An Fleisch-Skandale sind wir gewöhnt. Sie sind so häufig, dass darüber gar nicht mehr berichtet wird. Wir Veganer:innen sind da immer fein raus. Doch auch wir können auf Lebensmittel hereinfallen, die mehr als bedenklich sind. Ich denke da an Kartoffelchips und Reis, die jetzt in den Medien waren, weil Öko Test sie mit erschreckenden Ergebnissen getestet hat. Deshalb habe ich mir die Oktober-2023-Ausgabe gekauft, um zu schauen, was es nur wirklich mit den Medienberichten auf sich hat.
Inhalt
Reis

Ist Reis nicht sowieso ungesund?
Reis sorgt immer wieder für hitzige Diskussionen. Die einen halten gerade weißen Reis, aufgrund seines glykämischen Indexes für „Teufelszeug“. Andere meinen, man darf nur Vollkornreis essen und andere sagen, dass weißer Reis in Japan Hauptnahrungsmittel ist und die Menschen dort sehr, sehr alt werden. So schlecht kann er demnach gar nicht sein.
Infokasten: Glykämischen Index |
Der glykämische Index (GI) ist eine Skala, die angibt, wie schnell kohlenhydrathaltige Lebensmittel den Blutzuckerspiegel ansteigen lassen, nachdem sie gegessen wurden. Der GI wird auf einer Skala von 0 bis 100 gemessen, wobei höhere Werte darauf hinweisen, dass das Lebensmittel den Blutzuckerspiegel schneller ansteigen lässt.[1] - Niedriger GI (55 oder weniger): Diese Lebensmittel werden langsam verdaut und führen zu einem langsamen Anstieg des Blutzuckerspiegels. - Mittlerer GI (56–69): Diese Lebensmittel werden mäßig schnell verdaut und führen zu einem moderaten Anstieg des Blutzuckerspiegels. - Hoher GI (70 oder höher): Diese Lebensmittel werden schnell verdaut und führen zu einem schnellen Anstieg des Blutzuckerspiegels. |
Hier mal ein paar Beispiele für den GI verschiedenerer Reissorten[2]:
- Weißer Reis (gekocht): 73 ± 4
- Vollkorn-Reis / brauner Reis (gekocht): 68 ± 4
- Langkorn-Reis (gekocht): 60 ± 3
- Basmati-Reis (gekocht): 57 ± 4
Also ganz so krass sind die Unterschiede zwischen den Reis-Arten nicht und was am wichtigsten ist: Der GI von Reis hängt nicht nur von der Art ab, sondern auch von Faktoren wie Zubereitungsart und Beilagen. Essen wir Reis zusammen mit Gemüse und anderen Proteinquellen, dann wird unser Blutzuckerspiegel weniger schnell ansteigen, als wenn wir ihn ohne Beilagen zu uns nehmen.
Die Diskussion um den Reis sollte also weniger am GI hängen, sondern daran, was im Reis noch so drin sein kann. Das hat Öko Test untersucht, und zwar mit krassen Ergebnissen.
Welcher Reis war im Test?
Die Öko Test hat insgesamt 21 Reis-Marken untersucht, darunter sieben Naturreis, sieben Risotto und sieben Basmati-Reissorten. Von diesen 21 Produkten trugen elf sogar das Bio-Siegel. Der Preis für ein Pfund Reis reichte von 1,09 Euro bis 4,79 Euro.
Die Sorten waren:
- K‑Bio Langkorn Naturreis
- Unverpackt Für Alle Naturreis Langkorn, Demeter
- Reformhaus Camargue Naturreis
- Edeka Natur-Reis
- Bio Sonne Bio-Reis Natur
- Rapunzel Langkorn Spitzenreis natur
- Tegut Naturreis
- Golden Sun Bio Basmati Reis
- Alnatura Himalaya Basmati Reis
- Bon-Ri Basmati Reis
- Dm Bio Basmatireis, weiß, Naturland
- Ener Bio Basmati Reis, weiß, Naturland
- Davert Echter Arborio Reis weiß
- Dennree Risotto Reis, weiss
- Rewe Beste Wahl Risotto Reis
- Gallo Reis Risotto Selezione Speciale
- Globus Risotto Reis
- Satori Basmati Reis
- Taste of Asia Basmati Reis
- Ben’s Original Loser Reis Risotto
- Oryza Risotto Reis
Untersuchungsmethode
Ein Labor führte umfangreiche Untersuchungen an allen Produkten durch. Dabei wurde insbesondere auf Schwermetalle wie anorganisches Arsen und Cadmium geachtet, die oft im Nassanbau von Reis vorkommen. Außerdem wurde auf Rückstände von Pestiziden, Mineralölbestandteilen, Begasungsmitteln und Aflatoxinen (Stoffwechselprodukte von Schimmelpilzen) geachtet. Für Basmatireis wurde zudem überprüft, ob er maximal 7 Prozent Fremdreis gemäß dem britischen Code of Practice on Basmati Rice (COP) enthielt. Zudem analysierten die Labore die Verpackung selbst auf PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen.
