Vegane einkaufen ist auch ohne Vegan-Siegel leicht, aber es gibt ein paar Fallstricke. Ich bin selbst schon darüber gestolpert. Damit euch das nicht passiert, gibt es heute meine Tipps und Tricks für den veganen Wochenendeinkauf.
Inhalt
- 1. Unverarbeitet ist immer besser
- 2. Kleine Übersicht mit Lebensmitteln Für den veganen Einkauf:
- 3. Typische Fallstricke beim Veganen Lebensmittel-Einkauf
- 4. Liste machen
- 5. Satt Vegan Einkaufen
- 6. Bio, fair, regional und saisonal
- 7. Bester vegan Life-Hack: Allergiehinweis auf Rückseite
- 8. Vegane Fleischalternativen – müssen nicht, dürfen aber
- Das solltet ihr beachten und zwei App-Empfehlungen
- Quellen
Im letzten Beitrag hab ich euch die besten Vegan-Siegel vorgestellt, die euren Einkauf leichter machen. Doch nicht auf allen veganen Lebensmitteln prangt ein Vegan-Label, deshalb geht es im heutigen Beitrag darum, wie ihr auch ohne Siegel vegan einkaufen könnt.
1. Unverarbeitet ist immer besser
Egal ob ihr euch vegan oder omnivor ernährt, eine Sache gilt für jeden Lebensmitteleinkauf: Unverarbeitet ist besser. Ich hatte ja bereits in meinem Artikel „Kann man mit veganer Ernährung abnehmen?“ etwas über hochverarbeitete Lebensmitteln wie Trockensuppen, Softdrinks, Süßigkeiten und Fertiggerichte geschrieben und was daran gefährlich ist. Lest einfach nach, wenn euch das Thema näher interessiert.
Unverarbeitete Lebensmittel wie frisches Obst und Gemüse gehören einfach immer in den Einkaufswagen. Alternativ dürfen es Dosen oder besser Tiefkühlwaren sein. Auch Getreide und Nüsse sind sehr wichtig. Backwaren sollten natürlich ebenso in den Einkaufswagen wandern. Daneben sind Nudeln (bitte keine Eiernudeln), Marmeladen, Gewürze, Essig und Öle in aller Regel vegan. Wer Tofu und Seitan mag, der sollte da auch zugreifen. Und um die typischen „Milchwaren“ zu ersetzen, gibt es jede Menge alternative Pflanzenmilch, veganen Joghurt und sogar veganen Käse.
Fertigsaucen?
Niemand braucht fertige Tomatensaucen von Barilla, Maggie und Co. Inzwischen gibt es in den meisten Supermärkten gehackte Tomaten in der Dose, die bereits mit Zwiebeln und Kräutern verfeinert sind und das sogar in Bio-Qualität. Ihr müsst die einfach erwärmen, abschmecken und das war es schon. Da spart ihr sogar jede Menge Geld und erhitzte Tomaten sind zudem sehr gesund. Sie reichern nämlich beim Kochen Lycopin (auch Lykopin) an und enthalten dann sogar davon mehr als frische Tomaten.[1] Der Stoff schützt unter anderem vor Arterienverkalkung und soll laut Studien das Risiko für Prostata‑, Lungen- und Magenkrebs verringern. Wobei das Lykopin wohl nicht allein dafür verantwortlich ist, sondern nur im Zusammenhang mit weiteren Stoffen der Tomate für diesen positiven Effekt sorgt.[2]
2. Kleine Übersicht mit Lebensmitteln Für den veganen Einkauf:
1. Obst und Gemüse (vorzugsweise frisch, Tiefkühlung oder Dose)
2. Backwaren (Vorsicht bei süßem Gebäck, Torten etc. hier kann Milch oder Ei drin sein)
3. Pasta (keine Eiernudeln oder Spätzle und Ähnliches)
4. Getreide (Reis, Hafer, Quinoa, Hirse etc.)
5. Tofu und Seitan
6. Milchalternativen aus Hafer, Soja oder anderer pflanzlicher Basis
7. Joghurt, Käse usw. auf pflanzlicher Basis
8. Gewürze
9. Marmelade, Agavendicksaft und Ähnliches (Vorsicht bei Schoko-Aufstrichen und Schoko-Müslis)
10. Nüsse, Trockenobst
11. vegane Brotaufstriche
12. Pilze (frisch oder tiefgefroren)
3. Typische Fallstricke beim Veganen Lebensmittel-Einkauf
Margarine
Margarine darf Buttermilch, Molke oder Vitamin D aus Fisch oder Wollfett enthalten. Also schaut hinten auf die Zutatenliste. Bio-Margarine enthält keine tierischen Zusätze. Das ist zwar nicht vorgeschrieben, aber die Hersteller haben sich darauf geeinigt.[3]
Wein
Um Wein zu klären und von Trübstoffen zu befreien, ihn geschmeidig zu machen und zu stabilisieren, werden Hühnereiweiß, Milchprodukte oder Tier-Gelatine genutzt.[4] Das machen natürlich nicht alle Winzer so, aber ihr solltet es wissen. Wirklich veganen Wein erkennt ihr leider nur an einem Vegan-Siegel oder einer freiwilligen Angabe des Herstellers.
