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Veganer Lebensstil: Was gehört außer Ernährung noch dazu?

Sicher­lich ist die Ernäh­rung das wich­tigs­te The­ma, wenn es um den vega­nen Lebens­stil geht. Aber es gibt noch wei­te­re Aspek­te, die ich heu­te näher beleuch­ten möch­te.


Inhalt


1. Kleidung und Accessoires

Hier müs­sen wir natür­lich dar­auf ach­ten, dass kei­ne Mate­ria­li­en tie­ri­schen Ursprungs ver­wen­det wer­den. Doch wel­che sind das genau?

Leder

Leder wird tra­di­tio­nell aus der Haut von Tie­ren her­ge­stellt. Wir Veganer:innen müs­sen aber auf Leder nicht ver­zich­ten, son­dern kön­nen Alter­na­ti­ven wie Kunst­le­der nut­zen. Das wird aus Poly­ure­than oder ande­ren syn­the­ti­schen Mate­ria­li­en gefer­tigt. Es gibt auch Kunst­le­der, dass auf pflanz­li­che Roh­stof­fe setzt. Mehr erfahrt ihr hier: Vega­nes Leder: Wie gut und nach­hal­tig sind vega­ne Schu­he, Taschen usw.?

Wolle

Wol­le wird von Scha­fen, Zie­gen und ande­ren Tie­ren gewon­nen. Vega­ne Alter­na­ti­ven umfas­sen Mate­ria­li­en wie Baum­wol­le, Bam­bus, Ten­cel (aus Holz­zel­lu­lo­se) und syn­the­ti­sche Fasern wie Poly­es­ter und Acryl.

Einen aus­führ­li­chen Arti­kel zum The­ma Tier­leid durch Woll­pro­duk­ti­on habe ich letz­tes Jahr ver­fasst: Bin ich auch Vega­ner, wenn ich Wol­le tra­ge?

Seide

Tra­di­tio­nel­le Sei­de wird aus den Fäden der Sei­den­rau­pe her­ge­stellt. Alter­na­ti­ven dazu sind Kunst­sei­den wie Ray­on oder Lyo­cell, die pflanz­li­chen Ursprungs sind.

Pelz

Ech­ter Pelz ist ein abso­lu­tes NO-GO! Doch wer jetzt glaubt, Kunst­pelz wäre eine Alter­na­ti­ve, der irrt. Denn man kann nicht wis­sen, ob der Pelz am Kra­gen eines Pull­overs oder Man­tels Kunst­fell oder Echt­fell ist. In Chi­na gibt es näm­lich gro­ße Mar­der­hund-Far­men, auf denen die Tie­re in so gro­ßer Stück­zahl gezüch­tet wer­den, dass es für die Her­stel­ler bil­li­ger ist, Echt­pelz für ihre Klei­dungs­stü­cke zu neh­men statt Kunst­pelz. Anhand des Eti­ketts kann man den Tier­an­teil in der Klei­dung auch nicht erken­nen. Da, wenn ein Klei­dungs­stück aus über 80% Tex­til­fa­ser besteht, es kei­ne Kenn­zeich­nung braucht, dass Tier­ma­te­ria­li­en mit­ver­ar­bei­tet wur­den. Sind also 19% Echt­fell im Klei­dung­s­tück, ist das nicht anf­zu­füh­ren. Zudem ist Kunst­pelz kaum umwelt­ver­träg­lich, weil er aus Plas­tik besteht, also aus fos­si­len Brenn­stof­fen, die nicht in der Umwelt ver­rot­ten.[1]

Daunen

Dau­nen wer­den für die Fül­lung von Jacken und Bett­wa­ren ver­wen­det und stam­men von Gän­sen oder Enten. Vega­ne Alter­na­ti­ven sind syn­the­ti­sche Füll­stof­fe wie Poly­es­ter­fa­sern, die ähn­li­che iso­lie­ren­de Eigen­schaf­ten bie­ten.

Schmuck und Accessoires

Bei Schmuck und ande­ren Acces­soires ist dar­auf zu ach­ten, dass kei­ne Ele­men­te wie Perl­mutt, Per­len, Horn oder Elfen­bein ver­wen­det wer­den. Vega­ne Alter­na­ti­ven kön­nen aus einer Viel­zahl von Metal­len, Glas, Kunst­stof­fen oder recy­cel­ten und nach­hal­ti­gen Mate­ria­li­en bestehen.

