Ist Zucker so schädlich, wie alle sagen? Oder ist das eher Panikmache? Ich habe mich in die Tiefen des Netzes begeben, um herauszufinden, wie schlecht oder gut Zucker wirklich ist.
Inhalt
- Was ist Zucker?
- Das macht Zucker im Körper
- Wieviel Zucker essen wir Deutschen?
- Wieviel Zucker ist gesund bzw. unbedenklich?
- Zucker ist heutzutage gut versteckt
- Falle „zuckerreduziert“
- Gibt es alternative Süßungsmittel aus der Natur?
- Tipps zur Reduzierung des Zuckerkonsums
- Mein Fazit
- Quellen
Was ist Zucker?
Zucker ist eine Form von Kohlenhydraten und eine schnelle Energiequelle für den Körper. Es gibt verschiedene Arten von Zucker, die bekanntesten sind:
Glukose: Ist ein Einfachzucker und besitzt also nur ein Zuckermolekül.[1] Sie wird auch als Traubenzucker oder Dextrose bezeichnet. Er ist eine wichtige Energiequelle für den Menschen. Und wird in Form von Glykogen in den Muskeln oder in der Leber gespeichert.[2]
Fruktose: Kommt natürlich in Früchten und Honig vor. Sie ist ebenfalls ein Einfachzucker und hat eine doppelt so hohe Süßkraft wie Glukose. Fruktose wird nur von der Leber verstoffwechselt.[3]
Saccharose: Wird auch Haushaltszucker genannt und ist eine Kombination aus Glukose und Fruktose. Er wird aus Zuckerrüben und Zuckerrohr gewonnen. Er tritt in sehr unterschiedlichen Varianten auf wie etwa Puderzucker, Hagelzucker, Würfelzucker oder Kandiszucker.[4]
Das macht Zucker im Körper
Energiequelle
Zucker, insbesondere Glukose, ist die Hauptenergiequelle für die Zellen im Körper. Sobald Zucker im Darm aufgenommen wird, gelangt er ins Blut und wird zu den Zellen transportiert, wo er zur Energiegewinnung genutzt wird.[5]
Blutzuckerspiegel und Insulin
Nach dem Verzehr von Zucker steigt der Blutzuckerspiegel an. Dies signalisiert der Bauchspeicheldrüse, Insulin freizusetzen. Insulin hilft dabei, Glukose in die Zellen zu transportieren, wo sie als Energie genutzt oder als Glykogen in der Leber und den Muskeln gespeichert wird.[6]
Glykogenspeicherung
Überschüssige Glukose wird in der Leber und den Muskeln als Glykogen gespeichert. Diese Reserven können später bei Bedarf zur Energiegewinnung mobilisiert werden, z. B. während körperlicher Aktivität oder zwischen den Mahlzeiten.[7]
Freisetzung von Neurotransmittern
Zucker führt zur Freisetzung von Dopamin, einem Neurotransmitter, der mit Belohnung und Vergnügen assoziiert wird. Dies kann ein Gefühl der Zufriedenheit und Freude auslösen, ähnlich wie bei anderen angenehmen Aktivitäten.[8]
Gewichtszunahme
Übermäßiger Zuckerkonsum kann zu Gewichtszunahme und Fettleibigkeit führen, da überschüssige Kalorien als Fett gespeichert werden.[9]
Zahnprobleme
Zucker fördert das Wachstum von Karies verursachenden Bakterien im Mund. (Da muss ich wohl keine Quelle angeben. Das wissen schon die Kinder in Kindergarten.)