Zucker
Europäischer Zucker ist davon nicht betroffen, aber Zucker aus dem Ausland, wie etwa den USA kann durch Knochenkohlepulver entfärbt worden sein. Das ist definitiv nicht vegan.[5]
Süßigkeiten
- Fruchtgummis — werden meist mit tierischer Gelantine hergestellt
- Milch‑, Alpenmilch‑, Vollmilchschokolade – hier steckt die Milch ja schon im Wort
- Pralinen – meist enthalten die Butterreinfett
- Gummibärchen – Bienenwachs wird als Mantel für den besonderen Glanz genutzt
- Rote Süßigkeiten – unter Umständen kann der rote Farbstoff Karmin hier zum Einsatz kommen. Der stammt aus zerdrückten Schildläusen.[6]
Fruchtsäfte
Wie Wein werden auch Fruchtsäfte oft mit tierischer Gelantine gefiltert. [7]
Chips und andere „TV-Snacks“
Auch Chips und Co. sind nicht immer frei von tierischen Produkten. Klar, Chips, die schon etwas tierisches im Namen tragen, wie „Käse-Chips“ oder „Chips mit Steakaroma“ werden in aller Regel tierische Zutaten enthalten. Aber selbst bei „normalen“ Kartoffelchips wird gern tierisch nachgeholfen. Häufig kommen tierische Fette oder Süßmolkepulver zum Einsatz.[8] Schaut deshalb immer genau auf die Zutatenliste.
4. Liste machen
Ja, ich weiß, mit Einkaufsliste einkaufen zu gehen, ist so sexy wie mit einem Walross Mambo zu tanzen, aber es hilft. Ihr könnt zu Hause in aller Ruhe eure Rezepte durchgehen, die ihr kochen wollt und Brot‑, Obst- und Gemüsevorräte überprüfen. Dann schreibt ihr auf, was ihr braucht, und kauft auch nur das ein. Angenehmer Nebeneffekt: Der Einkauf nimmt weniger Zeit in Anspruch, weil ihr nicht rumschaut, sondern gezielt sucht. Zudem wird der Einkauf preiswerter, weil ihr nicht Dinge kauft, die euch beim Rumschauen über den Weg laufen.
Ich erstelle die Liste einfach auf meinen Handy. Das geht etwa mit der Notiz-Funktion, die ja jedes Smartphone hat, supergut.
5. Satt Vegan Einkaufen
Mit hungrigem Magen greift man mit hoher Wahrscheinlichkeit zu den kalorienreichen und damit meist ungesunden Lebensmitteln. Das haben mehrere Studien ergeben. Wer gesättigt einkauft, wird niedrig- und hochkalorische Lebensmittel im Verhältnis 4:1 in den Wagen legen. Wer hungrig einkauft, wird niedrig- und hochkalorische Lebensmittel im Verhältnis von 2,5:1 shoppen.[9] Außerdem hilft die eben erwähnte Einkaufsliste, das ihr nicht zu viel „Mist“ einkauft.
6. Bio, fair, regional und saisonal
Wie ich bereits in meinem Blog-Post „Warum wird jemand Veganer oder Veganerin?“ schrieb, gibt es viele Gründe um Veganer:in zu werden. Neben Gesundheit und Tierwohl gehören für mich auch soziale Verantwortung und der Umweltschutz dazu. Deshalb greife ich, wenn es die Wahl gibt, immer zu fair gehandelten Produkte.
Natürlich achte ich auch auf bio, vor allem wegen der Umwelt. Zudem werden bei Bio-Produkten, die wir für pflanzlich halten, in der Regel auch nur pflanzliche Zusatzstoffe genutzt. Bei konventionellen Lebensmitteln wird gern mit „Tier“ nachgeholfen – siehe Chips oder Süßigkeiten.
Regional und saisonal sind aus Gründen des Umweltschutzes essenziell. Hier ist es mir sogar wichtiger als bio. Was bringen argentinische Bio-Kartoffeln, wenn sie 1000nde Kilometer zu uns transportiert werden müssen? Da kaufe ich mit besserem Gewissen die Kartoffeln vom Bauern um die Ecke. Obst und Gemüse, was keine Saison hat, sollte ebenfalls im Supermarkt bleiben. Es wird meist unter hohem energetischem Aufwand und vielen Umweltgiften produziert und der Geschmack ist in der Regel eh nur mau. Erdbeeren aus Spanien sind das perfekte Beispiel dafür, denn die sind eine echte Umweltsünde. (Mehr dazu hier: Früherdbeeren haben desolate Umweltbilanz/ WWF rät zu Schwarzwälder Kirsch- statt Erdbeertorte zu Ostern)
7. Bester vegan Life-Hack: Allergiehinweis auf Rückseite
Kauft ihr ein veganes Lebensmittel und ihr seid euch nicht sicher, dass vielleicht doch irgendwas Tierisches darin enthalten ist, dann schaut auf Zutatenliste, und zwar den Allergiker-Hinweis. Steht dort sowas wie: „Kann Spuren von Eiweiß und Milchprodukten enthalten“, dann ist das Produkt mit aller Wahrscheinlichkeit vegan.
