Veganes Leder ist nicht nur für den Tierschutz wichtig, denn auch die Umwelt dankt es uns. Immerhin erfordert die Herstellung von tierischem Leder erhebliche Ressourcen wie Wasser, Land und Futtermittel für die Tiere, aus deren Haut das Leder gewonnen wird.
Inhalt
- Was ist veganes Leder?
- Wie wird veganes Leder hergestellt?
- Wie wirkt sich veganes Leder auf die Umwelt aus
- Wie haltbar ist veganes Leder?
- Vergleich veganes Leder versus Tierleder
- Produkte aus veganem Leder: Meine Empfehlungen
- Fazit: Veganes Leder — Eine nachhaltige und tierfreundliche Wahl
- Quellen
Auch ist veganes Leder nachhaltiger. Denken wir etwa an Veganleder, das aus recycelten oder biobasierten Materialien hergestellt wird. Es trägt damit zur Reduzierung von Abfall und weiteren Umweltauswirkungen bei. Doch es bleiben einige Fragen offen: Kann veganes Leder mit echtem Leder mithalten und wie nachhaltig ist es wirklich? Ich will versuchen, diese Fragen heute zu beantworten.
Was ist veganes Leder?
Veganes Leder ist vielen von uns auch als Kunstleder bekannt. Der Begriff Kunstleder war ja früher fast ein Schimpfwort, nach dem Motto: „Iii, die Schuhe sind ja aus Kunstleder.“ Synthetisches Leder war so etwas wie das Leder der Leute, die sich nichts Besseres leisten können. Das hat sich zum Glück gewandelt, denn Kunstleder schont nicht nur die Tierwelt, da es ohne die Verwendung von Tierhäuten hergestellt wird, es entlastet auch die Umwelt und ist ethisch vertretbar.
Generell kann veganes Leder aus sehr unterschiedlichen Materialien bestehen. Die gebräuchlichsten sind:[1]
- Polyvinylchlorid – besser bekannt als PVC
- Polyurethan – kennt man als PU-Leder
- Mikrofaser-Kunstleder – besteht aus sehr kleinen Fasern
- Pflanzenbasiert — natürliche Rohstoffen wie Kork, Ananasfasern oder Traubenreste
- Pilzbasiert – Basis ist Pilzmycel
- Recycelte Materialien – Mischung aus verschiedenen Stoffe, die wiederverwendet werden
Wie wird veganes Leder hergestellt?
Im Endeffekt besteht jedes Kunstleder, bis auf Pilzleder und ähnliche Substitute, aus mehreren Schichten. Die Basis bildet immer eine Gewebeschicht, auf die dann weitere Schichten aufgetragen werden. Wenn es beispielsweise PU-Leder sein soll, dann wird Polyurethan aufgetragen. In der Regel wird diese Schicht in Form eines Schaumes aufgelegt, damit die typischen Poren, die auch Leder hat, entstehen. Bei pflanzenbasiertem Veganleder besteht diese Schicht aus den entsprechenden Pflanzenmaterialien. Zum Abschluss wird das synthetische Leder meist noch versiegelt, um Abrieb zu verhindern und UV-Licht zu blockieren. Die typische Lederoptik erhält das Ganze durch eine entsprechende Prägung.[2]
In dieser Videoanimation wird der Prozess verdeutlicht. (Sorry, ich hab nur ein Herstellervideo der Firma Evonik gefunden, deshalb die sehr werbewirksamen Produktbezeichnungen. Aber der generelle Ablauf wird hier sehr gut dargestellt.)
Pilzleder
Ich hatte geschrieben, dass Veganleder aus Pilzen anderes hergestellt wird. Hier wächst nämlich eine Mycelhaut und diese kann dann wie Leder gegerbt und weiterverarbeitet werden. Ein Video, wie das geht, hab ich hier für euch:
Wie wirkt sich veganes Leder auf die Umwelt aus
1. Tierleder
Zu schreiben, dass veganes Leder besser für die Umwelt sei, ist zu einfach gedacht. Immerhin ist das normale Leder ein Abfallprodukt der Fleischindustrie. Würde man diese Tierhäute nicht verarbeiten, sondern verrotten lassen, wäre das fatal.
„Eine 56 kg schwere, schlachtfrische Bullenhaut der unkontrollierten Fäulnis preisgegeben, wird zur Quelle von Treibhausgasen. Für den Modellfall eines vollständigen anaeroben Abbaus der Haut würden im Extremfall ≥ 15,5 Nm 3 Faulgase (CO2, CH 4, NH3, H2 S) emittiert (Anlage 16). Durch den Gerbprozess entfallen diese Emissionen und es kann theoretisch eine GWP-Gutschrift von ca. -2.130 kg CO 2 Äq pro 100 m² angerechnet werden.“[3]
Was hier im Abschlussbericht “Vergleichende Ökobilanz von Leder, Kunstleder und Trendsubstituten” sehr kryptisch ausgedrückt wird, heißt nichts weiter, als dass die Weiterverwertung von Tierhäuten die Umwelt entlastet.