2. Kosmetik und Pflegeprodukte

Bei Kos­me­tik- und Pfle­ge­pro­duk­ten gibt es meh­re­re wich­ti­ge Aspek­te, die wir beach­ten müs­sen, wenn wir einen vega­nen Lebens­stil haben:

Frei von tierischen Inhaltsstoffen

Vie­le Kos­me­tik­pro­duk­te ent­hal­ten Bestand­tei­le tie­ri­schen Ursprungs. Häu­fi­ge Bei­spie­le sind Kera­tin (aus Haar oder Nägeln), Lano­lin (aus Schafs­wol­le), Kol­la­gen (aus Schlacht­ne­ben­pro­duk­ten)[2], Bie­nen­wachs und Kar­min (ein roter Farb­stoff aus Cochen­il­le-Insek­ten). Wir Veganer:innen soll­ten nach Pro­duk­ten suchen, die expli­zit als vegan gekenn­zeich­net sind oder deren Inhalts­stof­fe sie genau über­prü­fen. Hier­zu könnt ihr bei­spiels­wei­se Apps nut­zen oder ihr ver­traut auf die bekann­ten Vegan-Sie­gel.

Keine Tierversuche

Auch wenn in der EU und eini­gen ande­ren Staa­ten  Tier­ver­su­che für Kos­me­ti­ka gesetz­lich ver­bo­ten sind, gibt es immer noch Märk­te (wie Chi­na), wo sol­che Tests für bestimm­te Pro­duk­te erfor­der­lich sind. Pro­duk­te, die als „cruel­ty-free“ gekenn­zeich­net sind, sind in der Regel eine siche­re Wahl.

Natürliche Inhaltsstoffe

Das Bes­te ist, wir nut­zen Pro­duk­te mit natür­li­chen oder bio­lo­gi­schen Inhalts­stof­fen. Die sind in der Regel frei von schäd­li­chen Che­mi­ka­li­en wie Para­be­nen, Sul­fa­ten und Phtha­la­ten. Damit tun wir uns und der Umwelt etwas Gutes.

3. Haushaltsprodukte

Auch bei Haus­halts­pro­duk­ten müs­sen wir auf ähn­li­che Aspek­te ach­ten wie bei ande­ren Pro­duk­ten:

Frei von tierischen Inhaltsstoffen

Vie­le Haus­halts­pro­duk­te kön­nen tie­ri­sche Pro­duk­te oder Neben­pro­duk­te ent­hal­ten. Zum Bei­spiel wer­den in eini­gen Rei­ni­gungs­mit­teln, Wach­sen oder Poli­tu­ren tie­ri­sche Fet­te ver­wen­det. Veganer:innen soll­ten die Inhalts­stoff­lis­ten über­prü­fen oder sich für Mar­ken ent­schei­den, die expli­zit als vegan gekenn­zeich­net sind.

Keine Tierversuche

Die Pro­duk­te soll­ten nicht an Tie­ren getes­tet wor­den sein. Dies betrifft nicht nur das End­pro­dukt, son­dern auch alle ein­zel­nen Inhalts­stof­fe. Sie­gel wie „Lea­ping Bun­ny“, „Cruel­ty-Free“ von PETA, oder ähn­li­che Zer­ti­fi­ka­te kön­nen hier Sicher­heit bie­ten.

Umweltfreundlichkeit

Vega­nis­mus bedeu­tet ja auch ein star­kes Inter­es­se für nach­hal­ti­ges und umwelt­scho­nen­des Han­deln. Ach­te des­halb auf Pro­duk­te, die umwelt­freund­lich sind: Bio­lo­gisch abbau­ba­re Inhalts­stof­fe, nach­hal­ti­ge Ver­pa­ckun­gen, Ver­mei­dung von schäd­li­chen Che­mi­ka­li­en wie Phos­pha­ten, Bleich­mit­teln und aggres­si­ven Lösungs­mit­teln.

Ethische Unternehmen

Pro­duk­te von Unter­neh­men, die trans­pa­rent über ihre Pro­duk­ti­ons­pro­zes­se, ihre Lie­fer­ket­ten und ihre ethi­schen Prak­ti­ken auf­klä­ren, sind mir lieb und teu­er. Ich fin­de es auch wich­tig, dass sie offen über ihre Bemü­hun­gen berich­ten, kei­ne Tier­ver­su­che durch­zu­füh­ren oder ihre Umwelt­aus­wir­kun­gen zu mini­mie­ren.

