Als ich damals Veganer wurde, gab es kaum vegane Wurst auf dem Markt. Als langjähriger Vegetarier hatte ich jedoch keine Probleme, mich ohne Wurst zu ernähren. Doch viele Menschen suchen nach Alternativen, die ihnen den Einstieg ins vegane Leben erleichtern. Eine solche Alternative ist vegane Wurst. Deshalb möchte mich heute mit veganen Wurstalternativen beschäftigen und klären, ob die den Umstieg ins vegane Leben erleichtern können und was es dabei zu beachten gilt.
Inhalt
- Nachteile „normaler“ Wurst
- Öko-Test ermittelt gesundheitliche Risiken in veganer Wurst
- Mein Tipp: Vegane Wurst selbst machen
- Einstieg ins vegane Leben mit veganer Wurst?
Nachteile „normaler“ Wurst
Wurst aus Fleisch, Eingeweiden, Pansen und ähnlichen tierischen Bestandteilen birgt nicht wenige Risiken für Gesundheit und Umwelt. Einige Aspekte möchte ich nochmals aufführen:
1. Gesundheit: Tierische Wurst erhöht das Darmkrebs-Risiko derart, dass die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sie in die gleiche Gefahrenkategorie einstuft wie Tabak, Asbest und Alkohol, d. h. sie gilt als “krebserregend beim Menschen”. Neben dem Darmkrebsrisiko steigen auch das Risiko für Magenkrebs, Brust- und Lungenkrebs.[1]
2. Umweltfreundlichkeit: Die Produktion veganer Fleischersatzprodukte führt nachweislich zu weniger CO2-Ausstoß. Im Vergleich zu Rindfleisch entstehen bis ein Zehntel weniger Treibhausgase.[2]
3. Tierwohl: Bei der Herstellung von veganer Wurst wird kein Tier getötet oder ausgebeutet.
4. Sozialer Aspekt: Zwar waren die ausbeuterischen Verhältnisse in den deutschen Schlachtereien schon vor Corona bekannt, doch die Corona-Ausbrüche bei Tönnies und Co. machten sie nochmals überdeutlich. Offiziell wird nun in den Schlachtbetrieben mehr auf das Wohl der Arbeiter:innen geachtet, doch kann man das wirklich glauben? Und will man generell dieses System unterstützen?[3]
5. Medizinischer Aspekt: Das Antibiotika in der Tierhaltung verabreicht werden wie Smarties auf einer Kinderparty ist bekannt. Selbst die strengen gesetzlichen Regeln zur Antibiotika-Gabe bei Tieren können dabei sehr leicht und rechtlich abgesichert umgangen werden. So „dürfen Antibiotika auch gesunden Tieren im Bestand verabreicht werden, wenn wenige Artgenossen Krankheitssymptome aufweisen.“[4] Und da sicher immer irgendein Tier im Bestand Symptome aufweist, sind dem Missbrauch von Antibiotika Tür und Tore geöffnet. Die Multiresistenten Keime, die sich in Tieren bilden, welche permanent Antibiotika als „Nahrungsergänzung“ bekommen und die wir über den Fleischkonsum einnehmen machen „uns nicht unmittelbar krank, können sich aber in unserer Darmflora ausbreiten und dort Antibiotikaresistenzen bilden. Auch dort sind sie erst einmal nicht gefährlich. Bei einer späteren Einnahme von Antibiotika können die multiresistenten Keime jedoch den Therapieerfolg gefährden, weil die Medikamente nicht mehr wirken.“[5]
Gesundheit, Umwelt, Tierwohl und selbst die Wirksamkeit von Medikamenten wird durch das Essen von tierischen Produkten wie Wurst gefährdet. Da ist doch vegane Wurst die ideale Alternative oder?
Öko-Test ermittelt gesundheitliche Risiken in veganer Wurst
Wie ich bereits in meinem Blog-Beitrag: „Kann man mit veganer Ernährung abnehmen?“ ausführte, sind hochverarbeitete Lebensmittel immer ein Problem bei der Ernährung. Praktisch jede vegane Wurst aus dem Supermarkt gehört in die Kategorie „hochverarbeitete Lebensmittel“. Damit nämlich pflanzliche Zutaten so schmecken, als wären sie Fleisch muss die Lebensmittelindustrie tief in die Trickkiste greifen. Das ist übrigens bei der Wurst aus Fleisch, Eingeweiden etc. auch fast immer so – hier wird ebenfalls viel mit Zusatzstoffen getrickst. Da nehmen sich vegan und tierisch nicht viel. Leider.
