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Margarine vs. Butter: Das Duell um Geschmack und Nachhaltigkeit

Wer sich omni­vor oder vege­ta­risch ernährt, der greift gern zur But­ter. Für Veganer:innen kommt die natür­lich nicht in Fra­ge. Doch was ist eigent­lich bes­ser, Mar­ga­ri­ne oder But­ter?


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Was ist Margarine?

Wie es Wiki­pe­dia so schön for­mu­liert, ist Mar­ga­ri­ne ein „indus­tri­ell her­ge­stell­tes Streich­fett“. Sie soll auf Initia­ti­ve Napo­le­on des Drit­ten ent­stan­den sein. Er woll­te für die Sol­da­ten im Krieg ein halt­ba­res Ersatz­pro­dukt für But­ter haben. Erfun­den wur­de dann das ers­te Streich­fett im Jahr 1869 vom Che­mi­ker Hip­po­ly­te Mège-Mou­riès. Die ers­ten Mar­ga­ri­nen ent­hiel­ten Was­ser, Milch und Nie­ren­fett. Die ers­te Mar­ga­ri­ne, die nur pflanz­li­che Zuta­ten ver­wen­de­te und ohne che­mi­sche Zusät­ze und Hilfs­mit­tel aus­kommt, kam 1952 auf den Markt. Tat­säch­lich ist gesetz­lich nur fest­ge­legt, dass Mar­ga­ri­ne ein aus „pflanz­li­chen und/oder tie­ri­schen Fet­ten gewon­ne­nes Erzeug­nis mit einem Fett­ge­halt von min­des­tens 80 % und weni­ger als 90 %“ ist.[1]

Wichtig!

Mar­ga­ri­ne ist nicht auto­ma­tisch vegan. Sie darf laut Gesetz auch tie­ri­sche Fet­te ent­hal­ten.

Was ist Butter?

But­ter ist eben­falls ein Streich­fett wie Mar­ga­ri­ne. Aller­dings besteht es aus dem Rahm von Tier­milch. In der Regel wird But­ter dabei aus Kuh­milch her­ge­stellt. But­ter kann­te man nach­weis­lich schon vor 5000 Jah­ren. Aller­dings kann sie auch schon wesent­lich älter sein.[2]

Herstellung von Butter und Margarine

But­ter wur­de vor der Indus­tria­li­sie­rung fol­gen­der­ma­ßen her­ge­stellt: Die Milch der Kuhn vom Hof wur­de zwei Tage ste­hen gelas­sen und dann der Rahm abge­schöpft. Die­sen ließ man rei­fen. Anschlie­ßend wur­de er geschla­gen, damit aus der dick­flüs­si­gen Rahm-Mas­se eine fes­te Mas­se wird. Das ist die But­ter. Die beim Schla­gen aus­tre­ten­de Flüs­sig­keit ist die But­ter­milch.
Grund­sätz­lich hat sich an die­ser Art der Her­stel­lung auch durch die Indus­tria­li­sie­rung nicht viel geän­dert. Heu­te über­neh­men Maschi­nen das Tren­nen von Milch und Rahm genau­so wie das Schla­gen des Rahms. Der Rahm muss pas­teu­ri­siert wer­den.[3] Die Milch kommt auch nicht mehr von der Kuh auf dem Hof, son­dern aus indus­tri­el­ler Mas­sen­tier­hal­tung mit all ihren bekann­ten Nach­tei­len für Tier und Umwelt.

Mar­ga­ri­ne ist tat­säch­lich ein Pro­dukt, was nur durch die Indus­tria­li­sie­rung mög­lich wur­de. Hier­zu müs­sen Öle extra­hiert, ent­sch­leimt, ent­säu­ert und gebleicht wer­den, dann wer­den sie gefil­tert, gedämpft und mit wei­te­ren Zuta­ten ver­mischt, um dann gehär­tet zu wer­den.[4] Das klingt jetzt recht kryp­tisch, aber Zau­be­rei ist es nicht. Tat­säch­lich beschreibt die „Sen­dung mit der Maus“ den Her­stel­lungs­pro­zess recht gut. Die Zuta­ten der Mar­ga­ri­ne kön­nen aber auch ande­re sein. Hier bedient die Maus lei­der dem bekann­ten Kli­schee, dass Mar­ga­ri­ne immer aus pflanz­li­chen Zuta­ten besteht.