4. Freizeit und Unterhaltung

Hier ach­ten mei­ne Fami­lie und ich dar­auf, dass wir kei­ne Akti­vi­tä­ten unter­neh­men, die zum Tier­leid bei­tra­gen. Dazu gehö­ren bei­spiels­wei­se:

Veranstaltungen mit Tieren

  • Zir­kus­se, die Tie­re in ihren Vor­stel­lun­gen ein­set­zen       
  • Rode­os, Stier­kämp­fe und Ähn­li­ches
  • Zoos und Mee­res­aqua­ri­en, ins­be­son­de­re sol­che, die nicht pri­mär auf Erhal­tung und Bil­dung aus­ge­rich­tet sind, son­dern Tie­re in unna­tür­li­chen oder beeng­ten Lebens­räu­men hal­ten

Freizeitparks

Lei­der gibt es immer noch Frei­zeit­parks mit Shows, die Tie­re invol­vie­ren. Auf kei­nen Fall besu­chen wir sol­che Parks, wir set­zen auf tier­freie Unter­hal­tung.

Restaurants und Essen gehen

Hier suchen wir nach Restau­rants, die vega­ne Optio­nen anbie­ten oder sich auf vega­ne Küche spe­zia­li­sie­ren. Glück­li­cher­wei­se gibt es in vie­len Städ­te mitt­ler­wei­le ein brei­tes Ange­bot an vegan-freund­li­chen Restau­rants.

Sport

Auch im Sport ach­ten wir dar­auf, Pro­duk­te (mehr dazu sie­he Punkt 1. Klei­dung und Acces­soires) und Akti­vi­tä­ten zu wäh­len, die frei von Tier­leid sind. Das gehört ein­fach zum vega­nen Lebens­stil.

5. Reisen und Tourismus

Natür­lich müs­sen wir auch beim Rei­sen ein paar Punk­te beach­ten:

Unterkunft

Zum Glück gibt es zuneh­mend Hotels und Unter­künf­te, die sich auf vega­ne oder zumin­dest vegan-freund­li­che Ange­bo­te spe­zia­li­siert haben. Oft gibt es hier vega­ne Mahl­zei­ten, kei­ne Bett­wä­sche aus tie­ri­schen Pro­duk­ten und vega­ne Pfle­ge­pro­duk­te im Bad.

Transportmittel

Beim Rei­sen ach­ten wir dar­auf, dass die Trans­port­mit­tel so wenig wie mög­lich Emis­sio­nen ver­ur­sa­chen. Flug­rei­sen sind damit tabu. Aber zum Glück ist Euro­pa ja bunt und viel­fäl­tig.

Aktivitäten und Attraktionen

Ele­fan­ten­rei­ten, Besu­che in Zoos oder Aqua­ri­en, die nicht auf Arten­schutz spe­zia­li­siert sind, oder Angeln machen wir natür­lich auch nicht im Urlaub. Statt­des­sen bevor­zu­gen wir Akti­vi­tä­ten wie Wan­dern, Fahr­rad­fah­ren oder das Besich­ti­gen von his­to­ri­schen Stät­ten und Natur­schutz­ge­bie­ten.

Souvenirs und Einkäufe

Wir kau­fen kei­ne Sou­ve­nirs, die aus tie­ri­schen Mate­ria­li­en wie Leder, Kno­chen, Elfen­bein oder Wol­le her­ge­stellt sind. Da muss man auch auf­pas­sen, doch mit der Zeit bekommt man einen Blick dafür.

Nachhaltigkeit

Wenn es geht, nut­zen wir nach­hal­ti­ge Tou­ris­mus­an­ge­bo­te, die loka­le Gemein­schaf­ten unter­stüt­zen und die Umwelt scho­nen. Dies kann auch den bewuss­ten Umgang mit Was­ser und Ener­gie, die Ver­mei­dung von Plas­tik und das Unter­stüt­zen von loka­len, ethi­schen Unter­neh­men ein­schlie­ßen.

