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Jodmangel durch vegane Ernährung?

Deutsch­land ist Jod­man­gel-Gebiet. Da bei uns das meis­te Jod über See­fisch, mit Jod­salz gewürz­te Wurst sowie Milch­pro­duk­te zuge­führt wird, schei­nen Vega­ne­rin­nen und Vega­ner bei der Jod­zu­fuhr im Nach­teil. Müs­sen wir also Jod als Nah­rungs­er­gän­zungs­mit­tel neh­men?


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Was ist Jod?

Jod ist ein Spu­ren­ele­ment. Spu­ren­ele­ment bedeu­tet: Es ist für uns abso­lut not­wen­dig, aber wir brau­chen es nur in sehr gerin­ger Men­ge. Vor allem ist Jod für unse­re Schild­drü­se wich­tig, um damit die bei­den Schild­drü­sen-Hor­mo­ne Thy­ro­xin und Tri­jod­thy­ro­nin gene­rie­ren. Die­se Hor­mo­ne steu­ern Pro­zes­se im Kör­per wie Wachs­tum, Kno­chen­bil­dung oder die Hirn­ent­wick­lung und den Ener­gie­stoff­wech­sel.[1]

Warum ist Jod wichtig?

Wie eben geschrie­ben, braucht vor allem unse­re Schild­drü­se Jod. Die Schild­drü­se ist ein schmet­ter­lings­för­mi­ge Hor­mon­drü­se, die hin­ter unse­rem Kehl­kopf sitzt. Sie ist etwa dau­men­groß und wiegt zwi­schen 18 und 25 Gramm.[2]

Ihre Hor­mo­ne steu­ern unter ande­rem:

  • Herz­ak­ti­vi­tät und Blut­druck
  • Ener­gie­stoff­wech­sel, Kör­per­ge­wicht
  • Koh­le­hy­drat­stoff­wech­sel, Insu­lin­pro­duk­ti­on
  • Fett- und Eiweiß­stoff­wech­sel, Cho­le­ste­rin­wer­te
  • Gehirn­ak­ti­vi­tät, Psy­che
  • Mus­kel­stoff­wech­sel, Mus­kel­kraft
  • Darm­tä­tig­keit, Ver­dau­ung
  • Wachs­tum und Rei­fung von Unge­bo­re­nen im Mut­ter­leib und von Kin­dern[3]

Wenn wir also kein Jod auf­neh­men, kom­men all die­se Pro­zes­se durch­ein­an­der.

Wie äußert sich Jodmangel?

Vor allem hän­gen Schild­drü­sen­kno­ten und Schild­drü­sen­ver­grö­ße­run­gen mit einem Man­gel an Jod zusam­men. Das pas­siert aber nicht über Nacht, son­dern ent­wi­ckelt sich über Jah­re. So berich­tet der NDR: „[…] Heu­ti­ge Schild­drü­sen­pro­ble­me [sind] in vie­len Fäl­len das Ergeb­nis des Jod­man­gels in Deutsch­land vor etwa 30 Jah­ren oder frü­her. Vor allem in Süd­deutsch­land sah man in den sech­zi­ger Jah­ren immer wie­der Men­schen mit einem Kropf (Stru­ma) als Zei­chen einer schlecht mit Jod ver­sorg­ten Schild­drü­se. Um den Jod­man­gel aus­zu­glei­chen, ver­grö­ßert sich die Schild­drü­se und es kön­nen Kno­ten ent­ste­hen, die jedoch meist gut­ar­tig sind.“[4]

Ein Kropf ist also ein Zei­chen für einen Jod­man­gel. Die ver­grö­ßer­te Schild­drü­se, also der Kropf, kann zur Schild­drü­sen-Über­funk­ti­on füh­ren. Das bedeu­tet, dass man Herz­ra­sen bekommt, kaum schla­fen kann, sich Ängs­te ein­stel­len und die Kon­zen­tra­ti­ons­fä­hig­keit sinkt. Auch Durch­fall oder plötz­li­che Gewichts­ab­nah­me gehö­ren zu den Sym­pto­men.[5] Dass die Schild­drü­se bei Jod­man­gel ihre Arbeit ein­stellt, kommt nur sehr sel­ten vor.[6] Die bekann­te Schild­drü­sen­un­ter­funk­ti­on ist also in aller Regel KEIN Zei­chen von Jod­man­gel.[7]

Jod­man­gel ist eine echt gemei­ne Sache, denn wir bekom­men die Aus­wir­kun­gen erst Jah­re spä­ter mit. Des­halb ist es wich­tig, sich des Pro­blems bewusst zu sein, wenn es eigent­lich noch kei­ne Pro­ble­me gibt.

Wieviel Jod am Tag braucht ein Mensch?