Diabetes
Ein hoher Zuckerkonsum kann zur Insulinresistenz beitragen und das Risiko für Typ-2-Diabetes erhöhen.[10]
Herzkrankheiten
Übermäßiger Zuckerkonsum wird mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Verbindung gebracht. So zeigt eine US-amerikanische Studie, dass „eine Ernährung, die reich an zugesetztem Zucker ist, ein dreifach erhöhtes Risiko für Tod infolge von Herz-Kreislauf-Erkrankungen bedingt.“[11]
Alzheimer
„Glukose und Fruktose […] zählen zu den Hauptursachen für kognitiven Abbau in Zusammenhang mit der Alzheimerkrankheit.“ (Dale Bredesen, Buck Institute für Research on Aging, Kalifornien)[12]
Suchtverhalten
Eine Studie, die von der Schweizer Bank Credit Suisse in Auftrag gegeben wurde, stellte fest: „Im Vergleich zu Kokain und anderen Drogen gilt Zucker nicht als klassisches Suchtmittel. Sie [Studienautor:innen] stellten allerdings fest, dass Zucker für einige Menschen eine potenziell süchtig machende Substanz sein könnte. […] Aber nicht nur das stellten die Sachverständigen fest. Sie entdeckten, dass Zucker im Gehirn die gleichen Areale aktivieren kann wie Drogen und sexuelle Erregung. […] Darüber hinaus gibt es Hinweise darauf, dass Menschen, die viel Zucker zu sich nehmen, im Laufe der Zeit immer mehr Zucker benötigen, um den gleichen Effekt zu erleben.“[13]
Wieviel Zucker essen wir Deutschen?
In Deutschland liegt der Zuckerverbrauch bei 95 Gramm pro Tag. Pro Jahr sind das 34,8 kg. Damit liegen wir über dem Durchschnitt der EU (31 kg).[14]
Wieviel Zucker ist gesund bzw. unbedenklich?
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt, den täglichen Zuckerkonsum auf weniger als 10 % der Gesamtenergiezufuhr zu beschränken, was etwa 50 Gramm oder 12 Teelöffeln entspricht. Allerdings gibt es zusätzliche gesundheitliche Vorteile, wenn wir den Zucker-Konsum auf weniger als 5 % der Gesamtenergiezufuhr reduzieren. Das wären dann 25 Gramm.[15]
Zucker ist heutzutage gut versteckt
Zucker versteckt sich oft dort, wo wir es nicht erwarten.
- Tiefkühl-Salami-Pizza = 6 Würfelzucker[16]
- Fitness-Müsli = 39 Würfelzucker[17]
- Packung Kartoffelsalat = 39 Würfelzucker[18]
- Rotkohl aus dem Glas = 25 Würfelzucker[19]
- Früchtejoghurt = 8 Würfelzucker[20]
- 100 Gramm Cornflakes = 12 Würfelzucker[21]
Falle „zuckerreduziert“
Zucker wird in verarbeiteten Lebensmitteln oft als chemisches Bindemittel, Konservierungsmittel oder als Geschmacksverstärker in fettarmen Light-Produkten verwendet. Wenn wenig Fett enthalten ist, wird Zucker hinzugefügt, um den Geschmack zu verbessern. Die Bezeichnung “reduzierter Zuckergehalt” bedeutet lediglich, dass ein Produkt 30 Prozent weniger Zucker als vergleichbare Produkte enthält. Daher ist es ratsam, auf die absoluten Mengenangaben in der Zutatenliste zu achten. Hinweise wie „nur mit natürlicher Süße“, „ohne Zuckerzusatz“ oder „100 Prozent Frucht“ sind irreführend, da diese Produkte dennoch eine hohe Menge an Zucker enthalten können.[22]
Zucker wird bei Inhaltsangaben auf Verpackungen oft anders genannt, um “Gesundes” vorzutäuschen. Alternative Begriffe für Zucker sind:
- Glukose
- Fruktose
- Saccarose, Sucrose sind andere Bezeichnungen für Haushaltszucker
- Ahornsirup
- Molkepulver
- Maissirup
- Isoglukose (kann bis zu 90 Prozent Fruchtzucker enthalten)
- Glukose-Fruktose-Sirup (Fruktoseanteil unter 50 Prozent)
- Fruktose-Glukose-Sirup (Fruktoseanteil zwischen 50 und 90 Prozent)
- Laktose, Maltose, Malzextrakt
Gibt es alternative Süßungsmittel aus der Natur?