Natürlich ist die Frage, muss es überhaupt diese Tierhäute geben? Aktuell gibt es sie leider, weil die Mehrheit der Menschen Fleisch in sich hineinschaufelt, als wenn es kein Morgen gebe. Witzig, denn durch das viele Fleischfressen steigt die Wahrscheinlichkeit, dass es kein Morgen gibt rapide. Für die Fleischessenden selbst, weil sie ihre Gesundheit ruinieren. Und natürlich für unsere Welt, denn der Fleischkonsum befeuert den Treibhauseffekt enorm.
Kaufentscheidung hat aber Einfluss auf die Massentierhaltung
Solange die Massentierhaltung nicht aufgegeben wird, ist also Tierleder immer noch besser, als die Tierhäute verrotten zu lassen. Allerdings können wir mit unserer Konsumentscheidung, kein Tierleder zu kaufen, auch der Massentierhaltung Einhalt gebieten. Immerhin verkaufen die Schlachthäuser ihre Häute an die Gerbereien. Können sie das nicht mehr, weil keiner die Häute will, müssen die Schlachtereien diese ausbleibenden Gelder anders reinholen. Wahrscheinlich erhöhen sie dann die Fleischpreise. Und nichts hält Konsumenten mehr davon ab, Fleisch zu kaufen als hohe Preise. Die Massentierhaltung würde sich also weniger lohnen und die Fleischindustrie schrumpft langsam. (Natürlich ist Leder in diesem Prozess nur ein Aspekt.)
2. Kunstleder
Kunstleder wird entweder aus petrochemischen Stoffen (Öl) gewonnen oder es werden Pflanzenreste verwendet. Auf jeden Fall muss recht viel Energie für dessen Herstellung aufgewendet werden. Auch der Verbrauch an Wasser ist nicht unerheblich. Rechnet man aber die ökologischen Nachteile der Fleischindustrie mit ein, hat jedes Kunstleder eine bessere Ökobilanz als echtes Leder.[4]
3. Substitute
Substitute sind Vertreter oder ein Ersatz des Originals. Ein Ledersubstitut ist also ein fast so ähnliches Material wie Leder. Aktuell ist hier besonders eine Mycelhaut (Pilze) bekannt geworden. Diese Haut ähnelt Tierleder sehr stark und kann entsprechend verarbeitet werden. Die Umweltbilanz von diesem Leder ist am besten, da es „einfach wächst“. Natürlich kommen Verarbeitungsschritte dazu, die wieder ökologische Ressourcen benötigen, aber diese Schritte sind umweltschonender als in der „normalen“ Lederindustrie.[5]
Wie haltbar ist veganes Leder?
Tatsächlich ist Kunstleder weniger haltbar als echtes Leder. Allerdings ist auch echtes Leder ohne die entsprechende Pflege schnell verschlissen. Und ganz ehrlich, die meisten Menschen wissen gar nicht mehr, wie echtes Leder gepflegt werden muss. Und wenn sie es wissen, heißt das noch lange nicht, dass sie es tun. Also wird in der Praxis der theoretische Unterschied in der Haltbarkeit kaum etwas aus machen.
Zudem sind Schuhe, Taschen und Co. nicht mehr so langlebig wie vor 100 Jahren. Damals trugen die Söhne noch die Schuhe ihrer Väter. Heute ist ein Schuh ein Modeartikel und wird entsprechend schnell ersetzt. Nicht, dass wir uns falsch verstehen, ich empfinde Fast-Fashion als eines der Übel unserer Welt – nicht nur für die Natur, sondern auch die Menschen, die dafür unter unwürdigen Bedingungen arbeiten müssen. Doch wenn jemand jede Saison neue Schuhe kaufen muss, dann wenigstens aus Kunstleder. So ist zumindest ein kleiner Beitrag für Tierwohl und Umwelt getan.
Zudem ist veganes Leder einer ständigen Weiterentwicklung unterworfen. Es wird also auch haltbarer werden. Daran haben die Hersteller ein großes Interesse, um es besser verkaufen zu können. Und wenn ihr pfleglich mit Kunstledertasche und Co. umgeht, dann halten die auch sehr lange.
Bezüglich Pilzleder geht man davon aus, dass dies eine ähnliche Haltbarkeit wie Kunstleder hat.[6] Natürlich kommt es hier auch immer auf den Umgang mit dem Produkt an, wie lange es schlussendlich hält.