Laut der Emp­feh­lun­gen der Deut­schen Gesell­schaft für Ernäh­rung (DGE) ist die Jod­auf­nah­me alters­ab­hän­gig. Bei Säug­lin­gen sind es 40 bis 80 Mikro­gramm am Tag und bei Jugend­li­chen und Erwach­se­nen 200 Mikro­gramm. In der Schwan­ger­schaft und Still­zeit brau­chen Frau­en mehr Jod. In die­ser Zeit wer­den 230 bzw. 260 Mikro­gramm am Tag emp­foh­len.[8]

Mehr als 500 Mikro­gramm (0,5 mg) Jod am Tag soll­test Du ver­mei­den, da dadurch eben­falls ein Kropf ent­ste­hen und eine Schild­drü­sen­un­ter­funk­ti­on aus­ge­löst wer­den kann. Zudem kann zu viel Jod bei Men­schen, die unent­deck­te Schild­drü­sen­pro­ble­me haben – das kommt wirk­lich sehr häu­fig vor – zu einer Schild­drü­sen­über­funk­ti­on füh­ren.[9]

In welchen Lebensmitteln ist Jod?

Vor allem in See­fisch gibt es viel Jod. So ste­cken etwa in 100 Gramm Schell­fisch schon 243 Mikro­gramm Jod. Das ist mehr als der Tages­be­darf eines Erwach­se­nen. Das Glei­che gilt für soge­nann­te Mee­res­früch­te. Hart­kä­se hat mit cir­ca 20 bis 40 Mikro­gramm Jod je 100 Gramm eben­falls eine sehr gute Jod­bi­lanz.[10]

Sehr viel Jod kommt in getrock­ne­ten Algen vor. Das ist aller­dings gefähr­lich, da Jod über­do­siert wer­den kann. Mehr als 500 Mikro­gramm pro Tag soll­te man NICHT zu sich neh­men. Es gibt Algen, wenn man davon 10 Gramm isst, hat man schon die maxi­ma­le Tages­men­ge um das 10fache über­schrit­ten.[11]  

Gene­rell gilt: Das Deutsch­land ein Jod­man­gel-Gebiet ist. Milch, Eier und Käse ent­hal­ten nur des­halb recht gute Men­gen an Jod, weil es dem Tier­fut­ter zuge­setzt wird. In grü­nem Gemü­se wie Kohl, Brok­ko­li oder Wir­sing steckt immer­hin etwas Jod, doch über­ra­gend ist es nicht.[12]

Wie können Veganer:innen Jod zuführen?

Es scheint also so, dass die vega­ne Ernäh­rung zu Jod­man­gel füh­ren muss. Doch zunächst steht fest: ganz Deutsch­land ist ein Jod­man­gel­ge­biet. Das hat nichts mit vegan an sich zu tun. Des­halb wird bei uns jodier­tes Spei­se­salz ange­bo­ten, um genau die­sen Man­gel aus­zu­glei­chen. Gera­de die­ses Salz soll­ten Veganer:innen immer nut­zen. Also bit­te nicht auf Ernäh­rungs­gu­rus hören, die jodier­tes Spei­se­salz ver­teu­feln. Das Jod im Salz hat sei­nen Grund. Außer­dem kön­nen Veganer:innen Algen nut­zen, um ihre Jod­ver­sor­gung sicher­zu­stel­len. Aller­dings bit­te dar­an den­ken, dass Jod auch über­do­siert wer­den kann.

Neben Spei­se­salz und Algen ent­hal­ten grü­ne Gemü­se ver­hält­nis­mä­ßig viel Jod. 100 Gramm Brok­ko­li kom­men auf 15 Mikro­gramm, 100 Gramm Erd­nüs­se auf 14, 100 Gramm Spi­nat auf 12 und 100 Gramm Grün­kohl auf 10 Mikro­gramm.[13]

Bedeutet vegan automatisch Jodmangel?

Nein, vegan leben bedeu­tet nicht auto­ma­tisch unter Jod­man­gel zu lei­den. Wer jodier­tes Spei­se­salz nutzt und aus­rei­chend grü­ne Gemü­se sowie Erd­nüs­se zu sich nimmt, soll­te auf der siche­ren Sei­te sein. Zur Not kön­nen wir vegan leben­den Men­schen auch mit Algen nach­hel­fen. Nur soll­ten wir bei Algen sicher gehen, dass wir das Jod nicht über­do­sie­ren.


Quellen

[1] Vgl. Bun­des­in­sti­tut für Risi­ko­be­wer­tung: „Jod“, https://www.bfr.bund.de/de/a‑z_index/jod-4600.html, Abruf am 30.05.23

[2] Vgl. Schild­drü­sen­zen­trum Köln: „Ana­to­mie und Funk­ti­on der Schild­drü­se“, https://​www​.schild​drue​sen​zen​trum​-koeln​.de/​w​i​s​s​e​n​s​w​e​r​t​e​s​/​a​n​a​t​o​m​i​e​-​f​u​n​k​t​i​o​n​-​d​e​r​-​s​c​h​i​l​d​d​r​u​ese, Abruf am 30.05.23

[3] Vgl. ebd.

