sich das von allein erle­di­gen wür­de. Doch lei­der nah­men die Pro­ble­me nicht ab. Des­halb ging ich auf Ursa­chen­for­schung.

Bei mei­nen Recher­chen im Inter­net und Gesprä­chen mit Bekann­ten und Freun­den stieß ich immer wie­der auf ein The­ma, und zwar auf Kof­fe­in. Das konn­te der Aus­lö­ser für mei­ne Pro­ble­me sein. Ich ver­tief­te mich also in das The­ma.

Was macht Koffein im Körper?

Kof­fe­in hat eine Halb­werts­zeit von 3 bis 5 Stun­den in unse­rem Kör­per. Halb­werts­zeit bedeu­tet, wenn wir eine bestimm­te Men­ge Kof­fe­in zu uns neh­men, dann ist nach 3 bis 5 Stun­den noch die Hälf­te des Kof­fe­ins im Kör­per vor­han­den. Trin­ken wir etwa eine Tas­se Fil­ter­kaf­fee, die bis zu 130 Mil­li­gramm Kof­fe­in ent­hal­ten kann, dann sind nach 3 bis 5 Stun­den noch 65 Mil­li­gramm im Kör­per. Wenn ich also um 16:00 Uhr mei­nen letz­ten Kaf­fee trin­ke, dann habe ich um 22:00 Uhr die glei­che Men­ge Kof­fe­in im Kör­per, die in einer guten Tas­se Espres­so (ein­fach) ist.[1]

Das im Kaf­fee ent­hal­te­ne Kof­fe­in ist dem kör­per­ei­ge­nen Boten­stoff Ade­no­sin sehr ähn­lich. Ade­no­sin sam­melt sich im Lau­fe des Tages in unse­rem Gehirn an. Dort besetzt es immer mehr Rezep­to­ren und macht uns müde. Kommt nun Kof­fe­in in unse­ren Kör­per, besetzt die­ses die Rezep­to­ren statt des Ade­no­sins. Das heißt, unse­rem Gehirn wird vor­ge­macht, es wäre nicht müde, weil das Ade­no­sin nicht ando­cken kann. Erst wenn das Kof­fe­in abge­baut wird, kann das eine Ade­no­sin ando­cken und wir schla­fen ein.[2]

Aber ohne Kaffee werde ich nicht wach!

Nun gilt Kaf­fee bezie­hungs­wei­se das Kof­fe­in dar­in als Wach­ma­cher schlecht­hin. Vie­le Leu­te behaup­ten, sie könn­ten ohne Kaf­fee gar nicht auf­ste­hen oder wären ohne ihn unkon­zen­triert und nicht so wach wie mit.

Stu­di­en im Schlaf­la­bor zei­gen aller­dings ein ande­res Bild. Hat ein Mensch aus­rei­chend Schlaf gehabt, wir spre­chen hier von 8 Stun­den, dann ist er aus­ge­ruht und kon­zen­triert. Egal, ob er nach dem Auf­wa­chen noch eine Tas­se Kaf­fee trinkt oder nicht. Anders ver­hält es sich bei Men­schen, die nicht aus­rei­chend Schlaf hat­ten. In der besag­ten Stu­die gab es Teilnehmer:innen, die nur 5 Stun­den Schlaf beka­men. Die waren nach dem Auf­wa­chen nicht so leis­tungs­fä­hig wie ihre aus­ge­schla­fe­nen Kolleg:innen. Tran­ken die­se Pro­ban­den 3 Tas­sen Kaf­fee war die­ses Defi­zit aller­dings aus­ge­gli­chen.[3]

Also ist Kaf­fee doch ganz gut, wenn man wenig geschla­fen hat? Nein, denn schon nach 3 Tagen der Pro­ze­dur, also 5 Stun­den Schlaf und 3 Tas­sen Kaf­fee nach dem Auf­ste­hen, war die wach­ma­chen­de Wir­kung des Kof­fe­ins ein­ge­bro­chen. Sprich, der Kör­per hat­te sich dar­an gewöhnt. Und am vier­ten Tag konn­te das Kof­fe­in kei­nen wach­ma­chen­den Effekt mehr aus­lö­sen.[4]

