Es ist absurd, Menschen, die glauben tierliebend zu sein, kaufen Haustiere, denen Schmerz und Krankheit angezüchtet wurden. Was steckt aber genau hinter dem Wort Qualzucht und was kannst du dagegen tun?
Inhalt
- Was ist eine Qualzucht?
- Bekannte Beispiele für Qualzuchten
- Meinem Mops geht es gut – er leidet nicht
- Was ist die bessere Alternative?
- Quellen
Was ist eine Qualzucht?
“Qualzuchten” bezieht sich auf die Zucht von Tieren, bei der durch gezielte Auswahl und Züchtung Merkmale gefördert werden, die für die Tiere Schmerzen oder Schäden bedeuten. Die Züchtung kann sich auf eine Vielzahl von Merkmalen beziehen, wie übertriebene körperliche Merkmale, etwa sehr flache Gesichter bei Katzen oder Hunden. Solche Zuchtpraktiken werden oft in der Tierzucht kritisiert, weil sie das Wohlergehen der Tiere zugunsten von ästhetischen oder anderen menschlichen Vorlieben vernachlässigen.
Bekannte Beispiele für Qualzuchten
Mops, Pekinese, franz. Bulldogge: Diese Hunde haben sehr kurze, flache Gesichter. Solche Merkmale führen zu brachyzephalen Atemwegssyndromen, was bedeutet, dass die Tiere oft unter Atembeschwerden, Schlafapnoe und anderen gesundheitlichen Problemen leiden. Das extreme Züchten des flachen Gesichtes verursacht also direktes Leiden.[1]
Perserkatzen: Auch Perserkatzen mit besonders flachem Gesicht leiden häufig unter Atemnot und Tränenkanalproblemen. Ihre langen Haare können ohne intensive Pflege schnell verfilzen und müssen im schlimmsten Fall unter Vollnarkose (enormer Stress für das Tier) geschoren werden.[2]
Deutsche Schäferhunde: Einige Zuchtlinien des Deutschen Schäferhundes zeigen eine starke Neigung im Rücken, was zu einer ungewöhnlichen Gangart und einer höheren Inzidenz von Hüftdysplasie und anderen Gelenkproblemen führt. Die übertriebene Körperform kann Schmerzen und Bewegungseinschränkungen verursachen.[3]
Sphinx-Katzen (haarlose Katzen): Die Zucht auf Haarlosigkeit kann bei diesen Katzen zu Hautproblemen führen. Zudem sind sie anfälliger für thermische Stresssituationen aufgrund des fehlenden Fells, was zu einem erhöhten Pflegebedarf und potenziellem Leiden führt.[4]
Englische Bulldogge: Diese Rasse leidet aufgrund ihrer extremen körperlichen Merkmale unter einer Vielzahl gesundheitlicher Probleme, darunter Atemwegserkrankungen, Hautinfektionen und Gelenkprobleme. Die intensive Zucht auf diese Merkmale führt zu einem Leben, das oft von permanenten gesundheitlichen Beschwerden geprägt ist.[5]
Meinem Mops geht es gut – er leidet nicht
Tatsächlich verstehen wir Menschen unsere Haustiere oft weniger gut, als wir glauben. Das hat eine Forschungsgruppe um Elizabeth Ann Walsh vom Cork Pet Behaviour Centre (Irland) herausgefunden. Sie und ihr Team haben 190 besonders beliebte Tier-Videos mit vielen Likes auf Social-Media-Plattformen analysiert. Dabei kam heraus, dass die Tiere in den Videos oft Unbehagen, Furcht, Verwirrung oder Angst zeigten. Allerdings nahmen das die Menschen nicht wahr. Sie hielten etwa das Verhalten ihres Hundes für besonders zugewandt oder liebevoll. Wie der MDR schreibt: „Amüsant fänden Menschen oft, wenn ein Hund herzhaft gähnt, mit den Lefzen schmatzt oder den Kopf abwendet – was aber Signale für Unbehagen, Stress, Angst oder Nervosität sein könnten.“ In dem Artikel finden sich noch weitere Beispiele für typisch „niedliches“ Verhalten von Hunden, welches aber genau das Gegenteil von dem bedeutet, als was wir es interpretieren.[6]
Damit möchte ich sagen, dass wir den Tieren, die unter permanenten Schmerzen leiden, dies oft gar nicht ansehen. Weil wir ihr Verhalten als putzig, niedlich etc. interpretieren.