Ein weiterer Schwerpunkt war die Transparenz. Die Hersteller wurden gebeten, ihre Lieferkette vom Produkt bis zum Anbaufeld offenzulegen, um herauszufinden, in welchem Land der jeweilige Reis angebaut wurde.
Das Ergebnis
Die Verlierer
- Naturreis von Norma, Marke: Bio-Sonne
Dieser Reis enthielt das Schädlingsbekämpfungsmittel 1,2‑Dichlorethan (in EU seit Langem verboten) in gesundheitsschädlicher Menge sowie aromatische Mineralölkohlenwasserstoffe (MOAH).
Norma nahm den Reis aus dem Sortiment
- Arsen in Natur- und Risotto-Reis
4 von 7 getesteten Naturreise und ein Risotto-Reis kamen auf zu viel anorganisches Arsen, was sich meist in der Schale des Reises ablagert. Betroffen waren: Reformhaus Camargue Naturreis, Edeka Natur-Reis, Bio Sonne Bio-Reis Natur, Tegut Naturreis, Oryza Risotto Reis
- Rapunzel Langkorn Spitzenreis natur
Hier war der Cadmium-Gehalt doppelt so hoch, wie der EU-Grenzwert erlaubt.
Rapunzel nahm den Reis vom Markt und rief diesen zurück
Die Gewinner
Mit Gut und Sehr Gut schnitt folgender Reis ab:
- K‑Bio Langkorn Naturreis
- Golden Sun Bio Basmati Reis
- Alnatura Himalaya Basmati Reis
- Bon-Ri Basmati Reis
- Dm Bio Basmatireis, weiß, Naturland
- Ener Bio Basmati Reis, weiß, Naturland
- Davert Echter Arborio Reis weiß
- Dennree Risotto Reis, weiss
- Rewe Beste Wahl Risotto Reis
- Gallo Reis Risotto Selezione Speciale
- Globus Risotto Reis
- Satori Basmati Reis
- Taste of Asia Basmati Reis
Alle anderen Sorten waren entweder ausreichend, mangelhaft oder befriedigend.
Angst vor Schwermetallen im Reis? Das könnt ihr tun
Öko Test rät, Reis in der fünffachen Wassermenge zu kochen. Das Wasser, was nach dem Kochen übrig ist, bitte weggießen, denn darin wurden viele Schadstoffe ausgeschwemmt. Und beachtet, dass sich in den äußeren Schichten von Reis gern Schwermetalle anhäufen. Das betrifft dann logischerweise Naturkorn-Reis, deshalb achtet hier unbedingt beim Kauf auf das Öko-Test-Siegel. Ohne Siegel würde ich diesen Reis nicht kaufen.
Kartoffel-Chips

Viele Veganer:innen snacken gern Kartoffel-Chips. Das ist ja nicht schlimm, solange wir die Chips nicht zum Grundnahrungsmittel erheben. Zudem solltet ihr darauf achten, was in den Chips für Aromastoffe enthalten sind, denn die können sehr wohl tierischen Ursprungs sein. Mehr dazu lest ihr in meinem Artikel „10 vermeintlich vegane Produkte!“.
Doch nicht nur die Aromastoffe machen mir Sorgen, auch die „Zutaten“ welche die Öko Test in einigen Chips gefunden hat.
Welche Chips wurden getestet?
Für den Test wählten die Tester:innen die Geschmacksrichtung Paprika, da sie am häufigsten verkauft wird. Insgesamt wurden 20 Produkte, darunter sieben Bio-Kartoffelchips, von verschiedenen Einzelhandelsgeschäften gekauft.
Die Sorten waren:
- Dennree Kartoffelchips Paprika
- Alnatura Kartoffelchips Paprika
- De Rit Organics Kartoffelchips Paprika
- Flor De Sal d’Es Trenc Kartoffel-Chips Paprika
- Go Pure Classic Potato Chips Paprika
- Clarkys Kartoffelchips Paprika
- Funny-Frisch Chipsfrisch Ungarisch
- Jeden Tag Paprika Chips
- K‑Classic Knusprige Chips Paprika
- Lorenz Crunchips Paprika
- Heimatgut Paprika Kartoffelchips
- Trafo Paprika Potato Chips
- Penny Chips Paprika
- Gut & Günstig Chips for Friends Paprika
- Ja! Paprika Chips
- Snack Day Chips Paprika
- Sun Snacks Chips Paprika Style
- Chio Red Paprika Chips
- Lay’s Red Paprika
- Pfiff Chips Paprika
Untersuchungsmethode
Im Test wurden die Chips auf verschiedene Schadstoffe wie Acrylamid, Fettschadstoffe (3‑MCPD, Glycidol), Mineralölbestandteile (MOSH/MOSH-Analoge, MOAH), Glykoalkaloide (Solanin/Chaconin), Pestizide und Schwermetalle untersucht. Dabei sollte auch festgestellt werden, ob die auf der Verpackung angegebenen Nährwertangaben für Fett und Salz mit den tatsächlichen Mengen in den Chips übereinstimmen. Darüber hinaus wurde getestet, ob zugesetzte Aromen den Geschmack beeinflussen und ob Hersteller durch kleine Portionsgrößen die Kalorien- und Fettangaben auf der Verpackung verfälschen.