Auch “alternative Süßungsmittel” wie Ahornsirup, Agaven- oder Birnendicksaft und Apfelsüße bestehen größtenteils aus Zucker und enthalten oft große Mengen Fruchtzucker. Sie bieten zwar mehr Mineralstoffe, haben aber kaum weniger Kalorien und sind deutlich teurer als herkömmlicher Zucker. Kokosblütenzucker, der aus dem Saft der Kokosblüte gewonnen wird, enthält 70 bis 90 Prozent Saccharose, also Haushaltszucker. Es gibt jedoch Hinweise darauf, dass der Blutzuckerspiegel nach dem Verzehr von Kokosblütenzucker etwas langsamer ansteigt. Ähnliches gilt für Isomaltulose.[23]
Übrigens auch Honig enthält jede Menge Zucker, genauer gesagt: „Der Hauptbestandteil von Honig ist Zucker – er macht ungefähr 80 Prozent des Bienenerzeugnisses aus.“[24] Also auf 100 Gramm Honig kommen 80 Gramm Zucker.
Das bedeutet, so wirklich Alternativen gibt es nicht. Und Vorsicht bei künstlichen Süßstoffen, die führen schnell zu Diabetis, aber das ist ein anderes Thema.
Tipps zur Reduzierung des Zuckerkonsums
Etiketten lesen: Achte auf versteckten Zucker in verarbeiteten Lebensmitteln. Und denke daran maximal 50 Gramm pro Tag sind erlaubt.
Selbst kochen: Bereite Mahlzeiten selbst zu, um den Zuckergehalt zu kontrollieren.
Früchte naschen: Tausche Süßigkeiten gegen Obst aus, das natürlichen Zucker enthält und zusätzlich Ballaststoffe und Nährstoffe liefert.
Getränke überwachen: Vermeide zuckerhaltige Getränke und greife stattdessen zu Wasser, ungesüßtem Tee oder schwarzem Kaffee.
Keine Smoothies oder Säfte: Im Gegensatz zum Original-Obst wird beim Smoothie der Zucker, durch die Zerkleinerung der Frucht in winzige Teile, sehr schnell freigesetzt und damit wirken Smothies wie Süßigkeiten. Essen wir das Obst wird der Zucker nur langsam freigesetzt was uns länger satt hält und den Blutzucker nicht so schnell steigen und abfallen lässt.[25] Für Säfte gilt das gleiche. Immerhin enthält ein Glas Apfelsaft (300 ml) schon 25 Gramm Haushaltszucker,[26] also die Menge die man pro Tag gefahrlos zu sich nehmen kann.
Mein Fazit
Allein unsere Grundnahrungsmittel wie Obst, Gemüse, Brot etc. haben von Natur aus so viel Zucker, dass zusätzlicher Zucker in Form von Fertiggerichten, „Fitnessmüslis“, Säften, Smoothies oder Joghurts absolut verzichtbar ist. Das Fazit kann deshalb nur lauten: Verzichte auf alle Fertiggerichte sowie Süßes in allen Formen. Ich weiß, das klingt total hart. Und es scheint nicht durchzuhalten, aber versuche es wenigstens, das bringt dich schon weiter.
Quellen
[1] Vgl. Mein Med.at: „Fructose“, geprüft von Angelika Achleitner, https://www.meinmed.at/gesundheit/fructose/2203#definition-45829, Abruf am 14.05.24
[2] Vgl. Internisten im Netz: „Glukose“, https://www.internisten-im-netz.de/mediathek/blutbild-erklaerung/glukose.html, Abruf am 14.05.2024
[3] Vgl. Mein Med.at: „Fructose“, geprüft von Angelika Achleitner, https://www.meinmed.at/gesundheit/fructose/2203#definition-45829, Abruf am 14.05.24
[4] Vgl. Bundeszentrum für Ernährung: „Zucker“, von Gesa Maschkowski, Rüdiger Lobitz, überarbeitet von Dr. Christina Rempe, 01.11.2022, https://www.bzfe.de/lebensmittel/lebensmittelkunde/zucker/, Abruf am 14.05.2024
[5] Vgl. eufic (Europäisches Informationszentrum für Lebensmittel): „Die Funktionen der Kohlenhydrate im Körper“, vom 14.01.2020, https://www.eufic.org/de/in-unserem-essen/artikel/die-funktionen-der-kohlenhydrate-im-korper/, Abruf am 14.05.2024
[6] Ebd.