Vergleich veganes Leder versus Tierleder
Kunst-Leder | Pilzleder | Tierleder | |
CO2-Bilanz | Gut | Sehr gut | Ungenügend |
Nachhaltigkeit | Gut | Sehr gut | Gut |
Haltbarkeit | Befriedigend bis gut | Befriedigend bis gut | Sehr gut |
Preis | preiswert bis hoch | hoch | mittel bis hoch |
Produkte aus veganem Leder: Meine Empfehlungen
VLACE
Ich trage in meiner Freizeit gern Sneakers. Auch im Büro hab ich die meistens an, außer es steht ein Geschäftstermin an, bei dem formelle Kleidung wichtig ist. Jedenfalls hab ich letztens das Unternehmen VLACE entdeckt. Die stellen sehr schicke Sneaker aus veganem Leder her. Das besteht aus Traubenresten. Die Reste fallen bei der Weinherstellung an. Es ist doch ein super Ansatz: Recycling und schicke Sneaker. Jedenfalls steht ein Paar VLACE auf meinem Weihnachtswunsch-Zettel.
ZVNDER
ZVNDER macht vegane Geldbörsen. Dafür kombinieren sie Pilzleder und Holz-Textil. Damit sind diese Portemonnaies nicht nur ansehnlich, sondern auch nachhaltig.
NOANI
Die Gürtel von NOANI halten meine Hosen auf Höhe. Besonders mag ich den Ara Black Silver. Der besteht aus Eukalyptusleder und passt einfach zu allem.
Fazit: Veganes Leder — Eine nachhaltige und tierfreundliche Wahl
Veganes Leder bietet nicht nur eine ethische Alternative zu tierischem Leder, sondern entlastet die Umwelt. Es kann aus einer Vielzahl von Materialien hergestellt werden, darunter Polyurethan, Polyvinylchlorid, pflanzenbasierte Stoffe, Pilzmyzelium und recycelte Materialien. Obwohl veganes Leder im Vergleich zu Tierleder nicht ganz so haltbar ist, ist es dennoch eine gute Wahl, insbesondere wenn es gut gepflegt wird.
Die ökologischen Vorteile veganen Leders sind beachtlich, da es die Umweltauswirkungen der Massentierhaltung minimiert und Ressourcen wie Wasser und Land spart. Indem wir auf veganes Leder setzen, können wir aktiv dazu beitragen, die Tierquälerei in der Lederindustrie zu reduzieren und die Umwelt zu schonen.
Und denkt dran, wir beeinflussen durch unsere Kaufentscheidungen die Lederindustrie beeinflussen und tragen dazu bei, dass nachhaltige und tierfreundliche Alternativen wie veganes Leder immer beliebter werden. Es liegt an uns, diese positive Veränderung zu unterstützen und gleichzeitig die Tierwelt und die Umwelt zu schützen.
Quellen
[1] Vgl. Mr. Beam: Was ist Kunstleder? Mr Beam erklärt’s, 24.02.2023, https://www.mr-beam.org/blogs/news/was-ist-kunstleder, Süddeutsche Zeitung: Weintrauben, die zu Leder werden, von Kathrin Werner, 4.4.2018, https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/alternative-textilien-weintrauben-die-zu-leder-werden‑1.3931088 und Der Standard: Leder aus Pilzen wächst in zwei Wochen heran, 09.09.2020, https://www.derstandard.de/story/2000119864168/leder-aus-pilzenwaechst-in-zwei-wochen-heran, Abruf am 05.09.2023
[2] Vgl. Picard: Kunstlederherstellung: Nachhaltige Eleganz im Fokus, 20.07.2023, https://picard-fashion.com/blogs/lederkunde/herstellung-von-kunstleder, Abruf am 05.09.2023
[3]Deutsche Bundesstiftung Umwelt: Abschlussbericht: “Vergleichende Ökobilanz von Leder, Kunstleder und Trendsubstituten”, Seite 35, https://www.dbu.de/OPAC/ab/DBU-Abschlussbericht-AZ-35268_01-Hauptbericht.pdf, Abruf am 05.09.2023
[4] Vgl. Deutsche Bundesstiftung Umwelt: Abschlussbericht: “Vergleichende Ökobilanz von Leder, Kunstleder und Trendsubstituten”, https://www.dbu.de/OPAC/ab/DBU-Abschlussbericht-AZ-35268_01-Hauptbericht.pdf, Abruf am 05.09.2023
[5] Vgl. ebd.
[6] Vgl. MDR: Vegane Schuhe: Leder, das aus Pilzen wächst, 28.09.2020, https://www.mdr.de/wissen/leder-aus-pilzen-100.html, Abruf am 05.09.2023