Hier ist das Video:

Umwelt-Bilanz

Die Milch für die Butter

Jeder Mensch, der sich nur ein klein wenig mit Mas­sen­tier­hal­tung beschäf­tigt, wird wis­sen, dass die­se ver­hee­rend für die Umwelt ist. Der Fut­ter­mit­tel­an­bau kos­tet Was­ser und Land­flä­chen. Von der Abhol­zung der Regen­wäl­der im Ama­zo­nas­ge­biet, um dort Fut­ter-Soja anzu­bau­en, ganz zu schwei­gen. Es ent­steht wahn­sin­nig viel CO2 allein bei der Fut­ter­mit­tel­pro­duk­ti­on, Trans­port, Lage­rung und so wei­ter. Zu all dem kom­men Dün­ger, che­mi­sche Unkraut- und Insek­ten­ver­nich­tung beim Anbau des Fut­ters. Der erfolgt näm­lich meist außer­halb der EU, weil es dort bil­li­ger ist. Und in die­sen Län­dern gibt es lei­der in der Regel nur gerin­ge oder gar kei­ne Umwelt­auf­la­gen bzw. wer­den die­se nicht kon­trol­liert.

Dar­über hin­aus setzt allein die Tier­hal­tung eine Unmen­ge Methan frei. Das ist ein Gas, das noch zehn- bis zwan­zig­mal kli­ma­schäd­li­cher ist als Koh­len­di­oxid.[5]

Öle für die Margarine

Gehen wir von einer rei­nen Pflan­zen­mar­ga­ri­ne aus, dann fin­det der Anbau von Ölpflan­zen, die das Öl für die Mar­ga­ri­ne lie­fern, meist in Deutsch­land und der EU statt. Natür­lich kom­men auch Kokos­fett und Palm­öl in Mar­ga­ri­nen zum Ein­satz, wel­che lei­der nicht immer unter idea­len Bedin­gun­gen ange­baut wer­den. Doch hier hilft ein Blick auf die Packung. Wer dar­auf ach­tet, dass die­se Fet­te aus nach­hal­ti­gem Anbau stam­men, soll­te auf der siche­ren Sei­te sein. Hier­bei hilft die Zer­ti­fi­zie­rung des Round­ta­ble on Sus­tainable Palm Oil (RSPO). Wer sich an das RSPO hält, stellt sicher, dass: [6]

  • Es wer­den kei­ne intak­ten Wäl­der gero­det oder in schüt­zens­wer­te Gebie­te ein­ge­drun­gen.
  • Die Men­schen­rech­te wer­den grund­sätz­lich ein­ge­hal­ten.
  • Klein­bau­ern wer­den unter­stützt.
  • Eine schritt­wei­se Annä­he­rung an eine fai­re Bezah­lung soll erfol­gen.

CO2-Vergleich: Butter und Margarine

But­ter: 23.800g CO2/kg[7]

Mar­ga­ri­ne: 1.350g CO2/kg[8]

Der Ver­gleich fällt extrem ein­deu­tig aus. Die Her­stel­lung von But­ter erzeugt 18 Mal mehr CO2 als die Her­stel­lung von Mar­ga­ri­ne.

Verpackung

Tat­säch­lich wird Mar­ga­ri­ne gern in einer Plas­tik­scha­le ver­packt, wäh­rend But­ter oft in einem umwelt­ver­träg­li­che­ren Ein­wick­ler daher­kommt. Doch es gibt auch Mar­ga­ri­ne, die Ein­wi­ckel­pa­pier nutzt. Die soll­test Du auf jeden Fall der nor­ma­len Plas­tik­scha­le vor­zie­hen.

Geschmack

Über Geschmack lässt sich herr­lich strei­ten. Bei hart­ge­sot­te­nen But­ter-Fans führt meist kein Weg rein – außer man legt sie rein. Mein Tipp für eine der bes­ten Mar­ga­ri­nen, die mit But­ter sehr gut mit­hal­ten kön­nen, ist: Alsan‑S oder Alsan-Bio. Die sind sogar genau­so geformt wie But­ter, also wie ein Stück. Viel­leicht kann man damit einen But­ter-Fan von der pflanz­li­chen Alter­na­ti­ve über­zeu­gen. Und bil­li­ger ist Mar­ga­ri­ne auch noch.

Wusstest Du schon?

Wer Mar­ga­ri­ne-Geschmack nicht mag, der kann sei­nen Geschmacks­sinn umtrai­nie­ren. Geht nicht? DOCH!

