Versteckte tierische Bestandteile im Klärungsprozess machen Wein zum veganen Fallstrick. Ich zeige, wie Du veganen Wein erkennst. Nicht nur für Weinliebhaber:innen interessant.
Inhalt
- Mein Konsum
- Wein besteht doch aus Trauben
- Typische tierische Klärmittel für Wein
- Die gute Nachricht: Wein kann vegan
- Wie erkennt man veganen Wein?
- Mein Fazit zu veganem Wein
- Quellen
Mein Konsum
Früher trank ich ab und zu gerne ein Glas Wein. Das hat sich allerdings geändert. Mit zunehmendem Alter habe ich immer weniger Lust darauf. Doch da ich schon lange Veganer bin, weiß ich, dass es beim Thema Wein immer wieder zu Verwirrung unter vegan lebenden Menschen kommt. Deshalb will ich mich heute diesem Thema widmen, um für Klarheit zu sorgen. Klarheit ist dabei im doppelten Sinne zu verstehen, denn dass Wein nicht immer vegan ist, liegt an dessen Klarheit.
Wein besteht doch aus Trauben
Zunächst scheint die Frage seltsam. Wein wird aus Trauben hergestellt, also sollte er doch automatisch vegan sein, oder? Überraschenderweise ist dies jedoch nicht immer der Fall. Der Grund dafür liegt in der Weinherstellung, speziell im Klärungsprozess.
Nach der Gärung kann Wein natürliche Substanzen wie Proteine, Hefen oder andere organische Partikel enthalten. Um den Wein zu klären und ihm ein klares, ansprechendes Aussehen zu verleihen, verwenden viele Winzer sogenannte „Fining Agents“ oder Klärmittel. Hier wird es für vegan Lebende interessant: Viele dieser Klärmittel sind tierischen Ursprungs.
Typische tierische Klärmittel für Wein
Klärmittel tierischen Ursprungs, die in der Weinherstellung verwendet werden, sind meist:
1. Eiweiß: Das Eiweiß aus Eiern, ja tatsächlich das Klare des Eis, ist besonders reich an Albumin. Das bindet und reduziert den Tannin Gehalt von Weißweinen.[1] Wir erinnern uns, Tannin ist ein Gerbstoff, der herb und bitter schmeckt. Deshalb ist es im Weißwein nicht gern gesehen, im Rotwein sorgt Tannin allerdings für ein vollmundiges Geschmackserlebnis.[2]
2. Gelatine: Sie wird in der Weinherstellung als Bindemittel von Trubstoffen genutzt. Da diese meist negativ geladen sind, zieht die positiv geladene Gelatine diese Trubstoffe an. So wird der Wein geschönt, entschleimt bzw. geklärt. Die Gelantine ist hauptsächlich tierischen Ursprungs. Es gibt aber auch pflanzliche Gelantine, die meist aus Algen gewonnen wird.[3]
3. Isinglass: Hierbei handelt es sich, um eine sehr reine Form von Gelatine, die aus den Schwimmblasen von Hausen (Beluga, Stör) gewonnen wird. Isinglass wird vor allem zur Klärung von Weißweinen verwendet.[4]
4. Casein: Das ist ein Milchphosphoprotein, das zur Klärung von Weißweinen eingesetzt wird. Es wirkt insbesondere gegen das Braunwerden des Weißweins.[5]
Die gute Nachricht: Wein kann vegan
Glücklicherweise ist man nicht auf tierische Klärmittel angewiesen, um guten Wein zu bekommen. Immer mehr Winzer nutzen pflanzliche und mineralische Stoffe. Da gibt es unter anderem:
1. Bentonit: Das ist ein natürliches, absorbierendes Tonmaterial, das zur Bindung und Fällung von entgegengesetzt geladenen Schwebeteilchen verwendet wird. Bentonit ist besonders für die Klärung von Weißweinen geeignet, da es die durch natürliche Proteine im Rebsaft verursachte Trübung hemmt.[6]
2. Kieselsol: Ist eine Lösung von Kieselsäure (Siliciumdioxid) in Wasser. Kieselsol ist ein Mittel, um Hefen und andere Mittel wie Aktivkohle, Bentonit oder Kupfersulfat aus Wein zu entfernen.[7]
3. Pflanzliche Proteine: Erbsen‑, Kartoffel- oder Weizenproteine werden eingesetzt, um ähnliche Ergebnisse wie tierische Proteine zu erzielen, jedoch ohne tierische Produkte zu verwenden.
