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Kann man mit veganer Ernährung abnehmen?

Mit vega­ner Ernäh­rung abneh­men? Vie­le Men­schen erzäh­len, wie sie auf vegan umge­stie­gen sind und dann tat­säch­lich Pfun­de ver­lo­ren haben. Ich forsch­te des­halb in diver­sen Quel­len nach, ob das stimmt.


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Und ich bin auf eini­ges Inter­es­san­tes gesto­ßen. Ach ja, mei­ne per­sön­li­che Geschich­te schrei­be ich eben­falls ganz offen hier nie­der. Die weicht lei­der von der Erfah­rung der meis­ten Veganer*innen ab.

Hunger und Jo-Jo-Effekt

Fast alle Diä­ten (Schlank­heits­ku­ren) set­zen dar­auf, nur bestimm­te Lebens­mit­tel zu essen oder die Nah­rungs­auf­nah­me in Zeit­fens­ter zu packen. Wäh­rend einer sol­chen Diät ist dann der Hun­ger oft ein stän­di­ger Beglei­ter und all unse­re Gedan­ke dre­hen sich ums Essen. Ist die Schlank­heits­kur dann vor­bei, wird recht schnell wie­der zuge­nom­men. Ein Drit­tel der Men­schen wiegt nach einer Diät sogar mehr als vor­her. Das ist der soge­nann­te Jo-Jo-Effekt. Wer mehr dazu wis­sen will, für den habe ich ein super Erklär­vi­deo gefun­den.

Wie am Ende des Vide­os gesagt, ist der bes­te Weg abzu­neh­men bzw. sein Wunsch­ge­wicht zu hal­ten, eine dau­er­haf­te Ernäh­rungs­um­stel­lung. Und an die­ser Stel­le kommt der Vega­nis­mus ins Spiel.

Macht vegan dünn?

Mit den Quer­schnitts­da­ten aus der Basis­stu­die LIFE-Adult wur­de fest­ge­stellt, dass tat­säch­lich ein höhe­rer BMI mit der Auf­nah­me von tie­ri­schen Pro­duk­ten zusam­men­fällt. Kurz: Je mehr Fleisch, Milch und Käse die Studienteilnehmer*innen aßen, des­to höher war ihr Kör­per­ge­wicht. Das hängt wohl damit zusam­men, dass tie­ri­sche Pro­duk­te meist kalo­rien­rei­cher sind und vie­le gesät­tig­te Fett­säu­ren ent­hal­ten. Auch sind sie oft stark ver­ar­bei­tet. Gera­de die­ser Punkt mit den stark ver­ar­bei­te­ten Lebens­mit­teln ist sehr inter­es­sant. Wie wir jetzt sehen:

Wer nur vegane Pizza und Burger isst, wird kaum abnehmen

Wir leben in einer tol­len Zeit. Vor 15 Jah­ren muss­te ich mich als Vega­ner rich­tig dre­hen, um vega­ne Lebens­mit­tel, aus­ge­nom­men Obst und Gemü­se, im Super­markt zu bekom­men. Doch heu­te gibt es fast zu jedem „Fleisch­pro­dukt“ vega­ne Alter­na­ti­ven. Ich den­ke etwa an vega­ne Bur­ger, vega­ne Fisch­stäb­chen, vega­ne Bolo­gne­se oder vega­ne Wurst und natür­lich vega­ne Scho­ko­la­de. Alles super Din­ge, die gera­de den Ein­stieg in den Vega­nis­mus ein­fach machen. Ich muss nur das Schwei­ne-Schnit­zel durch ein Veggie-Schnit­zel erset­zen und fer­tig.

Doch eine Sache darf dabei nicht ver­ges­sen wer­den: Die­se Lebens­mit­tel sind hoch­ver­ar­bei­tet.

Was bedeutet hochverarbeitet?

Hoch­ver­ar­bei­te­te Lebens­mit­tel erken­nen wir an Zuta­ten, die nicht in haus­ge­mach­ten Kuchen, Brat­kar­tof­feln usw. ste­cken. Es sind Zusatz­stof­fe wie Geschmacks­ver­stär­ker, Farb­stof­fe, Aro­men, Kon­ser­vie­rungs­mit­tel etc., wel­che die Zuta­ten­lis­te zie­ren. Anders gesagt: Stark ver­ar­bei­te­te Lebens­mit­tel sind Pro­duk­te aus dem Che­mie­la­bor und nicht aus der klas­si­schen Küche oder Back­stu­be.

Typisch für hoch­ver­ar­bei­te­te Lebens­mit­tel ist, dass sie sehr vie­le Kalo­rien ent­hal­ten. In Ihnen kom­men in aller Regel sehr viel Zucker, Salz und gesät­tig­te Fet­te vor. Alles Nähr­stof­fe, auf die unser Kör­per beson­ders steht und schreit: „Mehr! Mehr!“ Pro­fes­sor David Kess­ler von der Kin­der- und Jugend­me­di­zin des Colum­bia Uni­ver­si­ty Medi­cal Cen­ter sagt dazu: “Zucker-salz-fett­ge­tränk­te Kunst­pro­duk­te kön­nen unser Gehirn umpro­gram­mie­ren wie das eines Süch­ti­gen.”