Ein weiterer Aspekt des Tests war die Untersuchung der Verpackungen auf PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen. Diese Substanzen belasten die Umwelt bei der Herstellung und auch bei der Entsorgung.
Das Ergebnis
Das Ergebnis hat mich richtig erschrocken. Immerhin bin ich ein Verfechter von Bio-Kost und ging bisher immer davon aus, dass die Lebensmittel-Standards hier am höchsten sind. Doch die Chips zeigen ein anderes Bild. Bis auf ein Produkt fallen alle getesteten Bio-Chips durch. Es wurden in größeren Mengen Acrylamid (krebserregend), aromatische Mineralölkohlenwasserstoffe (können krebserregende Verbindungen enthalten) und Glycidol (wahrscheinlich krebserregend) in diesen Chips gefunden. Und das sind laut Öko Test nur einige der bedenklichen Stoffe.
Wobei ich anmerken will, dass auch konventionelle Chips von erhöhten Schadstoffbelastungen betroffen sind.
Die Verlierer
Ungenügend
- Alnatura Kartoffelchips Paprika
- De Rit Organics Kartoffelchips Paprika
- Flor De Sal d’Es Trenc Kartoffel-Chips Paprika
- Go Pure Classic Potato Chips Paprika
- Heimatgut Paprika Kartoffelchips
- Trafo Paprika Potato Chips
- Chio Red Paprika Chips
- Lay’s Red Paprika
- Pfiff Chips Paprika
Die Gewinner
- Dennree Kartoffelchips Paprika (sehr gut)
- Clarkys Kartoffelchips Paprika (gut)
- Funny-Frisch Chips- frisch Ungarisch (gut)
- Jeden Tag Paprika Chips (gut)
- K‑Classic Knusprige Chips Paprika (gut)
- Lorenz Crunchips Paprika (gut)
- Penny Chips Paprika (gut)
Die restlichen Chips haben entweder ein befriedigend oder ausreichend erhalten.
Kartoffelchips sind doppelt ungesund – was tun?
Klar, industriell hergestellte Kartoffelchips sind alles andere als gesund. Sie enthalten viel Salz und noch mehr Fett. Dazu kommen dann noch Schadstoffe wie Acrylamid, aromatische Mineralölkohlenwasserstoffe und Glycidol sowie diverse Geschmacksverstärker. Deshalb ist es wohl überflüssig, zu sagen: Hände weg von gekauften Chips. Macht sie euch lieber selbst. Das ist sogar ziemlich simpel.
Kartoffelchips im Backofen selbst machen
- Festkochende Kartoffeln in sehr dünne Scheiben reiben oder schneiden. WICHTIG: Grüne oder sprießende Teile großzügig wegschneiden!
- Scheiben mit warmem Wasser abwaschen, denn so werden die Chips knuspriger. Zudem reduziert das Abspülen die überschüssige Stärke und das senkt die Bildung von Acrylamid.
- Scheiben mit Küchenpapier kurz trocknen. Dann in Schüssel geben und mit Öl (Olive oder Sonnenblume) sowie Salz und Paprika (andere Gewürze sind auch möglich) bestreuen. Alles vermengen und anschließend Scheiben nebeneinander auf ein Backblech legen.
- Im Backofen (Umluft) nicht über 200 Grad erhitzen – lieber eine niedrigere Temperatur wählen (Acrylamid entsteht bei zu hohen Temperaturen). Das Backen der Chips dauert etwa 15 bis 25 Minuten. Zu dunkle oder gar angebrannte Chips bitte wegwerfen.
- Chips abkühlen lassen.
- Guten Appetit.
Fazit
Mich haben die Ergebnisse der Öko Test wirklich erschrocken. Dass gerade Bio-Produkte so schlecht abschnitten, macht mich traurig. Hier merkt man, dass auch Bio im absoluten Kommerz und damit Gewinnmaximierung um jeden Preis, angekommen ist. Ich hoffe die Hersteller und Verkäufer dieser Produkte werden sich die Ergebnisse zu Herzen nehmen. Froh bin ich aber, dass wir immer Alternativen haben und es sich wieder einmal zeigt, dass selbstmachen immer noch am besten ist – siehe Kartoffelchips.
[1] Vgl. Deutsche Diabetes Hilfe: Checkliste: Glykämischer Index, https://www.diabetesde.org/system/files/documents/cl_diabetesde_glykaemischer_index_2019.pdf, Abruf am 25.09.23
[2] Vgl. ebd.
Alle anderen Angaben aus: „Öko Test“ Oktober 2023