Nun hat die „Öko Test“ im letzten Jahr sich vegane Wurst-Alternativen genauer angesehen.[6] Dabei kamen einige unschöne Dinge zutage:
Mineralölbestandteile
In den meisten getesteten Aufschnitten fanden die Testerinnen und Tester Mineralölbestandteile.
Umstrittene Zusatzstoffe
Viele und teils umstrittene Zusatzstoffe sind häufig in veganen Wurstalternativen enthalten. Unter anderem wird das Verdickungsmittel Carrageen genutzt. Es steht in Verdacht, Entzündungen im Darm auszulösen.
Hoher Salzgehalt
Der Salzgehalt der meisten Produkte ist aus Sicht der Tester übertrieben hoch.
Tatsächlich konnte nur ein Produkt die Testnote Gut ergattern. Das war „Vemondo: Veganer Aufschnitt nach Schinkenwurst-Art“ von Lidl. Alle anderen waren schlechter. Die meisten erhielten ein Mangelhaft oder sogar Ungenügend. Das spricht wahrlich nicht für die vegane Wurst aus dem Supermarkt.
Mein Tipp: Vegane Wurst selbst machen
Es gibt viele Rezepte und Anleitungen online, die zeigen, wie Du aus pflanzlichen Zutaten wie Tofu, Seitan oder Hülsenfrüchten leckere Wurstalternativen herstellen kannst. Der Vorteil daran ist, dass Du die Kontrolle darüber hast, welche Zutaten verwendet werden und wie viel Fett oder Salz in der Wurst enthalten ist. Außerdem kannst Du die Wurst nach eigenem Geschmack würzen und variieren, um sie perfekt an den eigenen Gaumen anzupassen. Natürlich erfordert die Herstellung von veganer Wurst etwas mehr Zeit und Aufwand als der Kauf im Supermarkt, aber das Ergebnis lohnt sich in der Regel allemal.
Hier ein paar Rezepte für veganen Aufschnitt:
Einstieg ins vegane Leben mit veganer Wurst?
Wenn Du zuvor viel Wurst gegessen hast, kann es schwierig werden, sich plötzlich komplett davon zu trennen. Vegane Wurst dient hier als eine Art “Übergangsprodukt” und hilft sich langsam an den neuen Lebensstil zu gewöhnen. Außerdem bietet sie eine gute Möglichkeit, den Speiseplan abwechslungsreich zu gestalten und sorgt dafür, dass Du auf gewohnte Gerichte nicht vollständig verzichten muss.
Allerdings solltest Du auch bedenken, dass vegane Wurst trotzdem ein verarbeitetes Lebensmittel ist und daher nicht in großen Mengen konsumiert werden sollte. Am besten ist es, eine ausgewogene Ernährung anzustreben und sich nicht ausschließlich auf verarbeitete Produkte zu verlassen. Stelle deshalb Deinen Ernährungsplan Schritt für Schritt um.
[1] Vgl. NDR: „Wurst ist ungesund: Je weniger, desto besser“, 14.06.2022, https://www.ndr.de/ratgeber/gesundheit/Wurst-ist-ungesund-Je-weniger-desto-besser,wurst296.html, Abruf am 02.05.23
[2] Vgl. RND: „Studie: Fleischersatz ist gut für die Umwelt – hat aber wichtige Schwächen“ von Ben Kandal, 02.07.2020, https://www.rnd.de/wirtschaft/umweltbundesamt-fleischersatz-ist-gut-fur-die-umwelt-hat-aber-wichtige-schwachen-6BHSKBDKTJA5HFRC7KAZZAVN3A.html, Abruf am 02.05.23
[3] Vgl. Aktuelle Sozialpolitik: „Wenn Tönnies & Co. ihre Arbeiter nicht mehr über Subunternehmen und Werkverträge ausbeuten würden, dann kostet das eine Handvoll Cent. Zugleich aber ist die Engführung auf Werkverträge problematisch“ von Stefan Sell, 05.07.2020, https://aktuelle-sozialpolitik.de/2020/07/05/werkvertraege-in-der-fleischindustrie-und-mehr/, Abruf am 02.05.23
[4] ARD alpha: „Resistente Keime lauern nicht nur im Fleisch“, 21.04.2021, https://www.ardalpha.de/wissen/gesundheit/krankheiten/antibiotika-resistenzen-lebensmittel-tierzucht-fleisch-multiresistente-keime-100.html, Abruf am 02.05.23
[5] Ebd.
[6] Öko Test: „TEST Veganer Aufschitt. Mit fadem Beigeschmack“, von Joahnne Michl und Meike Rix, Seite 61 — 65, Ausgabe: Spezial Essen und Trinken 2022