Dass wir uns nicht missverstehen. Es gibt viele Menschen, die ihre Hunde, Katzen etc. sehr gut verstehen und wunderbar auf deren Bedürfnisse eingehen. Allerdings erfordert das wirklich Fachwissen und nicht einfach Intuition, wie wir es oft glauben. Das beweisen die vielen TV-Shows, in denen „auffälligen“ Haustieren geholfen wird. Die Hilfe sieht dabei immer so aus, dass die Tierhaltenden beigebracht bekommen, was ihre vierbeinigen Freunde wirklich brauchen.
Was ist die bessere Alternative?
Nimm Abstand von überzüchteten Rassen. Und wenn man ganz ehrlich ist, sind eigentlich alle Rassen überzüchtet. Züchten bedeutet ja im Endeffekt: Das Trimmen eines Lebewesens auf Merkmale hin, die bestimmte Menschen schön, niedlich, beeindruckend oder was auch immer finden. Gesundheitliche Risiken oder das Wohlfühlen des Hundes oder der Katze spielen dabei keine Rolle.
Denk daran: Wir reden hier von empfindsamen Lebewesen und nicht von Einrichtungsgegenständen, die man sich hinstellt, weil sie schick sind oder weil sie gerade „in“ sind.
Und wenn es ein Rassehund sein muss, dann kaufe bitte keinen, sondern hol ihn aus dem Tierheim. So hab ich es mit unserem Familienhund Oskar gemacht. Das Beste ist aber definitiv ein Mischling aus möglichst vielen Rassen. Da gleichen sich die gefährlichen Zuchtmerkmale in aller Regel aus und die Haltung ist sogar billiger, weil die Tierarztkosten enorm sinken.
Falls du jetzt einwendest: Aber Rassehunde haben bestimmte Charaktereigenschaften, bei Mischlingen ist das nicht klar. Dann kann ich dich beruhigen. Verhaltensweisen von Hunden sind zwar zum großen Teil erblich, aber hängen kaum an der Rasse. So schreibt die Welt: „Die Rasse allein erkläre nur etwa neun Prozent der Unterschiede im Verhalten einzelner Hunde.“[7]
Also lerne deinen zukünftigen Hund oder Katze einfach vorher im Tierheim gut kennen, dann weißt du, ob ihr zueinander passt und musst dich nicht auf angebliche Unterschiede zwischen den Rassen verlassen.
Quellen
[1] Vgl. Peta: Bulldogge, Chihuahua & Co: Diese 10 Rassen sind Qualzuchten, https://www.peta-schweiz.ch/themen/qualzucht/, Abruf am 23.4.24
[2] Vgl. ebd.
[3] Vgl. ebd.
[4] Vgl. ebd.
[5] Vgl. ebd.
[6] Vgl. MDR: Verhalten von Hunden wird oft missverstanden, 18. März 2024, https://www.mdr.de/wissen/psychologie-sozialwissenschaften/studie-verhalten-von-hunden-wird-oft-missverstanden-100.html, Abruf am 23.4.24
[7] Welt: Warum die Hunderasse wenig über den Hundecharakter aussagt, 28.04.2022, https://www.welt.de/wissenschaft/article238432857/Warum-sich-nur-ein-Bruchteil-der-Verhaltensunterschiede-ueber-die-Hunderasse-erklaeren-laesst.html, Abruf am 23.4.24