Besuche bei Fleischessern über die Feiertage können für Veganer:innen eine Herausforderung sein. Ich habe einige konkrete Tipps zusammengetragen, um potenzielle Konflikte zu vermeiden oder zu schlichten. Ich hoffe, eure Feiertage werden mit diesen Tipps entspannt.
Inhaltsverzeichnis
- Ein paar Daten aus der Statistik
- Fleisch an Weihnachten – die „liebe“ Tradition
- 1. Aktive Kommunikation und Vorbereitung
- 2. Konfliktvermeidung
- Verständnis und Respekt
- Fokus auf das Beisammensein
- Es braucht Respekt und Verständnis auf beiden Seiten
- Quellen:
Ein paar Daten aus der Statistik
Zu Weihnachten bevorzugen viele Deutsche traditionelle Gerichte. An Heiligabend stehen bei 19 Prozent der Haushalte Würstchen mit Kartoffelsalat auf dem Tisch und bei 17 Prozent Fondue oder Raclette. Rinder- oder Schweinebraten werden bei etwa 9 Prozent serviert, während Fisch oder Geflügel bei jeweils 8 Prozent der Haushalte auf dem Tisch landen. Interessanterweise wird in 7 Prozent der Haushalte ein vegetarisches (5 Prozent) oder veganes (2 Prozent) Gericht serviert.[1]
Am 1. Weihnachtsfeiertag dominieren Bratengerichte. 28 Prozent der Deutschen servieren Weihnachtsgans oder Ente, 15 Prozent bereiten Rinder- oder Schweinebraten zu. Vegetarische Gerichte stehen bei 6 Prozent der Haushalte auf dem Menü, wobei sich die jüngere Generation (18- bis 29-Jährige) häufiger für vegetarische oder vegane Optionen entscheidet.[2]
Fleisch an Weihnachten – die „liebe“ Tradition
Gerade zu Weihnachten wird allein schon aus traditionellen Gründen im Großteil der deutschen Haushalte Fleisch gegessen. Immerhin war Fleisch in der Ernährung der Bevölkerung früher ein Luxusgut. Kein Wunder, dass man sich diesen Luxus für die Feiertage aufhob. Doch nach dem Zweiten Weltkrieg nahm der Fleischkonsum in Deutschland stark zu. Dies wurde durch den wirtschaftlichen Aufschwung (das sogenannte Wirtschaftswunder) und die steigende Lebensqualität ermöglicht. In den 1950er und 1960er Jahren wurde Fleisch zunehmend ein fester Bestandteil des täglichen Speiseplans vieler Deutscher. Im Jahr 1993 erreichte der Fleischkonsum von uns Deutschen sogar den Spitzenwert von 64,4 Kilogramm pro Person.[3] Auch heute gilt für etwa 20% der Deutschen, dass sie täglich Fleisch essen.[4]
20 Prozent klingt nicht viel. Der Wert kommt allerdings aus einer Umfrage. Da wird kräftig das eigene Verhalten beschönigt. Wenig Fleisch essen ist immerhin schick, da will der Fleischesser sich nicht outen. Deshalb wird der Eigenkonsum kleingeredet. Zudem zählen tatsächlich viele Leute Wurst, Fisch oder die Schinkenwürfel im Rührei nicht als Fleisch. Die geben das gar nicht an, wenn Sie entsprechend gefragt werden. Probiert es mal im Bekanntenkreis oder besser bei Kollegen aus. Ihr werdet erstaunt sein, wie verbreitet diese Ansicht ist: Wurst ist kein Fleisch.
Worauf ich hinaus will
Fleisch wird von sehr vielen Menschen täglich gegessen. Trotzdem ist Fleisch dann an Weihnachten plötzlich etwas Besonderes, dass unbedingt auf den Tisch gehört. Das ist für mich nicht verständlich. Eigentlich wäre doch das Besondere, wenn man einmal im Jahr eben kein Fleisch ist.
Doch das nur nebenbei. Ich will ja heute eigentlich nur ein paar Tipps abgeben, wie wir Veganer:innen den Streit mit Fleischessern an Weihnachten vermeiden.
1. Aktive Kommunikation und Vorbereitung
Frühzeitige Absprache
Informiere Deine Gastgeber im Vorfeld über Deine vegane Ernährung. Ihr könnt dann vegane Alternativen besprechen. Wenn die Gastgeber es okay finden, dann bring doch selbst etwas mit, wie einen veganen Nussbraten.