[4] NDR: „Jod­man­gel: Was sind die Sym­pto­me und was hilft?“, 16.09.2022, https://​www​.ndr​.de/​r​a​t​g​e​b​e​r​/​g​e​s​u​n​d​h​e​i​t​/​J​o​d​m​a​n​g​e​l​-​W​a​s​-​s​i​n​d​-​d​i​e​-​S​y​m​p​t​o​m​e​-​u​n​d​-​w​a​s​-​h​i​l​f​t​,​j​o​d​m​a​n​g​e​l​1​0​0​.​h​tml, Abruf am 30.05.23

[5] Vgl. ebd.

[6] Vgl. ebd.

[7] Vgl. Öffent­li­ches Gesund­heits­por­tal Öster­reichs: „Jod“, 27.07.2020, https://​www​.gesund​heit​.gv​.at/​l​e​b​e​n​/​e​r​n​a​e​h​r​u​n​g​/​v​i​t​a​m​i​n​e​-​m​i​n​e​r​a​l​s​t​o​f​f​e​/​s​p​u​r​e​n​e​l​e​m​e​n​t​e​/​j​o​d​.​h​tml, Abruf am 30.05.23

[8] Vgl. Bun­des­in­sti­tut für Risi­ko­be­wer­tung: „Jod“, https://www.bfr.bund.de/de/a‑z_index/jod-4600.html, Abruf am 30.05.23

[9] Vgl. Lan­des­zen­trum für Ernäh­rung. Baden-Würt­tem­berg: „Jod – Zu wenig, zu viel oder doch gut ver­sorgt?“ von Dr. Clau­dia Mül­ler, 08.03.2019, https://​lan​des​zen​trum​-bw​.de/​,​L​d​e​/​S​t​a​r​t​s​e​i​t​e​/​w​i​s​s​e​n​/​j​o​d​-​z​u​-​w​e​n​i​g​-​z​u​-​v​i​e​l​-​o​d​e​r​-​d​o​c​h​-​g​u​t​-​v​e​r​s​o​rgt, Abruf am 30.05.23

[10] Vgl. Fit für Fun: „Jod­hal­ti­ge Lebens­mit­tel: Das soll­test du bei einem Jod­man­gel essen“ von Ann-Chris­tin Dimon, 24.09.2022, https://​www​.fit​for​fun​.de/​g​e​s​u​n​d​e​-​e​r​n​a​e​h​r​u​n​g​/​l​e​b​e​n​s​m​i​t​t​e​l​/​j​o​d​h​a​l​t​i​g​e​-​l​e​b​e​n​s​m​i​t​t​e​l​-​5​3​1​0​2​4​.​h​tml, Abruf am 30.05.23

[11] Vgl. Bun­des­in­sti­tut für Risi­ko­be­wer­tung: „Gesund­heit­li­che Risi­ken durch zu hohen Jod­ge­halt in getrock­ne­ten Algen“, Aktua­li­sier­te Stel­lung­nah­me Nr. 026/2007 des BfR vom 22. Juni 2004, https://​www​.bfr​.bund​.de/​c​m​/​3​4​3​/​g​e​s​u​n​d​h​e​i​t​l​i​c​h​e​_​r​i​s​i​k​e​n​_​d​u​r​c​h​_​z​u​_​h​o​h​e​n​_​j​o​d​g​e​h​a​l​t​_​i​n​_​g​e​t​r​o​c​k​n​e​t​e​n​_​a​l​g​e​n​.​pdf, Abruf am 30.05.23

[12] NDR: „Jod­man­gel: Was sind die Sym­pto­me und was hilft?“, 16.09.2022, https://​www​.ndr​.de/​r​a​t​g​e​b​e​r​/​g​e​s​u​n​d​h​e​i​t​/​J​o​d​m​a​n​g​e​l​-​W​a​s​-​s​i​n​d​-​d​i​e​-​S​y​m​p​t​o​m​e​-​u​n​d​-​w​a​s​-​h​i​l​f​t​,​j​o​d​m​a​n​g​e​l​1​0​0​.​h​tml, Abruf am 30.05.23

[13] Vgl. Fit für Fun: „Jod­hal­ti­ge Lebens­mit­tel: Das soll­test du bei einem Jod­man­gel essen“ von Ann-Chris­tin Dimon, 24.09.2022, https://​www​.fit​for​fun​.de/​g​e​s​u​n​d​e​-​e​r​n​a​e​h​r​u​n​g​/​l​e​b​e​n​s​m​i​t​t​e​l​/​j​o​d​h​a​l​t​i​g​e​-​l​e​b​e​n​s​m​i​t​t​e​l​-​5​3​1​0​2​4​.​h​tml, Abruf am 30.05.23

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