Vorbereitung und Planung

Eine sorg­fäl­ti­ge Pla­nung ist essen­ti­ell, um sicher­zu­stel­len, dass die Rei­se unse­ren vega­nen Stan­dards ent­spricht. Dies kann die Vor­be­rei­tung von Snacks für die Rei­se, das Mit­brin­gen eige­ner Pfle­ge­pro­duk­te oder das Vor­ab-Che­cken von Restau­rants und Akti­vi­tä­ten umfas­sen.

6. Investitionen und Finanzen

Als letz­ten Punkt möch­te ich noch Finan­zen und Inves­ti­tio­nen nen­nen, auch hier for­dert der vega­ne Lebens­stil eini­ge Auf­merk­sam­keit:

Ethische Banken und Finanzinstitutionen

Ban­ken, die kei­ne Geschäf­te mit Unter­neh­men oder Bran­chen för­dern, die Tier­leid ver­ur­sa­chen oder Umwelt­schä­den, sind die ers­te Wahl beim vega­nen Lebens­stil. Eini­ge Ban­ken bie­ten spe­zi­el­le ethi­sche oder nach­hal­ti­ge Bank­dienst­leis­tun­gen an, die in Pro­jek­te und Unter­neh­men inves­tie­ren, die posi­ti­ve sozia­le oder öko­lo­gi­sche Aus­wir­kun­gen haben.

Vegan-freundliche Investitionen

Inves­ti­tio­nen in Akti­en, Anlei­hen oder Fonds kön­nen so aus­ge­wählt wer­den, dass sie Unter­neh­men aus­schlie­ßen, die in Tier­pro­duk­ti­on, Tier­ver­su­che oder ande­re Prak­ti­ken invol­viert sind, die nicht mit vega­nen Prin­zi­pi­en über­ein­stim­men. Statt­des­sen kön­nen Inves­ti­tio­nen in Unter­neh­men oder Fonds, die pflanz­li­che Pro­duk­te, erneu­er­ba­re Ener­gien, nach­hal­ti­ge Tech­no­lo­gien oder sozia­le Unter­neh­men för­dern, eine attrak­ti­ve Alter­na­ti­ve sein.

Direkte Unterstützung veganer Unternehmen

Wir kön­nen auch direkt in vega­ne Start­ups oder klei­ne Unter­neh­men inves­tie­ren, die vega­ne Pro­duk­te oder Dienst­leis­tun­gen anbie­ten. Dies kann über Crowd­fun­ding-Platt­for­men oder direk­te Betei­li­gun­gen erfol­gen.

Veganer Lebensstil ist mehr als nur eine „Diät“

Du siehst, zum vega­nen Lebens­stil gehört mehr als nur eine bestimm­te Art sich zu ernäh­ren.  Es ist mehr eine Art Lebens­phi­lo­so­phie, die dar­auf abzielt, den Ein­fluss des Men­schen auf Tie­re und die Umwelt zu mini­mie­ren. Natür­lich sind alle mei­ne genann­ten Aspek­te kein Muss, aber viel­leicht ein Denk­an­stoß.  


Quellen

[1] Vgl. Focus: Echt­pelz ist ein No-Go! Aber die Wahr­heit über Kunst­pelz brach­te mich zum Nach­den­ken, von Julia Ker­ner, 05.12.2019, https://​www​.focus​.de/​p​e​r​s​p​e​k​t​i​v​e​n​/​w​e​l​t​-​r​e​t​t​e​n​-​k​o​l​u​m​n​e​/​k​o​l​u​m​n​e​-​i​n​-​k​l​e​i​n​e​n​-​s​c​h​r​i​t​t​e​n​-​d​i​e​-​w​e​l​t​-​r​e​t​t​e​n​-​e​c​h​t​p​e​l​z​-​i​s​t​-​e​i​n​-​n​o​-​g​o​-​a​b​e​r​-​d​i​e​-​w​a​h​r​h​e​i​t​-​u​e​b​e​r​-​k​u​n​s​t​p​e​l​z​-​b​r​a​c​h​t​e​-​m​i​c​h​-​z​u​m​-​n​a​c​h​d​e​n​k​e​n​_​i​d​_​1​1​4​1​8​5​6​9​.​h​tml, Abruf am 29.04.24

[2] Vgl. Peta: Kol­la­gen: Straf­fe Haut durch Pul­ver aus Schlacht­ab­fäl­len?, Frie­de­ri­ke Huth, 3.09.2021, https://​www​.peta​.de/​t​h​e​m​e​n​/​k​o​l​l​a​g​en/, Abruf am 29.04.24