Beitrag zum Essen
Ihr könnt einen Beitrag zum Weihnachtsessen leisten und ein beliebtes veganes Gericht mitbringen. Das kann zum Beispiel ein veganer Kartoffelsalat sein.
2. Konfliktvermeidung
Vermeiden von Belehrungen
Wenn das Thema Ernährung aufkommt, vermeide belehrende Kommentare. Besser ist es, von positiven persönlichen Erfahrungen zu berichten. Das kann etwa sein, dass seitdem Du Dich vegan ernährst, Dein Blutdruck wieder super ist. Oder Du dadurch abgenommen hast. Oder Du berichtest einfach von den leckeren Gerichten, die Du dank Deiner veganen Lebensweise entdeckt hast.
Verständnis zeigen
Wenn jemand seine Vorliebe für traditionelle Gerichte erklärt, zeige Verständnis, ohne sofort zu widersprechen. Das fällt manchmal sehr schwer, ich weiß, doch Streit verhärtet nur die Fronten. Lediglich Austausch auf Augenhöhe macht offen für andere Standpunkte.
Themawechsel
Bei angespannten Diskussionen über Ernährung kannst Du das Thema wechseln und zum Beispiel über gemeinsame Erlebnisse oder aktuelle Ereignisse sprechen.
Verständnis und Respekt
Gemeinsamkeiten betonen
Betont gemeinsame Interessen, wie die Freude am Kochen oder dem Fußball oder der Gartenarbeit. Das schafft eine positive Atmosphäre.
Respektvolle Diskussionen
Wenn es zu einer Diskussion kommt, dann führe das Gespräch auf eine Weise, die zeigt, dass Du den anderen respektierst, auch wenn Du nicht derselben Meinung bist. Vermeide emotional geladene oder aggressive Ausdrücke. Versuche Empathie zu zeigen und die Perspektive der anderen Person zu verstehen. Vermeide persönliche Angriffe oder verallgemeinernde Aussagen. Konzentriere Dich darauf, Deine Meinung klar und sachlich zu formulieren. Belege Deine Punkte mit Fakten. Eine offene Körpersprache und ein freundlicher, ruhiger Tonfall sind hier ebenfalls wichtig.
Wie Du generell besser streitest
Fokus auf das Beisammensein
Wertschätzung der Gemeinschaft
Betone, dass Dir die gemeinsame Zeit wichtiger ist als die Unterschiede in der Ernährung. Erinnere Dich und die Anderen beispielsweise an schöne gemeinsame Erlebnisse.
Flexibilität und Offenheit
Zeige Bereitschaft, bei den Mahlzeiten Kompromisse einzugehen, zum Beispiel, indem Du nicht-vegane Beilagen akzeptierst, solange sie Deinen ethischen Standards entsprechen.
Es braucht Respekt und Verständnis auf beiden Seiten
Mit diesen Tipps und Beispielen funktionieren Deine Besuche bei Fleischessern über die Feiertage. Denk dran, wichtig sind das Miteinander und der gegenseitige Respekt sowie das Verständnis. Auch wenn Letztgenanntes oft schwer zu erbringen ist. Das kenn ich von mir selbst.
Quellen:
[1] Vgl. Lebensmittelverband Deutschland: Würstchen und Weihnachtsgans: Das essen die Deutschen 2020 an Heiligabend und Weihnachten, 21.12.2020, https://www.lebensmittelverband.de/de/presse/pressemitteilungen/pm-20201221-wuerstchen-und-weihnachtsgans-das-essen-die-deutschen-2020-an-heiligabend-und-weihnachten, Abruf am 13.12.2023
[2] Vgl. ebd.
[3] Vgl. Albert Schweitzer Foundation: Meat Consumption in Germany at Record Low, 14.5.2022, https://albertschweitzerfoundation.org/news/german-meat-consumption-at-record-low, Abruf am 13.12.2023
[4] Vgl. Vegconomist: Germany’s 2023 Nutrition Report Reveals Only 20% of Germans Consume Meat Daily, 13.10.2023, https://vegconomist.com/studies-and-numbers/germanys-2023-nutrition-report-20-consume-meat-daily/, Abruf am 13.12.2023