Kin­der beka­men ein bit­te­res Essen vor­ge­setzt, was sie essen muss­ten. Nach­dem sie das Essen das 11. Mal geges­sen haben, aßen sie es frei­wil­lig. Ihr Geschmacks­sinn hat­te sich ver­än­dert. Es kann natür­lich auch mehr Anläu­fe brau­chen als 11, damit es einem schmeckt. Auf jeden Fall ist nie­mand gefan­gen in sei­nem Geschmacks­sinn. Wir kön­nen uns gesun­des Essen antrai­nie­ren. Es schmeckt einem dann tat­säch­lich und nicht nur, weil man es gewöhnt ist. Man ver­misst das gesun­de Essen sogar, wenn man es nicht mehr bekommt.[9]

Ich selbst habe das schon oft gemacht. So trai­nier­te ich mir vie­le gesun­de Lebens­mit­tel an und sie schme­cken mir groß­ar­tig.

Gesundheitsvergleich: Butter und Margarine

But­ter besteht haupt­säch­lich aus gesät­tig­ten Fett­säu­ren, die vor allem in tie­ri­schen Pro­duk­ten vor­kom­men. Obwohl sie vom Kör­per benö­tigt wer­den und wich­ti­ge Funk­tio­nen erfül­len, kön­nen sie bei über­mä­ßi­gem Ver­zehr den LDL-Cho­le­ste­rin­spie­gel erhö­hen und das Risi­ko für Herz-Kreis­lauf-Erkran­kun­gen und Dia­be­tes stei­gern. Den­noch ent­hält But­ter wert­vol­le Inhalts­stof­fe wie Vit­ami­ne A, D und E sowie Mine­ra­li­en wie Kali­um, Kal­zi­um und Phos­phor. Beson­ders Alpen­but­ter, Wei­de­but­ter und Berg­bau­ern­but­ter wei­sen einen höhe­ren Gehalt an Ome­ga-3-Fett­säu­ren auf.[10]

Mar­ga­ri­ne, hin­ge­gen, basiert auf pflanz­li­chen Ölen mit einem hohen Anteil an gesun­den unge­sät­tig­ten Fett­säu­ren, die den Cho­le­ste­rin­spie­gel sen­ken kön­nen. Die Aus­wahl der Mar­ga­ri­ne soll­te jedoch sorg­fäl­tig erfol­gen, da sie oft Zusatz­stof­fe wie Emul­ga­to­ren, Aro­men und Kon­ser­vie­rungs­mit­tel ent­hält. Bei der Här­tung von Mar­ga­ri­ne kön­nen auch Trans­fett­säu­ren ent­ste­hen, die wie gesät­tig­te Fett­säu­ren den Cho­le­ste­rin­spie­gel erhö­hen kön­nen.[11]

Es zeigt sich also, dass man nicht sagen kann Mar­ga­ri­ne sei bes­ser oder But­ter sei bes­ser für die Gesund­heit. Aller­dings gibt es Stu­di­en aus den USA, wel­che unter ernäh­rungs­phy­sio­lo­gi­scher Sicht die Mar­ga­ri­ne im Vor­teil sehen. Doch sind seit 2018 in den USA Trans­fet­te in Mar­ga­ri­ne ver­bo­ten, das müs­sen wir beim Bewer­ten die­ser Stu­die beach­ten.[12]

Des­halb zie­he ich den Schluss, dass Mar­ga­ri­ne gesün­der ist, wenn sie kei­ne Trans­fet­te ent­hält, die bei der Här­tung der Fet­te ent­ste­hen. Mar­ga­ri­ne hat in der Regel kei­ne Trans­fet­te, wenn Palm- oder Kokos­öl dar­in sind. Die sor­gen dann näm­lich für die nöti­ge „Här­te“ der Mar­ga­ri­ne.  (Mehr zu Palm- und Kokos­öl sie­he: Umwelt-Bilanz: Öle für die Mar­ga­ri­ne)

Vorsicht „Schummel-Margarine“

Ich hat­te bereits geschrie­ben, dass zwar vie­le Men­schen glau­ben, Mar­ga­ri­ne sei auto­ma­tisch vegan, es aber nicht so ist. Des­halb immer auf die Zuta­ten­lis­te oder ein Vegan-Sie­gel ach­ten, wenn ihr Mar­ga­ri­ne kauft. Dann steht dem vega­nen Streich­ge­nuss nichts im Weg.

