Häufig werde ich gefragt, ob ich als Veganer genug Proteine bekomme. Viele glauben, dass nur tierische Produkte die Hauptquelle für Proteine sind. Aber stimmt das wirklich? Brauchen Veganer:innen zusätzliches Eiweiß?
Inhalt
- Brauchen Veganer:innen zusätzliches Eiweiß?
- Wie viel Protein braucht ein Erwachsener?
- Liste wichtiger pflanzlicher Proteinquellen
- Tierisches und pflanzliches Eiweiß unterscheiden sich
- Pflanzliche Proteine besser für Gesundheit
- Was ist mit Sportlern und Sportlerinnen?
- Eiweißmangel bei vegan lebenden Menschen ist ein Vorurteil
- Quellen
Brauchen Veganer:innen zusätzliches Eiweiß?
Die Antwort lautet: In den meisten Fällen nicht. Eine ausgewogene vegane Ernährung liefert alle notwendigen Aminosäuren und ausreichend Protein, um den Bedarf des Körpers zu decken. Tatsächlich bieten Hülsenfrüchte, Vollkornprodukten, Nüssen, Samen und Gemüse mehr als genug Eiweiß.
Wie viel Protein braucht ein Erwachsener?
Der tägliche Eiweißbedarf des Körpers liegt bei rund einem Gramm pro Kilogramm Körpergewicht, bezogen auf das Normalgewicht. Bei einem Körpergewicht von 75 Kilogramm bedeutet dies, dass ein normalgewichtiger Mensch (mit einer Körpergröße von 1,80 Metern) einen Eiweißbedarf von ungefähr 75 Gramm hat. Ältere und kranke Menschen benötigen 1,2 bis 1,5 Gramm Eiweiß pro Kilogramm Körpergewicht, um die Mobilität und Funktion ihrer Muskulatur aufrechtzuerhalten. Leistungssportler und Schwangere haben ebenfalls einen etwas höheren Eiweißbedarf. Für Personen mit Übergewicht (wie zum Beispiel 75 Kilogramm bei einer Körpergröße von nur 1,65 Metern) reicht die empfohlene Menge an Eiweiß, die auch für Normalgewichtige empfohlen wird (in diesem Beispiel etwa 65 Gramm Eiweiß).[1]
Liste wichtiger pflanzlicher Proteinquellen
Ich muss aber auch zugeben, dass laut Statistik bei Veganer:innen ein höheres Risiko besteht, Proteinmangel zu haben.[2] Deshalb ist es wichtig, dass die Ernährung ausgewogen ist. Hier ein paar sehr gute natürliche Proteinquellen.
Hülsenfrüchte[3]
Proteingehalt pro 100g | |
Sojabohnen | 9 g |
Saubohnen | 24 g |
Erbsen | 23 g |
Kichererbsen | 19 g |
Erdnüsse | 26 g |
Linsen | 24 g |
Getreideprodukte[4]
Proteingehalt pro 100g | |
Vollkornteigwaren | 12 g |
Hafer/-flocken | 14 g |
Quinoa | 15 g |
Amaranth | 16 g |
Hirseflocken | 11 g |
Hartweizengriess | 12 g |
Ersatzprodukte[5]
Proteingehalt pro 100g | |
Tofu | 15 g |
Tempeh | 19 g |
Seitan | 32 g |
Quorn | 22 g |
Tierisches und pflanzliches Eiweiß unterscheiden sich
Nicht alle Proteine aus proteinreichen Lebensmitteln können vom Körper gleich gut verwertet werden. Es kommt nämlich die biologische Wertigkeit ins Spiel. Sie dient als Maß dafür, wie effizient unser Stoffwechsel Proteine aus der Nahrung in körpereigene Proteine umwandelt. Betrachten wir jedes Lebensmittel einzeln, hat tierisches Eiweiß eine höhere biologische Wertigkeit, da es dem menschlichen Protein ähnlicher ist. Allerdings ist dieses Maß in der Praxis nur bedingt anwendbar. Bei jeder Mahlzeit nehmen wir sowieso verschiedene Proteinquellen zu uns. So kommen verschiedene proteinreiche Lebensmittel wie Vollkornreis, Brokkoli oder Mandeln zusammen und ergänzen sich. Das verbessert die Verwertbarkeit pflanzlicher Proteine deutlich.[6]
Pflanzliche Proteine besser für Gesundheit
Menschen, die viele pflanzliche Proteine konsumieren, leben laut Studien gesünder und können das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen senken. Dagen erhöhen tierische, proteinreiche Lebensmittel und übermäßiger Fleischkonsum laut Studien das Krankheitsrisiko.[7]
Mehr Infos zu den gesundheitlichen Vorteilen der veganen Ernährung findet ihr in diesem Beitrag: Ist vegane Ernährung ungesund?
Was ist mit Sportlern und Sportlerinnen?
Natürlich gibt es bestimmte Situationen, in denen eine zusätzliche Proteinquelle für Veganer:innen empfehlenswert sein kann. So haben Athlet:innen möglicherweise einen erhöhten Proteinbedarf. In solchen Fällen kann die Ergänzung mit pflanzlichen Proteinpräparaten oder der gezielte Verzehr proteinreicher Lebensmittel sinnvoll sein. Das sollte aber immer mit einer Ernährungsfachkraft oder einem Arzt vorher besprochen werden, um den individuellen Bedarf zu ermitteln.[8]
Was allerdings nicht stimmt ist, dass der erhöhte Proteinbedarf nur durch tierische Eiweiße gedeckt werden kann. Das beweisen allein diese bekannten Sportler.
Eiweißmangel bei vegan lebenden Menschen ist ein Vorurteil
Es ist wirklich an der Zeit, mit dem Vorurteil aufzuräumen, vegane Ernährung führt automatisch zu Proteinmangel. Mit einer bewussten Ernährungsplanung und dem Wissen über proteinreiche pflanzliche Lebensmittel können Veganer:innen ihren Körper mit allem versorgen, was er braucht, um gesund und energiegeladen zu bleiben.
Wollt ihr noch mehr Vorurteile gegenüber der veganen Ernährung entkräften? Dann lest doch diesen Artikel: Die 10 größten Vorurteile und Mythen über Veganer:innen
Quellen
[1] Vgl. NDR: Wie viel Eiweiß ist gesund?, 08.03.23, https://www.ndr.de/ratgeber/gesundheit/Wie-viel-Eiweiss-ist-gesund,eiweiss102.html, Abruf am 14.07.23
[2] Vgl. optiKal — Ernährungszentrum Zug: Vegetarisch und vegan-pflanzliche Proteinquellen clever nutzen, https://ernaehrungszentrum-zug.ch/vegetarisch-und-vegan-pflanzliche-proteinquellen-clever-nutzen/, Abruf am 14.07.23
[3] Ebd.
[4] Ebd.
[5] Ebd.
[6] Vgl. Lavita Magazin: Eiweißreiche Lebensmittel – warum pflanzliche Proteine mehr zu bieten haben, von Dunja Rieber, https://www.lavita-magazin.de/eiweissreiche-lebensmittel, Abruf am 14.07.23
[7] Ebd.
[8] Vgl. Deutsches Institut für Sporternährung e.V.,Bad Nauheim: Muskelaufbau und gezielte Eiweißaufnahme, https://www.dise.online/hintergrund/eiwei%C3%9F/, Abruf am 14.07.23