Zudem kam in einer Meta-Stu­die her­aus, dass häu­fi­ger Kof­fe­in­kon­sum dazu bei­trägt, dass die Schlaf­qua­li­tät ein­bricht. Es gibt weni­ger Tief­schlaf­pha­sen und ins­ge­samt ist die Schlaf­qua­li­tät schlech­ter und der Schlaf weni­ger erhol­sam.[5]

Meine Erfahrung

Doch kom­men wir zurück zu mei­nen per­sön­li­chen Erfah­run­gen. Ich tes­te­te ein­fach, ob tat­säch­lich das Kof­fe­in die Ursa­che für mei­ne Schlaf­stö­run­gen und die Ener­gie­lo­sig­keit ist. Des­halb ver­zich­te­te ich auf Kof­fe­in. Das hat­te zunächst die Wir­kung, dass ich eini­ge Tage rela­tiv hef­ti­ge Kopf­schmer­zen bekam.

Auch war es sehr schwer, gegen die typi­sche Ange­wohn­heit, mor­gens ins Büro zu kom­men und erst­mal einen Kaf­fee zu trin­ken, anzu­kämp­fen. Gera­de um die Mit­tags­zeit bezie­hungs­wei­se am frü­hen Nach­mit­tag hat­te ich immer wie­der das Bedürf­nis nach einer Tas­se Kaf­fee.

Es dau­er­te eine gan­ze Woche bis ich die Kopf­schmer­zen und die­ses Bedürf­nis nach der Tas­se Kaf­fee über­wun­den hat­te. Doch dann wur­de es tat­säch­lich bes­ser. Ich schla­fe wie­der wesent­lich ruhi­ger. Ja, ich möch­te sogar sagen, ähn­lich wie als Jugend­li­cher, wo ich ewig schla­fen konn­te. Ich fühl mich aus­ge­ruh­ter nach dem Schla­fen und ich habe mehr Ener­gie. Zudem ist die­ser typi­sche Mit­tags­/­Nach­mit­tags-Ein­bruch der Leis­tungs­kur­ve wesent­lich sanf­ter wie zu Kaf­fee-Zei­ten.

Was trinke ich statt Kaffee?

Statt Kaf­fee trin­ke ich jetzt Kräu­ter­tee. Grü­ner oder schwar­zer Tee sind ja tabu, weil da eben­falls Kof­fe­in ent­hal­ten ist. Glück­li­cher­wei­se gibt es rich­tig vie­le genia­le Kräu­ter­tee-Sor­ten. Ich habe einen Anbie­ter gefun­den, wo mir fast jede Sor­te her­vor­ra­gend schmeckt. Den Tee kau­fe ich immer lose, also kei­ne Tee­beu­tel, und berei­te mir dann mit­tels Sieb und hei­ßem Was­ser einen lecke­ren Auf­guss zu. Mei­ne Mit­ar­bei­ter trin­ken natür­lich wei­ter­hin den lecke­ren Kaf­fee bei uns in der Fir­ma. Aber es gibt auch eini­ge, die zu mei­nem Tee­vor­rat hin­über schie­len. Da gebe ich dann auch gern etwas von ab.


Quellen

[1] Vgl. Öko Test: Espres­so hat beson­ders viel Kof­fe­in? Das steckt hin­ter dem Irr­glau­ben, von Lino Wirag, 22.08.2023, https://​www​.oeko​test​.de/​e​s​s​e​n​-​t​r​i​n​k​e​n​/​E​s​p​r​e​s​s​o​-​h​a​t​-​b​e​s​o​n​d​e​r​s​-​v​i​e​l​-​K​o​f​f​e​i​n​-​D​a​s​-​s​t​e​c​k​t​-​h​i​n​t​e​r​-​d​e​m​-​I​r​r​g​l​a​u​b​e​n​_​1​3​4​9​6​_​1​.​h​tml, Abruf am 08.04.24

[2] Vgl. Quarks: Das macht Kaf­fee mit dei­nem Schlaf, von Inka Rei­chert, 23.11.2023, https://​www​.quarks​.de/​g​e​s​u​n​d​h​e​i​t​/​e​r​n​a​e​h​r​u​n​g​/​d​a​s​-​m​a​c​h​t​-​k​a​f​f​e​e​-​k​o​f​f​e​i​n​-​m​i​t​-​d​e​i​n​e​m​-​s​c​h​l​af/, Abruf am 08.04.24

[3] Vgl. ebd.

[4] Vgl. ebd.

[5] Vgl. ebd.