[7] Ebd.
[8] Vgl. AOK: „Zucker ist Suchtmitteln ähnlich“, vom 30.05.2022, https://www.aok.de/pk/magazin/ernaehrung/lebensmittel/gibt-es-eine-zuckersucht/, Abruf am 14.05.2024
[9] Vgl. NDR: „Zucker: Gefährlich für die Gesundheit?“, von Ulla Brauer, vom 15.11.2023, https://www.ndr.de/ratgeber/verbraucher/Zucker-Gefaehrlich-fuer-die-Gesundheit,zucker133.html, Abruf am 14.05.2024
[10] Vgl. Deutsche Diabetes Gesellschaft: „Konsensuspapier Zucker“, https://www.ddg.info/politik/veroeffentlichungen/konsensuspapier-zucker, Abruf am 14.05.2024
[11] Deutsche Herzstiftung: „Zucker – Gefahr fürs Herz?“, https://herzstiftung.de/ihre-herzgesundheit/gesund-bleiben/ernaehrung/zucker, Abruf am 14.05.2024
[12] Arte: „Macht Zucker dumm?42 — Die Antwort auf fast alles“, ab Minute 21:08, Sendung vom 24/03/2024, https://www.arte.tv/de/videos/109816–013‑A/macht-zucker-dumm/, Abruf am 14.05.2024
[13] AOK: „Zucker ist Suchtmitteln ähnlich“, vom 30.05.2022, https://www.aok.de/pk/magazin/ernaehrung/lebensmittel/gibt-es-eine-zuckersucht/, Abruf am 14.05.2024
[14] Vgl. Allianz: „Zucker: 10 Fakten über das süße Gift“, https://gesundheitswelt.allianz.de/gesundheit-ernaehrung/abnehmen-diaet/infografik-zucker-in-zahlen.html, Abruf am 14.05.2024
[15] Vgl. WHO: „WHO calls on countries to reduce sugars intake among adults and children“, vom 4.03.2015, https://www.who.int/news/item/04–03-2015-who-calls-on-countries-to-reduce-sugars-intake-among-adults-and-children, Abruf am 14.05.24
[16] Vgl. NDR: „Zucker: Gefährlich für die Gesundheit?“, von Ulla Brauer, vom 15.11.2023, https://www.ndr.de/ratgeber/verbraucher/Zucker-Gefaehrlich-fuer-die-Gesundheit,zucker133.html, Abruf am 14.05.2024
[17] Ebd.
[18] Ebd.
[19] Ebd.
[20] Ebd.
[21] Ebd.
[22] Ebd.
[23] Ebd.
[24] AOK: „Wie gesund ist Honig wirklich?“, vom 27.11.23, https://www.aok.de/pk/magazin/ernaehrung/lebensmittel/honig-gesunde-alternative-oder-zuckerfalle/, Abruf am 14.05.2024
[25] Vgl. NDR: „Zucker: Gefährlich für die Gesundheit?“, von Ulla Brauer, vom 15.11.2023, https://www.ndr.de/ratgeber/verbraucher/Zucker-Gefaehrlich-fuer-die-Gesundheit,zucker133.html, Abruf am 14.05.2024
[26] Vgl. Deutsche Herzstiftung: „Zucker – Gefahr fürs Herz?“, https://herzstiftung.de/ihre-herzgesundheit/gesund-bleiben/ernaehrung/zucker, Abruf am 14.05.2024