Warum das?
Der Allergiker-Hinweis bezieht sich darauf, dass dieses Lebensmittel mit Maschinen hergestellt wurde, die auch Eiweiß und Milchprodukte verarbeiten. Kleinste Mengen davon könnten im entsprechenden Produkt enthalten sein, weil beispielsweise an einer Einfülldüse noch etwas Milchpulver hing. Doch der Hinweis bedeutet auch, dass zu den offiziellen Zutaten weder Eiweiß noch Milch gehören, denn sonst wäre er sinnlos. (Bei einer Milchschokolade weiß der Milch-Allergiker schon allein, weil es eine Milchschokolade ist, dass er diese nicht essen kann.) Der Allergiker-Hinweis zeigt euch also, dass die dort genannten Zutaten nicht im Produkt enthalten sind. Eine echt geniale Sache.
8. Vegane Fleischalternativen – müssen nicht, dürfen aber
Von veganen Fleischalternativen halte ich persönlich wenig. Es lässt sich alles auch sehr einfach selbst machen, wie etwa der vegane Nussbraten zeigt. Den habe ich euch als Ostermenü empfohlen. Doch ich kenne viele Einsteiger, die veganen Fleischersatz brauchen, um sozusagen „ins Vegan-Leben zu starten“. Das könnt ihr gern so machen, ich bitte euch nur zu bedenken: Der Fleischersatz ist in der Regel hoch verarbeitet und das ist für den Körper nicht so günstig. Macht es deshalb so wie unsere Urgroßeltern. Damals gab es nur einmal in der Woche Fleisch, weil es eben etwas Besonderes und auch Teures war. Esst also ein- maximal zweimal in der Woche den Fleischersatz, dann sollte es klar gehen.
Das solltet ihr beachten und zwei App-Empfehlungen
Die schlimmsten veganen Fallstricke konnte ich euch hoffentlich zeigen. Was noch wichtig ist: Kauft möglichst abwechslungsreich ein. Kombiniert viele verschiedene Zutaten – Nüsse, Gemüse, Bohnen, Kartoffeln, Soja usw. – damit euer Speisplan alle wichtigen Nährstoffe aufweist.
Wer beim veganen Einkauf noch Unterstützung braucht, dem empfehle ich die App Peta Zwei, die gibt es für Apple und Android. Zudem finde ich Codecheck sehr nützlich. Das gibt es auch als App. Damit schaut ihr superschnell, welche Inhaltsstoffe in einem Produkt sind und ob diese eventuell gesundheitsschädigend sind.
Quellen
[1] Vgl. NDR: „Tomaten: Gesundes Gemüse mit viel Geschmack“, 23.02.2023, https://www.ndr.de/ratgeber/kochen/warenkunde/Tomaten-Gesundes-Gemuese-mit-viel-Geschmack,tomaten187.html, Abruf am 13.04.23
[2] Vgl. Verbraucherzentrale: „Lykopin — das “Tomaten-Vitamin”?, 07.10.2023, https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/lebensmittel/nahrungsergaenzungsmittel/lykopin-das-tomatenvitamin-8567, Abruf am 13.04.23
[3] Vgl. Schrot & Korn: „Margarine? Läuft!“, von Gudrun Ambros, 08.02.2022, https://schrotundkorn.de/essen/margarine, Abruf am 13.04.23
[4] Vgl. Delinat: „Vegane Weine“, https://www.delinat.com/vegane-weine.html, Abruf am 13.04.23
[5] Vgl. EatSmarter: „Was ist nicht vegan?“ von Ben Schamma, 20.07.2022, https://eatsmarter.de/ernaehrung/gesund-ernaehren/was-ist-nicht-vegan, Abruf am 13.04.23
[6] Vgl. Eat Club: „Warum sind viele Süßigkeiten nicht vegan? Wir klären auf“ von Franziska Peter, 13.01.2023, https://www.eatclub.tv/kochschule/gut-zu-wissen/suessigkeiten-nicht-vegan-192035, Abruf am 13.04.23
[7] Vgl. Utopia: „Warum du nicht bedenkenlos Apfelsaft trinken solltest – als Veganer:in“ von Enya Unkart, 18.01.2023, https://utopia.de/ratgeber/warum-du-nicht-bedenkenlos-apfelsaft-trinken-solltest-als-veganerin/, Abruf am 13.04.23
[8] Vgl. Vegpool: „Sind Chips eigentlich vegan?“ von Kilian Dreißig, 09.03.2020, https://vegpool.de/magazin/sind-chips-vegan.html, Abruf am 13.04.23
[9] Vgl. DEBInet: „Figurfalle: Lebensmittel nicht hungrig einkaufen“ von Dr. oec. troph. Christina Bächle, Redaktion: Dr. Bertil Kluthe, 19.07.2013, https://www.ernaehrung.de/blog/figurfalle-hungrig-einkaufen/, Abruf am 13.04.23