Margarine ist praktisch und bei richtiger Auswahl auch vegan

But­ter und Mar­ga­ri­ne haben jeweils Vor- und Nach­tei­le. Gesund­heit­lich ist Mar­ga­ri­ne bes­ser, wobei man hier immer auf die Zuta­ten­lis­te schau­en muss. Die Gesamt­um­welt­aus­wir­kung von Mar­ga­ri­ne ist wesent­lich gerin­ger als die von But­ter. Zumal Mar­ga­ri­ne kein Tier­leid ver­ur­sacht und in der Regel das Streich­fett sogar noch wesent­lich güns­ti­ger ange­bo­ten wird als But­ter. Wobei, wenn man die Umwelt­aus­wir­kun­gen der But­ter­pro­duk­ti­on mit in deren Preis ein­be­zie­hen wür­de, selbst die teu­ers­te But­ter immer noch zu bil­lig ist.


Quellen

[1] Vgl. Wiki­pe­dia: Mar­ga­ri­ne, https://​de​.wiki​pe​dia​.org/​w​i​k​i​/​M​a​r​g​a​r​ine, Abruf am 30.10.2023

[2] Vgl. Wiki­pe­dia: But­ter, https://​de​.wiki​pe​dia​.org/​w​i​k​i​/​B​u​t​ter, Abruf am 30.10.2023

[3] Vgl. ebd.

[4] Vgl. Wiki­pe­dia: Mar­ga­ri­ne, https://​de​.wiki​pe​dia​.org/​w​i​k​i​/​M​a​r​g​a​r​ine, Abruf am 30.10.2023

[5] Vgl. ARD Alpha: Rülp­ser und Pup­se set­zen Methan frei, 26.09.2022, https://​www​.ard​al​pha​.de/​w​i​s​s​e​n​/​u​m​w​e​l​t​/​k​l​i​m​a​/​k​l​i​m​a​w​a​n​d​e​l​/​k​u​h​-​k​u​e​h​e​-​r​i​n​d​-​r​i​n​d​e​r​-​m​e​t​h​a​n​-​k​l​i​m​a​-​l​a​n​d​w​i​r​t​s​c​h​a​f​t​-​t​r​e​i​b​h​a​u​s​g​a​s​e​-​1​0​0​.​h​tml, Abruf am: 30.10.2023

[6] Vgl. Öko­test: Mar­ga­ri­ne-Test: Mine­ral­öl und Palm­öl als Pro­ble­me – Her­stel­ler sind gefragt, von Bir­git Hinsch/Heike Baier/Lena Wen­zel, 28.20.2021, https://www.oekotest.de/essen-trinken/Margarine-Test-Mineraloel-und-Palmoel-als-Probleme–Hersteller-sind-gefragt_12206_1.html, Abruf am: 30.10.23

[7] Vgl. ALSAN: Mar­ga­ri­ne kli­ma­freund­li­cher als But­ter, https://​www​.alsan​.de/​n​a​c​h​h​a​l​t​i​g​k​e​i​t​-​k​l​i​m​a​a​s​p​e​k​te/, Abruf am 30.10.23

[8] Vgl. ebd.

[9] Vgl. FAZ: Elf­mal essen, bis es schmeckt, von Kath­rin Weso­low­ski, 23.08.2017, https://​www​.faz​.net/​a​k​t​u​e​l​l​/​s​t​i​l​/​e​s​s​e​n​-​t​r​i​n​k​e​n​/​g​e​m​u​e​s​e​-​j​e​d​e​n​-​t​a​g​-​e​l​f​-​m​a​l​-​e​s​s​e​n​-​b​i​s​-​e​s​-​s​c​h​m​e​c​k​t​-​1​5​1​5​9​2​4​7​.​h​tml, Abruf am 30.10.23

[10] Vgl. AOK: Was ist gesün­der – But­ter oder Mar­ga­ri­ne?, 28.07.2022, https://​www​.aok​.de/​p​k​/​m​a​g​a​z​i​n​/​e​r​n​a​e​h​r​u​n​g​/​l​e​b​e​n​s​m​i​t​t​e​l​/​w​a​s​-​i​s​t​-​g​e​s​u​e​n​d​e​r​-​b​u​t​t​e​r​-​o​d​e​r​-​m​a​r​g​a​r​i​n​e​/​#​c​1​5​9​0​6​3​1​000, Abruf am 30.10.23

[11] Vgl. ebd.

[12] Vgl. ebd.