Zudem sind in hoch­er­ar­bei­te­ten Lebens­mit­teln vie­le Zusatz­stof­fe um Geschmack, Halt­bar­keit, Far­be oder Kon­sis­tenz zu beein­flus­sen. Nicht weni­ge die­ser Stof­fe wer­den aber als poten­zi­ell gesund­heits­schäd­lich ein­ge­ord­net. So kann E104 (Chi­no­lin­gelb) Akti­vi­tät und Auf­merk­sam­keit bei Kin­dern beein­träch­ti­gen und Auf­merk­sam­keits­stö­run­gen sowie Hyper­ak­ti­vi­tät aus­lö­sen. E127 (Ery­th­ro­sin) ist ein Farb­stoff, der im Ver­dacht steht, Schild­drü­sen­stö­run­gen her­vor­zu­ru­fen. Der Farb­stoff E123 ist in den USA ver­bo­ten, weil er in Tier­ver­su­chen Krebs erreg­te. Das Kon­ser­vie­rungs­mit­tel E220 (Schwe­fel­di­oxid) macht Tro­cken­früch­te und Fer­tig­ge­rich­te halt­ba­rer. Es löst aller­dings auch Kopf­schmer­zen, Übel­keit und Durch­fall aus. Und die­se Rei­he lie­ße sich noch viel wei­ter fort­set­zen.

Hochverarbeitete Lebensmittel sind:

  • indus­tri­ell (im Labor) her­ge­stellt
  • ent­hal­ten viel Zucker, gesät­tig­te Fet­te und Salz
  • wer­den mit poten­zi­ell gefähr­li­chen Zusatz­stof­fen halt­ba­rer, optisch anspre­chen­der und aro­ma­ti­scher gemacht

Bekann­tes­te Bei­spie­le für sol­che Lebens­mit­tel sind: Wurst, Tro­cken­sup­pen, Soft­drinks, Süßig­kei­ten und Fer­tig­ge­rich­te wie die gute alte Tief­kühl­piz­za.

Video zum Thema:

Hier gibt’s ein schö­nes Video, was die Sache mit den hoch­ver­ar­bei­te­ten Lebens­mit­teln noch genau­er erklärt und auf das Risi­ko von Fer­tig­pro­duk­ten (in aller Regel hoch­ver­ar­bei­te­te Lebens­mit­tel) ein­geht:

Vegane hochverarbeitete Lebensmittel machen ebenfalls dick

Doch zurück zum Abneh­men und Vega­nis­mus. Dar­um geht es ja schließ­lich in mei­nem Bei­trag. Wie wir eben gele­sen haben, sind hoch­ver­ar­bei­te­te Lebens­mit­tel wirk­lich unge­sund. Doch machen Sie dick? Auf­grund der Unmen­gen an Fett und Zucker haben sie sehr vie­le Kalo­rien. Oft erwar­ten wir das nicht, etwa bei den „gesun­den“ Früh­stücks­ce­rea­li­en. Hier sind in Wahr­heit aber der­art vie­le Kalo­rien drin, dass sie auf Dau­er dick machen.

Wei­ter­hin las­sen sich fast alle Fer­tig­pro­duk­te schnell ver­zeh­ren, weil sie nicht groß­ar­tig gekaut wer­den müs­sen. Aller­dings braucht unse­re Ver­dau­ungs­sys­tem eine Wei­le, um das Sät­ti­gungs­ge­fühl dem Hirn mit­zu­tei­len. Da wir aber das Fer­tig­ge­richt so schnell hin­ter­schlin­gen, ist das Sät­ti­gungs­ge­fühl noch nicht im Hirn ange­kom­men und wir hau­en uns den nächs­ten Tel­ler rein. Zudem hat Fast­food eine sehr hohe Ener­gie­dich­te bei gerin­gem Volu­men. Unser Magen dehnt sich also nicht groß­ar­tig beim Essen von Pom­mes und Bur­gern aus. Die Mecha­no-Rezep­to­ren des Magens signa­li­sie­ren des­halb dem Hirn: „Mehr Essen, ich bin noch nicht rich­tig gedehnt.“

Die­ser gan­ze Exkurs soll nur zei­gen: Wenn Du wei­ter­hin hoch­ver­ar­bei­te­te Lebens­mit­tel auch als Veganer*in ist, dann wirst Du wahr­schein­lich nicht abneh­men.

Isst Du hin­ge­gen fri­sche und selbst zube­rei­te­te Lebens­mit­tel, dann nimmst Du mit vega­ner Ernäh­rung so gut wie immer ab. Das liegt an der gerin­ge­ren Ener­gie­dich­te von Gemü­se, Obst und Co., d. h. sie haben bei glei­cher Mas­se wesent­lich weni­ger Kalo­rien als Käse, Wurst oder Milch­pro­duk­te.