4. Aktivkohle: Wird verwendet, um bestimmte Farben oder Aromen aus dem Wein zu entfernen.[8]
5. Polyvinylpolypyrrolidon (PVPP): Ein Kunststoff, der zur Entfernung von überschüssigen Phenolen aus Wein verwendet wird, was insbesondere bei Weißweinen hilfreich sein kann. Gesundheitlich angeblich unbedenklich, aber nicht unumstritten.[9]
Wie erkennt man veganen Wein?
Hier wird es etwas komplizierter, denn die Weinindustrie ist nicht immer transparent in ihrer Kennzeichnung. In vielen Ländern gibt es keine gesetzliche Pflicht, die verwendeten Klärmittel auf dem Etikett anzugeben. Glücklicherweise wird das Bewusstsein für vegane Produkte immer größer, und viele Hersteller beginnen, ihre veganen Weine entsprechend zu kennzeichnen. Es gibt auch Online-Datenbanken und Apps, die Informationen darüber bereitstellen, ob ein Wein vegan ist oder nicht.
Aber auch wenn „ungefiltert“ oder „ungeklärt“ auf dem Etikett steht, ist das in der Regel ein Zeichen für veganen Wein. Auch „Bio“-, „Öko“- oder „Naturweine“ werden nur sehr selten geklärt. Zur Not musst Du bei Deiner Weinhändlerin oder im Restaurant einfach nachfragen.
Mein Fazit zu veganem Wein
Wein ist nicht immer vegan, aber die Anzahl der veganen Optionen wächst. Als Veganer empfehle ich, auf die Etikettierung zu achten oder sich im Zweifelsfall direkt an den Hersteller zu wenden. Die Weinwelt ist vielfältig und spannend, und es gibt immer mehr Möglichkeiten, sie auch vegan zu genießen. Und denke dran: „Wein soll den Geist erfrischen, nicht in Nebel hüllen; er soll wecken Gedanken, statt sie zu verhüllen.“
Quellen
[1] Vgl. Weinmaker: Using Fining Agents, https://winemakermag.com/technique/715-using-fining-agents-techniques, Abruf am 08.01.24
[2] Vgl. Wein für Laein: Tannine: Was der Tanningehalt im Wein aussagt, https://wein-fuer-laien.de/weinwissen/tannine/, Abruf am 08.01.24
[3] Vgl. Delinat: Die Gelatine dient der Schönung und Stabilisierung des Weins, https://www.delinat.com/gelatine.html, Abruf am 08.01.24
[4] Vgl. SWR: Welche Rolle spielt Gelatine bei der Weinherstellung?, von Werner Eckert, 11.4.2019, https://www.swr.de/wissen/1000-antworten/welche-rolle-spielt-gelatine-bei-der-weinherstellung-ist-wein-vegan-100.html, Abruf am 08.01.24
[5] Vgl. Weinkenner: Kasein, https://www.weinkenner.de/weinlexikon/k/kasein/, Abruf am 08.01.24
[6] Vgl. Weinfreunde: #Angeberwissen: Was bedeutet Bentonit?, 11. April 2023, https://www.weinfreunde.de/magazin/weinwissen/angeberwissen-was-bedeutet-bentonit/, Abruf am 08.01.24
[7] Vgl. Wein.Plus: Kieselsol, https://glossar.wein.plus/kieselsol, Abruf am 08.01.24
[8] Vgl. Wein.Plus: Aktivkohle, https://glossar.wein.plus/aktivkohle, Abruf am 08.01.24
[9] Vgl. Weinhalle: PVPP, https://www.weinhalle.de/lexikon/pvpp.html, Abruf am 08.01.24