Beispiele für Kaloriengehalt – non vegan (Fleisch, Wurst, Milch, Käse)

  • Brat­wurst 100 Gramm = 240 kcal
  • Sala­mi 100 Gramm = 360 kcal
  • Wie­ner Würst­chen = 260 kcal
  • Gau­da = 364 kcal
  • Milch = 65 kcal

Beispiele für Kaloriengehalt – vegan

  • Karot­te 100 Gramm = 36 kcal
  • Kar­tof­fel 100 Gramm = 86 kcal
  • Honig­me­lo­ne 100 Gramm = 54 kcal
  • Tofu 100 Gramm = 124 kcal
  • Hafer­milch 100 Gramm = 37 kcal11

Rich­tig inter­es­sant wäre natür­lich ein Nähr­wert­ver­gleich zwi­schen typi­schen Fleisch- und Milch­pro­duk­ten und ihren vega­nen Alter­na­ti­ven. Den fin­det ihr in die­sem Arti­kel: „Vega­ne Schnit­zel, Wurst und Co. bes­ser als die Ori­gi­na­le?“

Wich­ti­ge Anmer­kung: Kalo­rien allein machen nicht dick

Natür­lich ist mir klar, dass es nicht nur auf den Kalo­rien­ge­halt von Lebens­mit­teln ankommt. Auch in wel­cher Form die Kalo­rien daher­kom­men, ist wich­tig. Das zei­gen zum Bei­spiel Nüs­se, die sehr viel Fett und damit Kalo­rien ent­hal­ten, aber laut diver­sen Stu­di­en nicht dick machen – im Gegen­teil sie hel­fen beim Abneh­men. Es gibt noch vie­le, vie­le wei­te­re Lebens­mit­tel, die auf dem Papier viel Kalo­rien ent­hal­ten, aber nicht dazu füh­ren, dass wir zuneh­men. Die „Zunehm-Bom­ben“ sind tat­säch­lich die oben auf­ge­führ­ten hoch­ver­ar­bei­te­ten Lebens­mit­tel.

Meine Erfahrung mit veganer Ernährung und dem Abnehmen

Wer mich sieht, wird sicher­lich sagen: „Hä? Der soll Vega­ner sein? Der ist ja dick.“ Und ich muss das ganz ehr­lich zuge­ben – es ist rich­tig. Sicher­lich wür­de ich in den USA noch als voll­schlank durch­ge­hen, aber die Figur eines typi­schen Vega­n­ers habe ich nicht. Also esse ich zu vie­le hoch ver­ar­bei­te­te Lebens­mit­tel? Nein, das nicht. Tat­säch­lich esse fast immer frisch Zube­rei­te­tes. War­um dann also mei­ne Figur? Da kamen/kommen drei Din­ge zusam­men:

1. Fitnessstudio und dann nicht mehr

Als Jugend­li­cher trai­nier­te ich viel im Fit­ness­stu­dio und bau­te auch ordent­lich Mus­keln auf. Dann grün­de­te ich mein Unter­neh­men und hat­te fürs Trai­ning kei­ne Zeit mehr. Doch ich aß wei­ter, als ob ich trai­nie­ren wür­de. Das ließ mei­nen Bauch ent­spre­chend wach­sen.

2. Kohlenhydrate

Ich gebe es zu, ich esse am liebs­ten Nudeln, Brot und Co. – also vor­wie­gend Koh­len­hy­dra­te und davon reich­lich. (Mehr dazu unter 3.) Das ist wenig ide­al. Aller­dings bin ich aktu­ell dabei, dage­gen zu steu­ern und mehr Bal­last­stof­fe und Eiwei­ße (die ja dem Sät­ti­gungs­ge­fühl hel­fen) mei­nem Spei­se­plan zuzu­füh­ren.

3. Stressesser

Mein Ess­rhyth­mus ist gestört. Meist trin­ke ich mor­gens nur einen Kaf­fee und ab dann gehts ins Büro. Dort esse ich nichts, bis ich abends nach Hau­se kom­me. Hier knal­le ich mir meh­re­re Por­tio­nen Nudeln oder Reis mit Gemü­se in den Bauch. Ich bin also ein typi­scher Stres­ses­ser und damit ist Über­ge­wicht immer garan­tiert. Doch auch hier steue­re ich inzwi­schen dage­gen und früh­stü­cke am Mor­gen und neh­me mir Mit­tag mit. Und tat­säch­lich habe ich allein damit schon ein paar Pfun­de ver­lo­ren. Lus­tig oder? Ich ver­tei­le ein­fach die Mahl­zei­ten bes­ser über den Tag und schon sinkt der Bauch­um­fang.

Kann Mann oder Frau mit veganer Ernährung abnehmen?

Die Ant­wort lau­tet: Ja. Aller­dings dür­fen hoch­ver­ar­bei­te­te Lebens­mit­tel nicht den Groß­teil des Spei­se­plans bestim­men. Auch soll­ten die Feh­ler ver­mie­den wer­den, die ich beging. Wenn das gege­ben ist, dann nimmst Du mit vegan sicher ab.

Good­bye Cro­co­di­le.
Euer Simon